Der Maler Carl August Lebschée (1800 - 1877)


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THURNAUER BLÄTTER - FEBRUAR 2001

Lebschée und das Album Thurnau von ADOLF HÄUßINGER
 

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Wer war Lebschée?
Carl August Lebschée wurde am 27. Juli 1800 in Schmiegel, damals preußischer Regierungsbezirk Posen, geboren. Im Jahr 1807 siedelte seine Familie nach München über, wo er schon frühzeitig durch sein großes Zeichentalent in der Schule auffiel. Schon bald erhielt deshalb der begabte Junge Zeichenunterricht beim Landschaftsmaler Wagner sowie in der Geometrieschule des Landesvermessungsamtes in München. Seit seinem 14. Lebensjahr besuchte Lebschée auf Wunsch des bayerischen Königs Max I. die Akademie der Künste in München, wo er das von der königlichen Kabinettskasse finanzierte Studium abschloss. Mit 25 Jahren nahm er das schwere Schicksal eines nur von seiner Kunst lebenden Malers auf sich.

Der Architektur-, Landschaftsmaler und Graphiker Lebschée machte sich aber schon bald mit seinen naturgetreuen und malerischen Ansichten einen hervorragenden Namen. Für seine detailgetreuen, präzisen Dokumentationen im vorfotografischen Zeitalter galt er als „Registratur des Gewesenen" und dafür gab es wohl kaum einen Besseren als ihn in München.
Von Jugend auf hatte Lebschée eine poetische Liebe für alte Ritterburgen, Ritterromane, Geschichte und glückliche Romantik im Herzen. Diese Liebe erfrischte ihn ebenso wie sein feinfühliges Verhältnis zu Blumen und Singvögeln, die er sich in seiner Wohnung hielt. Eine Tageszugeherin betreute ihn, nachdem er zeitlebens Junggeselle blieb. Nur selten war er krank; Wohlstandskrankheiten gab es bei ihm infolge seines kargen Lebens nicht.
Lebschée war fast ständig in Geldnot und hatte oft nur ein Stück Brot und ein Glas Milch am Tage zum Verzehren. Wegen seines großen Schaffensdranges erlaubte er sich auch nur selten einen Spaziergang. Am liebsten saß er zu Hause an seinem viel geliebten Arbeitsplatz: „ .... Dieser umfasst mein ganzes Leben, meine ganze Liebe, Alles, was ich habe und wünsche; das ist der alleinige Sorgenbrecher und Beruhiger fürs halb gebrochene Herz, da vergesse ich des Erdenlebens Pein und
Plage. ..,.." (diese Worte sind einem Brief vom 3. Februar 1868 entnommen). Qualvoll und halb blind nach einer Netzhautablösung verbrachte er seine letzten Lebensjahre am Stock, unterstützt von ein paar hilfreichen Menschen. Als er am 13. Juli 1877 in München starb, hatte alle Plage für diesen einsamen und stolzen Künstler ihr Ende.

Lebschée und die Thurnauer Grafschaft
Carl August
Lebschée zeichnete bereits in den Jahren 1832 bis 1835 im Thurnauer Gebiet. Durch seinen Freund Joseph Heller aus Bamberg wurde er mit dem geschichtsinteressierten Franz Friedrich Carl Graf von Giech im Schloss Thurnau bekannt. Dieser hatte sein Amt als königlich bayerischer Regierungspräsident von Mittelfranken in Ansbach im Jahr 1840 freiwillig niedergelegt, um sich fortan mit der uralten Geschichte seiner Familie und seines Schlosses zu beschäftigen.
Am 12. September 1850 fuhr der Graf nach München und beauftragte
Lebschée mit der Herstellung von Tonlithographien für das Gräflich Giechsche Album Thurnau, in dem die einstigen und jetzigen Burgen und Schlösser der Giechschen Familie mit allen Wappen abgebildet werden sollten. Vom Grafen eingeladen, reiste Lebschée schon zwei Tage später nach Thurnau. um mit seinen Naturzeichnungen für das geplante Album zu beginnen.
Der Maler wohnte jeweils in den Herbstmonaten 1850, 1851 und 1855 im ersten Stock des Hans-Georgen-Baues gegenüber der Wohnung der gräflichen Familie, Bald war er bei Graf und Gräfin, des Grafen Mutter und bei Frau von Thüngen, den Grafenkindern, dem Hofmeister Dietzfelbinger, Oberförster Weiße, Schlossgärtner Heinrich Günther, Domänen-Rentamts-Sekretär Roder und Diener Lederer beliebt und geachtet. Auf seinen Lithographien wurden sie als Dank für die herzliche Betreuung im Schloss Thurnau von
Lebschée verewigt. Folge dieser für Lebschée so glücklichen Monate jener Jahre voll Anerkennung und Fürsorge war dann auch die gegenseitige Zusendung von Weihnachtspaketen bis zum Jahre 1859, wie zum Beispiel Tafelobst, Krippenfiguren, bemalte Bleisoldaten, Puppengeschirr, Griffelkasten für die Grafenkinder oder Textilien, Gothaer Cervelat-Würste und Lilienzwiebeln für den Maler.

Im Jahr 1855 machte
Lebschée neben den Lithos für das Album Thurnau auch noch Wachs- und Gipsabdrücke von alten Urkundensiegeln der Familie von Giech. Außerdem kaufte Graf Giech von Lebschée mehrere Tusche-Handzeichnungen, Original-
zeichnungen sowie aquarellierte Sepia-Zeichnungen für das Gräflich Giechsche Album, dessen Titelseite der Künstler eigens für den Grafen gestaltet und vergoldet hatte. In diesem Jahr erhielt
Lebschée auch den Auftrag, von den aus Thurnau mitgebrachten Kupferstichplatten von Baptista Homann mit der Landkarte und der Ansicht von Thurnau sowie der Kupferplatte mit dem Grabmal (Sarg), 50 bzw. 20 Abdrucke machen zu lassen. Graf Giech und der Maler Lebschée sahen sich am 20. Januar 1861 ein letztes Mal in München. Als Graf Friedrich Carl von Giech am 2. Februar 1863 starb, wurde Lebschées wirtschaftliche Lage immer schlechter.

Die Entstehung des Lithographie-Albums Thurnau
Mit der Fertigung der ersten sechs Lithographien mit Tonplatte begann Lebschée in München bereits am 4. Februar 1851. Die ersten Abdrucke aus der Druckerei J. B. Kühn - in Anwesenheit des Künstlers waren jeweils 28 bis 40 Stück hergestellt worden - gingen am 20. Dezember 1851 wohlverpackt in einem Kistchen mit der Post nach Thurnau. Für jede Lithographie mit Tonplatte erhielt Lebschée zunächst 22 Gulden. Ab Januar 1856 verlangte er 30 Gulden für jede Steindrucktafel.
Am. 6. Januar 1856 teilte Lebschée dem Grafen mit, dass er die 3. Abteilung von je sechs Lithographiesteinen zum Album Thurnau beginne. Am 16. September 1856 waren alle 28 großen Lithographien im Album fertiggestellt. Die Abdrucke von den letzten Lithographie-Steinen und den letzten Tonplatten erfolgten am 28. Januar 1859 unter der Mitwirkung Lebschées von früh bis spät. Damit war das große Lithographie-Album Thurnau mit den 38 Tafeln zu Ende geführt; es bekrönte auch die historischen Arbeiten von Carl Graf von Giech.

Für die 28 großen und 62 kleineren Tonlithographien im Album Thurnau hat Lebschée in der Zeit von 1850 bis 1859 insgesamt 1.317 Gulden und 20 Kreuzer erhalten. Zählt man die 358 Gulden, die der Graf für die Naturzeichnungen zum Album Thurnau gesondert bezahlte und die von der Gräfin nach dem Ableben ihres Mannes noch gewährten Zuwendungen von 135 Gulden zum Honorar hinzu, so kommt, man auf ein endgültiges Gesamthonorar von 1.849 Gulden, die der Maler für zehn Jahre intensiver Arbeit, abgesehen von den kostenlosen Aufenthalten im Schloss Thurnau, erhalten hatte.

Der Einband des Albums Thurnau
Das Album Thurnau hat an seinen drei freien Rändern Schnüre zum Verschließen der Mappe. Auf der Außenseite des vorderen Mappendeckels ist eine Lithographie auf grau-gelblich gefärbtem Papier aufgeklebt mit folgendem Aufdruck: „Thurnau und seine Umgebungen" in verschnörkelter, gewellt verlaufender Schrift nach einem am 21. Juli 1855 skizzierten Entwurf des Münchner Schriftlithographen P. Herwegen.
Das als dreifarbige Lithographie wiedergegebene Gräflich Giechsche Wappen in der Mitte des Mappendeckels, ein von Silber und Rot gevierter Schild, in l und 4 zwei aufrechte rote Schafscheren auf silbernem Grund, in 2 und 3 ein silberner Schwan auf rotem Grund, zwei goldene Helme mit Helmzieren, goldenen Umrisslinien der vier Wappenfelder und rot-silbernen Helmdecken hat Lebschée am 18. und 19. Dezember 1853 gezeichnet. Links unten auf dem Titelblatt liest man: „N. d. Ntr. gez.: von Maler C. A. Lebschée" in der Mitte unten die Jahreszahl „1854" und rechts unten die entsprechende Druckerei. Gedruckt wurde von 1851 an bei J. B. Kühn, von 1852 an bei S. Hanfstängl, ab 1854 bei Sebastian Minsinger und ab 1857 bei G. Fuchs.

Das Lithographie-Album Thurnau
Das Album umfasst 38 nach der Natur gezeichnete Lithographie-Tafeln.
Die in Thurnau entstandenen Lithographien sind im Anhang abgebildet und beschrieben[nach (1), S. 1-5 (2), S. 201 f - Gedruckt bei S. Minsinger ab 1855 und (8)]:

0)  Grundriss von Schloss Thurnau, gestochen von Sebastian Minsinger
1)  Markt Thurnau 1855 - Tafel I
2)  Schloss Thurnau. Vom Marktplatz aus. 1855 - Tafel II
3)  Schloss Thurnau von der Nord-Ost-Seite. 1855 - Tafel III
4)  Schloss Thurnau 1851. - Tafel IV
5)  Schloss Thurnau. Der Untere Hof. - Tafel V
6)  Schloss Thurnau. Der Obere Hof. I. 1855 - Tafel VI
7)  Schloss Thurnau. Der Obere Hof. II N: O: - Tafel VII
8)  Schloss Thurnau. Der Obere Hof III. Kemenate mit Erker. 1855. Taf.VIII
9)  Schloss Thurnau. Der Zwinger. - Tafel IX
10) Schloss Thurnau. Der Obere Hof. S: W: - Tafel X
11) Schloss Thurnau - Tafel XI        => kolorierte Fassung (Eigentum: R. Hunebald)
12) Eingang in den Schlossgarten, durch die Lindenallee, gepflanzt 1706 - Tafel XII
13) Ausgang aus der Lindenallee. 1855. - Tafel XIII
14) Schlossgarten zu Thurnau - Tafel XIV  => kolorierte Fassg. (Eigent.: R. Hunebald)
15) Schloss Thurnau  - Tafel XV 1851
16) Schloss Thurnau, von der Westseite. 1855. - Tafel XVI
34) Schloss Thurnau. Gebetserker. Allianzwappen 1851- Tafel XXXIV


Die restlichen Tafeln im Album

17) Ruine des Schlosses Pattenfeld - Tafel XVII  
18) Schloss Peesten mit der Linde I. 1855 - Tafel XVIII
19) Dorf Peesten 1855 - Tafel XIX
20) Schloss Buchau I. 1851 - Tafel XX
21) Schloss Buchau II. 1850 - Tafel XXI
22) Schloss Buchau III. 1851 vom Hermannstein - Tafel XXII
23) Giech-Kroettendorf bei Weismain - Tafel XXIII
24) Schloss-Ruine Kroegelstein I. 1850 - Tafel XXIV
25) Dorf Kroegelstein, von Süd: gegen Nord: II. 1855 - Tafel XXV
26) Schloss Wiesentfels I. 1850 - Tafel XXVI
27) Schloss Wiesentfels von der Süd-Ost-Seite II. 1855 - Tafel XXVII
28) Schloss-Ruine Giech bei Scheßlitz 1854 - Tafel XXVIII
29) Schloss Wiesentfels von der Nordseite - Tafel XXIX
30a) Kapelle zu Woelkendorf - Tafel XXX *
30b) Kapelle auf dem Kirchhof zu Berndorf - Tafel XXXb *
30c) Turm-Schlussstein an der Kapelle.1855 - Tafel XXXc *
31a) Im Schlosse Giech-Kroettendorf - Tafel XXXI *
31b) Pfarrkirche zu Weismain - Tafel XXXIb *
32) Schlösschen Grünwöhr - Tafel XXXII *
33a) Die Linde zu Peesten - Tafel XXXIII
33b) Monumentsteine aus der Ringmauer Schloss Buchau - Tafel XXXIIIb unten
35a) Burg-Ruine Kroegelstein. 1855 - Tafel XXXV
35b) Wappen vom Taufstein der Kirche zu Kroegelstein 1855 - Tafel XXXVb unten
36a) Schloss Wiesentfels, Aeußerer Hof - Tafel XXXVI
36b) Schloss Wiesentfels, Innerer Hof - Tafel XXXVIb unten
37a) Kirche zu Frauendorf - Tafel XXXVII *
37b) Kirche zu Wiesen - Tafel XXXVIIb  *
37c) Eingang Schlosskeller zu Brunn sowie verschiedene Wappen - Tafel XXXVIIc *
38a) Ober-Brunn mit dem Schlossberg am Main. 1855 - Tafel XXXVIII  *
38b) Treppen Ruine von Schloss Brun - Tafel XXXVIIIb  *
38c) Treppen Schlussstein aus dem Schlosse Brunn - Tafel XXXVIIIc  *
(39)   Schloss Peesten in Oberfranken                   [* hier nicht vorhanden]

Die meisten Lithographien stellte freundlicherweise Frau Baronin Hiller von Gaertringen zur Verfügung. Einige Tafeln, die in ihrem Album nicht vorhanden waren, wurden als Ergänzung dem Thurnauer Archiv entnommen. Diese sind jedoch mehr oder weniger stark stockfleckig.

     Literatur
(1) A. Häußinger, Lebschée und das Album Thurnau. Thurnauer Blätter, Februar 2001  (Manuskript)
(2) B. Huber, Auf der Suche nach historischer Wahrheit. Carl August Lebschée (1800 - 1877).
      Ein Münchner Künstlerleben. Dölling und Dalitz Verlag 2000
(3) G. Schwarz, Die Grafen und Herren von Giech auf Schloß Thurnau. Heimatbeilage zum
     Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken, Februar 1979 Nr. 66
(4) U. v. Pezold, Adelige Standesherrschaft im Vormärz. Die Tagebücher des Grafen Carl
      von Giech (1795-1863). Freunde der Plassenburg, München/Kulmbach 2003
(5) Thurnau 1239 - 1989 (Verschiedene Verfasser), Markt Thurnau 1989
(8) B. Müller: Carl August Lebschées Reisen nach Franken. Bericht des Historischen Vereins für
     die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums. Bamberg. 115. Bericht - Jahrbuch 1979.

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Carl August Lebschée
Selbstbildnis [in (1), S. 1]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Franz Friedrich Carl Graf von Giech
(1795 - 1863), ehemaliger königlich bayerischer
Regierungspräsident von Mittelfranken
[in (4), S. II]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                            

Schloss vom Marktplatz - Album Thurnau Tafel II

 

 

 

 

                

 

 

"Thurnau und seine Umgebungen" 1854
  Lithographie auf dem Mappendeckel

 

 

Alle Lithographien haben im Original einen Rand
mit kunstvoll ausgebildeten Eckverzierungen.

Um die Dateien zu verkleinern, wurde bei den Tafeln
der Rand weglassen wie auch die Nummerierung oben
und die zweite Textzeile unten (zumeist die Jahreszahl).

               Schlossgarten mit Teehaus - Tafel 14. 1851

 

 

 

          

            Alt kolorierte Fassung der Tafel XIV [Eigentum: R. Hunebald]

 

 

 

 

 


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