"In der oberen Blatthälfte zeigt sich unterhalb des
Aufdruckes Schloß Thurnau der Erker an der Kemenaten-Ostseite und
dessen nähere Umgebung, belebt von einigen Spatzen, gehöht von der
Hand Lebschées mit bräunlicher Sepia. Links neben dem Erker schaut
zum geöffneten Fenster eine junge Dame in Renaissancetracht heraus
(Gräfin Giech). Im Giebel des Erkers erkennt man die beiden
Ehewappen Giech und Förtsch. Unter den beiden
Butzenscheiben-Fenstern des Erkers wird man in je einer Nische die
Figuren von Adam und Eva gewahr. An der Spitzkonsole hält ein auf
einem bankförmigen Vorsprung sitzender Mann in Stutzerkleidung des
14. Jahrhunderts mit einer Mütze mit zwei hochgeschlagenen, mit
Schellen besetzten Zipfeln in beiden Händen einen Schild mit dem
Steinmetzzeichen des Baumeisters vor sich hin. Darunter liest man
die jüngere Bauinschrift: Hans Georg von
Giech . bawet mich: 1581:.
Die rechts und links davon in einer kleinen
Nische stehenden, Trompete blasenden Engel sollen den Ruhm des
Hauses verkünden. Sie sind an den Seitenwänden des Erkers
angebracht. An den Außenrändern der Vorderseite des Erkers treten je
vier Wappen untereinander als Reliefplastiken auf, welche auf die
Frauen der verschiedenen Herren und Grafen von Giech hinweisen. Sie
sind in der oberen Blatthälfte jeweils außen untereinander in
kleinen Lithographie-Schildchen mit darüber angebrachten Adelsnamen
zu erkennen. In dem Erker selbst ist folgende Inschrift aufgetragen:
Mein ein u: Ausgang behuet Herr Gott/Vor Suendt, Schandt,
Truebsal u: jähen Todt/Dein Wort u: Weg Herr thue mich lehren/Und
mir die ewigen Freud bescberen.
Die Wappenschilde links vorne an den Erkerrändern sind mit
Allianzwappen versehen, die sich außen links von oben nach unten
wiederholen: Kuensberg, Wolfstein, Truchness v. Wetzhausen,
Schaumberg, die Wappenschilde am rechten Erkerrand werden außen
am Blattrand rechts vergrößert wiederholt: Foertsch, Altenstein,
Vestenberg, Grumbach. An den Seitenwänden des Erkers sind
weitere Allianzwappen angebracht. Sie werden in der unteren
Blatthälfte wiederholt auf vergrößerten Schilden nebst Adelsnamen:
An der Nebenseite rechts: Giech,
Schaumberg, (Lissberg ist mit Blei
durchgestrichen und am Rand mit Blei korrigiert in: Gottsfeld
(= Wappen mit einem Zirkel), Bibra. (Zu Gottsfeld siehe
SCHÖLER, EUGEN, Historische Familienwappen in Franken, J.
Siebmacher's großes Wappenbuch Band F. Neustadt a. d. Aisch 1975,
Tafel 138, Fränkischer Adel Stammsitz im Ld. Kr. Pegnitz, erloschen
im 16. Jahrhundert.)
An der Nebenseite links am Erker sind die Wappenschilde angebracht,
welche auf der Lithographie-Tafel rechts außen unten in vergrößertem
Zustand abgebildet sind: Vestenberg, Waldenfels, Fuchs und
Rotenhan.
Das Blatt mit dem Erker, den 16 Allianzwappen und den
zwei Trompete blasenden Engeln ist wiederum auf ein Blatt dünnes
Papier (297 x 237 mm) gedruckt, das auf dem Karton aufgeklebt wurde
(Abb. Tafel XX)." [(8), S. 456f]
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Literatur
(1) A. Häußinger, Lebschée und das Album Thurnau. Thurnauer Blätter,
2/2001
(2) B. Huber, Auf der Suche nach historischer Wahrheit. Carl August Lebschée
(1800 - 1877). Ein Münchner Künstlerleben. Dölling und
Dalitz Verlag 2000
(3) G. Schwarz, Die Grafen und Herren von Giech auf Schloß Thurnau.
Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des
Regierungsbezirks
Oberfranken, Februar 1979 Nr. 66
(4) U. v. Pezold, Adelige Standesherrschaft im Vormärz. Die
Tagebücher des
Grafen Carl von Giech (1795-1863). Freunde der Plassenburg,
München /
Kulmbach 2003
(5) Thurnau 1239 - 1989 (Versch. Verfasser), Markt Thurnau 1989
(6) T. Lauterbach: Frdl. Mitteilung per E-Mail
(7) Frau Freifrau Christa Hiller von Gaertringen stellte bereitwillig ihr Exemplar
des Albums Thurnau zur Verfügung. Diesem sind die
meisten der hier vor-
gestellten Lithographien entnommen.
(8) B. Müller: Carl August Lebschées Reisen nach Franken. Bericht
des
Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des
ehemaligen Fürstbistums
Bamberg. 115. Bericht - Jahrbuch 1979.
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Schloss Thurnau. Gebetserker. Allianzwappen.
Tonlithographie von C. A. Lebschée 1855: Tafel XXXIV
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