Entdeckung der 'Schönen Ebstorferin'
Das Original der Karte entdeckte die Stiftsdame Charlotte von
Lasberg 1830 im Benediktinerinnenkloster Ebstorf bei Lüneburg in einem "feuchten Gemach", einer fensterlosen Abstellkammer, ein großes auf zwei Stangen aufgerolltes Bündel aus
dreißig zusammengenähten Tierhäuten zusammen mit Altardecken und Prozessionsgerät
"aus katholischer Zeit". Während leere, weiße Flächen am linken Rand von Mäusefraß
stammen, schnitt ein "unbekannter Frevler" rechts oben ein 66 mal 50
Zentimeter großes Stück mutwillig heraus, als die Weltkarte dann im
Nonnenchor ausgestellt war. Auch ist durch die unsachgemäße Lagerung der
Pergamentrolle ein Teil im Nordwesten Europas unleserlich geworden. Bei
einem Bombenangriff auf Hannover verbrannte
1943
das kostbare Unikat im
Keller
des dortigen Staatsarchivs.
In Kopien erhalten
Glücklicherweise hatte man 1891 von den einzelnen Blättern der
zerlegten Karte fotografische Reproduktionen in Schwarz-Weiß
angefertigt. Diese wurden später von dem Philologen Ernst
Sommerbrodt nach dem Original koloriert. Auch zog er unleserliche Schriftzüge von Hand mit
schwarzer Tinte nach. Diese 25 Blätter bildeten 1896 die Grundlage
für eine Neuedition der Karte auf einem Blatt von etwa einem
Quadratmeter Größe. Sie wurde nach dem Augenschein des Originals
handkoloriert und in 16 Farben gedruckt. 1930 schließlich entstand
aus den Lichtdrucktafeln Sommerbrodts eine große Rollkarte, die mit
Temperafarben übermalt wurde.
1950 machte sich der Grafiker Rudolf Wieneke
(Bispingen/Württ.) an die Arbeit, hiervon im Gerbdruckverfahren vier
originalgroße Karten auf Ziegenlederpergament zu drucken und einzeln von Hand zu kolorieren. Eine
dieser Kopien befindet sich heute
im Kloster Ebstorf, die zweite im Lüneburger Museum. Die dritte
Karte, welche
die Firma Reemtsma dem griechischen Königspaar schenkte, ist wohl
verschollen. Da auf
der Weltkarte als einzige Burg die Plassenburg abgebildet
ist, wurde im Jahre 1962 eine Kopie von der Stadt
Kulmbach angekauft.
2007 wurde die 'Mappa mundi' von Hartmut Kugler in 61 Segmente zerlegt,
digital rekonstruiert und neu kommentiert.
[Mehr in (5), Band 1: Atlas, S. 5]
Größte mittelalterliche Weltkarte
Mit einem
Durchmesser von etwa 3,6 Metern und einer Fläche von über 10
Quadratmetern (30 Ziegenhäute wurden hierfür benötigt) handelt es
sich bei der Ebstorfer Weltkarte um die größte und inhaltsreichste Weltkarte
des Mittelalters. Spätestens um 1300
entstanden, gehört sie zu dem in dieser Zeit vorherrschenden Typus
einer Radkarte.
=>
Mehr zur
Geschichte der 'Schönen Ebstorferin'
=>
Mehr zur
Geschichte von Kloster Ebstorf (tabellarisch)
OSTEN
Abb. 3
Abb. 4
[Umschlagbild von (1)]
Hier ist Osten oben!
Zur 'Orientierung'
Als religiöses
und geografisches Zentrum bildet Jerusalem die exakte Mitte
der 'mappa mundi'.
Weil die
Sonne im Osten aufgeht ("Ex Oriente Lux"), ist die Karte
oben nach Osten
ausgerichtet. Während Afrika am rechten,
also südlichen Rand zu finden ist, liegt Asien oben,
Europa im linken unteren Viertel, umgeben
vom Mittelmeer und zahlreichen Flussläufen.
Die Plassenburg in Ostfranken
In der
oberen Bildmitte der Ausschnitte Abb. 6 bis 8 ist in der „Francia orientalis“ [= Ostfranken] zwischen Nürnberg
und Orlamünde die Plassenburg
('Blassenbc')
abgebildet, darunter Bamberg
('Pavenborch') und
schräg darüber Forchheim ('Vorchelem'). In der linken Ecke im
Ausschnitt sehen wir Lüneburg ('Lunebch c.') und daneben Braunschweig
(mit Löwe) außergewöhnlich groß dargestellt.
Dies kann
ein Indiz dafür sein, dass sich der (die) Verfertiger(in) der Karte
in dieser
Gegend besonders gut auskannte.
Abb. 6: linke untere Ecke in der Edition von
Abb. 7: neueste Edition =>
größer
Hartmut Kugler
[aus der Übersichtskarte
im
=>
Ausschnitt
noch größer: ~ 3,2 MB
Band I: Atlasband von (5)]
=>
größer:
1,8 MB [aus (5): Segment 44]
=>
zur Rezension der Neuerscheinung von Hartmut Kugler (Hrsg.) [s. Quellen (5)]
Angebot von BOL.DE:
Die Ebstorfer Weltkarte,
Band I: Atlas und II: Kommentar, 2007
Quellen
(1) Birgit Hahn-Wörnle, Die Ebstorfer Weltkarte.
Kloster Ebstorf
(2) Kulmbach,
Führer, Kunstverlag Josef Fink, 2000
(3)
L. Popp, Die Ebstorfer Weltkarte im Landschaftsmuseum Obermain in
der Plassenburg zu Kulmbach (Faltblatt mit kurzen Erläuterungen und
Übersichtsplan)
(4) J. Wilke, Die Ebstorfer Weltkarte. Bielefeld
2002
(5) Hartmut Kugler (Hrsg.), Die Ebstorfer Weltkarte, Band I: Atlas
und II: Untersuchungen und Kommentar; Akademie Verlag 2007 [178,00 €]
(6) Michael Zick, Die Schöne Ebstorferin; Bild der Wissenschaft,
Ausgabe 11/2007 S. 69, Kultur und Gesellschaft
=>
Zu einem kleinen
Web-Album bei PICASA
mit
weiteren Bildern und Informationen
Abb. 9: Unsere Kopie auf der Plassenburg |
=>
Service:
Bestellung eines Digitaldruckes [84
cm Seitenlänge oder größer] |
|
=>
Weiter zur nächsten Seite (2)
=>
Ebstorfer Weltkarte
3: 'Francia Orientalis
aus: Katalog zur
Landesausstellung in Forchheim
=>
Die Ebstorfer Weltkarte,
ein Spiegel des mittelalterlichen Weltbildes
Ein Projekt der Universität Lüneburg
mit weiterführenden Informationen:
=>
Zu
den Monstern GOG und MAGOG
=>
Weiter zu
einer
Bildergalerie (1)
=>
Eine
Zeitreise ins Mittelalter
[Bayerische Rundschau Dezember 2008]
Abb. 1
Obere Hälfte der
Ebstorfer Weltkarte
[Blick nach oben = Osten] =>
b)
größer:
(484 KB)
=>
c)
noch
größer, etwas kleinerer Ausschnitt:
(624 KB)
[aus (1), S. 49]
=>
d)
noch
größer, aber ganzer Ausschnitt: (1,13
MB) [aus (1), S. 49]
Abb. 2
Neue Digitalisierung (nach Hartmut Kugler:
4,6 MB)
Abb.
5 =>
größer: 4,0 MB!
Karte aus dem
Projekt EBSKART
der Leuphana Universität Lüneburg
Abb. 8 =>
größer
(~730 KB)
=>
Ausschnitt
noch größer
(~ 2,31 MB)
[dort u. a. mit den Klöstern auf der
Reichenau]
Ausschnitt aus der (hier stark rekonstruierten) Ebstorfer Weltkarte,
am linken Rand etwas ergänzt, mit den Quellflüssen von Naab, Main, Saale
und Mulde mit einem
Teil von Thüringen und Sachsen ('SAXONIA'),
darunter
Magdeburg. Rechts von der Plassenburg liegt Nürnberg,
rechts davon Forchheim, schräg darunter Bamberg ('Pavenborch') -
weiter links
Orlamünde,
Naumburg und Halle, Erfurt und
Quedlinburg.
Darüber liegt Meißen; oberhalb hiervon ist Prag zu sehen.
[Ausschnitt aus (1): B. Hahn-Wörnle, Ebstorfer
Weltkarte, S.69, Abb. 44,
entnommen aus K. Miller, Die Ebstorfer Weltkarte des ehemaligen Frauenklosters
Ebstorf,
Stuttgart 1844: 44 ]
=>
Links und Seiten zur
Ebstorfer Weltkarte [Überblick]
=>
Die Ebstorfer Weltkarte
[Lexikon Wikipedia]
=>
Zu den Monstern GOG
und MAGOG
=>
Eine Zeitreise ins
Mittelalter
[Artikel in Bayerischen Rundschau]
=>
Forchheim
und die 'Francia orientalis': [Ebstorfer
Weltkarte -3-]
=>
Die Ebstorfer Weltkarte,
ein Spiegel des mittelalterlichen Weltbildes
Ein Projekt der Universität Lüneburg
mit einer Fülle von Informationen
=>
Die
Ebstorfer Weltkarte - Geschichte und Entdeckungsreise
Eine
Powerpointpräsentation zum Int. Museumstag am 15. Mai 2011]
=> Die
Karte
und ihre Hintergründe [Vortrag bei CHW KU am 11. Okt. 2012]
=>
„Des Adlers Macht, des Löwen Kraft“
[intranet.lueneburgerheide.de]
Die Ebstorfer Weltkarte und die Welfen
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der Plassenburg]
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