"Mit dem Pfeil, dem Bogen ...
Für die Jagd
auf Herdentiere wie etwa Wildpferde oder Rentiere waren Speer und
Speerschleuder geeignete Waffen, mit denen die Jäger genügend Wild
erlegen konnten. Die Jagd auf Einzeltiere erforderte jedoch mehr
Treffsicherheit, Reichweite und Schnelligkeit. Der früheste Bogen
stammt vom Fundort Holmegaard. Er ist etwa 10 000 Jahre alt, besteht
aus Ulmenholz und zeigt bereits einen hohen Entwicklungsstand. Nach
dem Aufkommen der Eibe wurden Bogen in Europa überwiegend aus diesem
hochelastischen Holz hergestellt."
[Leseprobe aus (2), S. 24]
Abb. 2
Eibenbogen
(Taxus) und Pfeilschäfte aus Schneeballruten (Viburnum) vom
Schnidejoch in der Schweiz.
Der Bogen ist 160 cm lang. [(6)]
Pfeile aus der mittleren
Steinzeit
Während
neolithische Jäger Pfeile verwendeten, bei den die Pfeilschäfte mit
flächig beabeiteten Silexpfeilspitzen bewehrt waren, klebte man im
Mesolithikum kleine, sorgfältig zugerichtete 'Mikrolithen' (Abb. 3)
als Widerhaken in die Spitzen der Pfeilschäfte ein (Abb. 4, 7).
Teilweise verwendete man hierfür auch 'Querschneider', in die
Pfeilspitzen quer eingeklebte trapezförmige Mikrolithen (Abb. 4
rechts).
Ötzi's Pfeile aus der späten Jungsteinzeit
Der
Köcher, bei welchem die Verschlussklappe und der Trageriemen
fehlte, enthielt zwei schussbereite Pfeile sowie zwölf Rohschäfte
von 84 bis 87 cm Länge, die aus Ästen des Wolligen Schneeballs
gefertigt waren.
Die beiden fertigen Pfeile sind beide mit einer
Silexpfeilspitze versehen, die mit Birkenteer und einer
Fadenumwicklung am Schaft fixiert war. Einer hatte einen
eingesetzten Vorschaft aus Hartriegelholz. Von einer am Ende des
Pfeilschaftes angebrachten dreiteiligen Radialbefiederung aus
Entenfedern hatten sich noch Reste erhalten. Diese Befiederung
sollte die Flugbahn des Pfeiles stabilisieren.
5
6
Die Befiederung eines
Auf dem CT des Thorax zeichnet
Pfeiles wird rekonstruktruiert.
sich die Pfeilspitze in Ötzis Schulter
[Ötzi (4), S.83]
deutlich ab. [Ötzi (4), S. 47]
8
9
Die Spitzen der beiden schussbereiten Pfeile
[Der Mann aus dem Eis (3), S.39]
10
11
Pfeilspitzen der Jungsteinzeit
[in Vitrine 3] Neufund von
Dörnhof:
von Azendorf
(Kieselschiefer): 3,3 cm lang,
3,15 cm lang,
Kasendorf-Flur (Plattensilex): 4,7 cm
Inv.-Nr. 2322
und vom Görauer Anger: 2,4 cm -
spätes Neolithikum bis frühe Bronzezeit
Inv.-Nr. 622 - 2302 - 2303
Die Glockenbecherkultur - Übergang zur Bronzezeit
Für
die sich von Westen her sich ausbreitende Jägerkultur
sind andere Beigaben kennzeichnend: glockenbecherförmige Gefäße,
Kupferdolche und Armschutzplatten mit Pfeilspitzen für die
Ausrüstung mit Pfeil und Bogen. Funde aus Flachgräbern wurden in
Oberfranken u. a. bei Kersbach, Lkr. Forchheim gesichert.
. . .
Abb.
13
=>
Zeichnung
Endneolithische Armschutzplatte
von Alladorf,
Länge: 5,7 cm.
Diese sollte wie ihre älteren Vorgänger mit vier Durchbohrungen
das Handgelenk vor der zurückschnellenden
Bogensehne schützen
[=> Vitrine 4 des Landschaftsmuseums Kulmbach: um 2.500 v. Chr.]
Quellen
(1) 'Mit dem Pfeil, dem Bogen ...' - Technik der steinzeitlichen
Jagd, Archäologische Mitteilungen aus Norddeutschland,
Beiheft 16,
Begleitschrift zur Sonderausstellung des Staatlichen Museums
für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg 1996.
(2) F. Seeberger, Steinzeit selbst erleben (Lit.
m)
Verlag
(3)
A. Fleckinger Angelika, H. Steiner, Der Mann aus dem Eis, Folio Verlag Bozen - Wien 2000 (Lit.
22 b).
(4)
A. Fleckinger, Ötzi, der Mann aus dem Eis, Folio Verlag Bozen 2002
(Lit.
22 c). [Eine
ausgezeichnete Zusammenfassung!]
(5) STEINZEIT - Leben wie vor 5000
Jahren; Theiss Verlag 2007
(Lit.
o)
(6)
Fenster Europa
SCHWEIZ" in Archäologie in Deutschland, 2, 2006
März - April
Verlag GmbH
(7) Spuren der Jahrtausende, Archäologie
und Geschichte in Deutschland
(100 Jahre Römisch-Germanische
Kommission - 100 Jahre internationale Spitzenforschung in der
Archäologie) 2. Auflage 2003 (=
Lit. 36)
Verlag Stuttgart.
(8) B.-U. Abels, W. Sage, Ch. Züchner: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher
Zeit 2.Auflage1996, Bayerische Verlagsanstalt Bamberg.
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Neue Funde vom
Schnidejoch (CH)
=>
Pfeil und Bogen im
frühen Mittelalter
Abb. 1
Jagd mit Pfeil und Bogen auf Wasservögel
[nach (1) 'Mit dem Pfeil, dem Bogen ...' S. 47, Abb.
51]
Abb . 3
Mikrolithen (Dreiecke) aus getempertem Jurahornstein
('getempert' = erhitzt)
aus den Grabungen 1963 und 1964
an der Schrägen Wand im Bärental bei Weismain, LIF
[aus (8) = Lit. 1, Tafel auf S. 147]
Abb. 4
Zeichnerische Rekonstruktionen
mittelsteinzeitlicher Pfeile
und einer Harpune (Mitte) mit eingesetzten
'Mikrolithen'
[Aus M. M. Rind, Kanalarchäologie S. 25, Abb. 8]
Abb. 7
Mikrolithen
als Widerhaken in Pfeilen oder
Harpunen
rechts:
Von der Klinge zum Mikrolithen (Herstellung)
[Spuren der Jahrtausende (7), S. 97, Abb. 171]
Abb. 12
Jagd mit Pfeil und Bogen auf Steinböcke oder Wildziegen
Mesolithische Darstellung der spanischen Levante-Kunst
aus der Cueva de los Caballos, Valltorta-Schlucht,
Provinz Castellón [nach (1), S. 57, Abb. 1]
Abb. 14
Jagd mit Pfeil und Bogen: 10.000 bis 2.000 v. Chr.
Darstellung in der Höhle von Tormón (Spanien)
[H. Döbler, Kultur- und Sittengeschichte der Welt,
Jäger - Hirten - Bauern, S. 71]
Abb. 15
Funde aus einem Grab der Glockenbecherkultur
[Universität
Leipzig]
Abb. 16
Zeichnerische Rekonstruktion
des im Jahre 2002 entdeckten Bogenschützen,
des "Amesbury Archer"s unweit von Stonehenge.
[Aus:
Archäologie in Deutschland, 4/2003
Verlag GmbH]
=> Funde
des Amesbury Archers [hochauflösend]
=>
Ötzis Jagdausrüstung
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Neue Funde vom
Schnidejoch (CH): Pfeil und Bogen
=>
Steinzeitliche Jagd
[BLUMAMMU]
=>
Bogenschiessen [BLUMAMMU]
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Pfeil und Bogen im
frühen Mittelalter
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