Archäologisches Lexikon


Die Mittelsteinzeit (Mesolithikum)

(etwa 9 600 - 4 500 v. Chr.)

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=> Chronologie des Mesolithikums


Es wird wärmer
=> Harpunen und Lanzen

Um ca. 9 660 v. Chr. endet mit der Jüngeren Dryas die letzte Eiszeit und es wird zunehmend wärmer. Eine Bewaldung mit Kiefern und Birken herrscht nun vor. Als Folge der Erwärmung wandern kälteliebende Tiere ab. Hirsch, Reh, Niederwild und Fische werden nun die wichtigsten Nahrungsquellen der mittelsteinzeitlichen Jäger. 

Kulturhistorisch gesehen handelt es sich noch um eine Jägerkultur, deren Träger sowohl unter Felsdächern (Abris), als auch in Hütten und Zelten lebten. Es lassen sich in Oberfranken eine große Zahl von Freilandstationen nachweisen, welche im Laufe des Jahres wohl von kleineren Menschengruppen immer wieder auf der Suche nach Nahrung in dem dicht bewaldeten Land aufgesucht wurden.


Ausgrabungen beim Felsdach "Schräge Wand"
In den Jahren 1963 und 1964 wurden beim Abri "Schräge Wand" im Auftrage des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen Grabungen durchgeführt, bei welchen u. a. Wohnstellen und eine reich gegliederte Schichtenfolge beobachtet werden konnte. Die Leitung hatte Friedrich B. Naber. Neben einer kleinen Knochenspitze wurden zahlreiche Mikrolithen und anderes Silexmaterial sichergestellt. Als Rohmaterial wurde zumeist bunter Jurahornstein verwendet, welcher durch Erhitzen ('Tempern') seine typische Farbe erhalten hatte. Daneben wurde  Kieselschiefer und seltener auch Porzellanit festgestellt.

 

Zusammengesetzte Geräte mit Mikrolithen
Abgesehen von Knochenharpunen, die bisher in Oberfranken noch nicht gefunden wurden und roh bearbeiteten gelochten Keulen bzw. Hacken aus Geröll gelten geometrische Mikrolithen als Leitformen der Mittelsteinzeit. Diese etwa 1,5 bis 2 cm langen, sorgfältig retuschierten Silexsplitter wurden als Widerhaken in Pfeilen oder Harpunen verwendet und mit Birkenpech in den Holzschaft eingeklebt.

 

      Abb. 5

Rekonstruktion von Harpunen  
mit eingeklebten Mikrolithen (Birkenpech als Kleber)
hergestellt von Robert Graf - aus der Sonderausstellung 
"Faszination Geschichte" in Kronach (Jan.-März 2003)

 

   Abb. 7

Mikrolithen aus Rottenburg (BW)
obere drei Reihen frühes Mesolithikum: meist Dreiecke;
unten Spätmesolithikum (um 6000 v. Chr.): trapezförmige und quer-
schneidige Pfeilspitzen [Spuren der Jahrtausende, S. 96 Abb. 168].

   Abb. 9

Wichtige mesolithische Fundstellen in Deutschland
[Spuren der Jahrtausende, S. 97, Abb. 170]


Quellen 
(1) F. B. Naber, Die "Schräge Wand" im Bärental, eine altholozäne Abrifundstelle im nördlichen Oberfranken (aus der Zeitschrift Quartär, Bd. 19, Erlangen 1968, S. 289-321)
(2) M. M. Rind, Kanalarchäologie im Altmühltal, 
Verlag M. L. Leydorf 1988 (Lit. 16)
(3) Spuren der Jahrtausende, Archäologie und Geschichte in Deutschland  2. Auflage 2003 (= Lit. 36), Theiss Verlag Stuttgart
                                                                           

=> Jagd mit Pfeil und Bogen

 

 

Felsbild aus der Höhle von Tormón, Spanien: Jagd mit Pfeil und Bogen auf Hirsche   Abb. 1

Jagd mit Pfeil und Bogen: 10.000 bis 2.000 v. Chr.
Darstellung in der Höhle von Tormón (Spanien)
[H. Döbler, Kultur- und Stittengeschichte der Welt,
Jäger - Hirten - Bauern, S. 71] 


 

   Abb. 2

Durchbohrtes Geröllgerät 
von Rudolphstein, Lkr. Hof, Länge: 22,5 cm 
[aus Lit. 2, S. 30, Abb. 8]

 

 

   Abb. 3

Abri "Schräge Wand" im Bärental bei Neudorf, LIF

 

               Abb . 4

Mikrolithen (Dreiecke) aus getempertem Jurahornstein  
('getempert' = erhitzt) aus den Grabungen 1963 und 1964
an der Schrägen Wand im Bärental bei Weismain, LIF
[aus Lit. 1, Tafel auf S. 147]

 
Für das Einkleben der als Widerhaken verwendeten 1,5 bis 2cm langen Mikrolithen wurde wohl Birkenpech verwendet.   Abb. 6


Rekonstruktion einer Harpunenspitze
 
mit eingesetzten Mikrolithen, hergestellt 
von Robert Graf - aus der Sonderausstellung 
"Faszination Geschichte" in Kronach (Jan.-März 2003)

 

         Aus: Kanalarchäologie S. 25, Abb. 8  Abb. 8

Zeichnerische Rekonstruktionen von Pfeilen 
und einer Harpune mit eingesetzten 'Mikrolithen'
[Aus M. M. Rind, Kanalarchäologie S. 25, Abb. 8]

 

 

     Abb. 10

Mikrolithen als Widerhaken in Pfeilen oder Speeren
Von der Klinge zum Mikrolithen (Herstellung) 
[Spuren der Jahrtausende, S. 97, Abb. 171]

=> Chronologie des Mesolithikums 
=> Jagd mit Pfeil und Bogen

=> Harpunen und Lanzen
     
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    nach oben        [home]                                   Abb. 3, 5, 6: D. Sch.                      Dieter Schmudlach (D. Sch.): 7.06.2003/23.07.2010