Harpunen - die
ganz speziellen Speere
Der älteste Fund
einer Speerschleuder stammt aus der Kulturstufe des Solutréen vor
mehr als 18000 Jahren von Combe Sauniere in der Dordogne
(Frankreich). Die meisten der bisher etwa 125 gefundenen
Speerschleudern hat man jedoch erst im Magdalénien vor mehr als
11500 Jahren hergestellt. Speerschleudern wurden außer in Frankreich
auch in Spanien, der Schweiz und Deutschland entdeckt. Sie bestehen
aus einem 30 bis 40 Zentimeter langen Stab mit einem Widerhaken am
Ende. Beim Wurf auf ein Wildtier hielt der Jäger die Speerschleuder
in der weit nach hinten gestreckten rechten Hand, wobei der
Widerhaken hinten lag und nach oben ragte. Die Speerschleuder
verlängerte auf diese Weise den rechten Arm und somit dessen
Hebelkraft. Der Wurfspeer ruhte mit seinem Ende auf der
Speerschleuder und wurde vom Widerhaken und - zusammen mit der
Speerschleuder - von der Hand des Jägers gehalten. Beim Wurf
schnellte der Arm mitsamt Speerschleuder und Wurfspeer nach vorne,
wobei sich das Geschoss löste und mit Wucht in Richtung des Zieles
flog. Die für Speerschleudern bestimmten Geschosse waren ein- oder
zweiteilig. Die einteiligen hatten eine fest eingesetzte Spitze aus
Knochen, Geweih oder Elfenbein, die zweiteiligen bestückte man mit
Harpunen, die sich nach dem Wurf vom Holzschaft lösten.
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Die ersten Harpunen sind im Magdalénien vor mehr als 11500 Jahren
geschnitzt worden. Als Rohmaterial für die Spitze verwendete man
häufig Geweih. Es gab Harpunenspitzen mit einer Widerhakenreihe oder
zweien davon. Wie bei manchen Wurfspeeren saß auch bei den Harpunen
die Spitze locker auf dem Holzschaft und löste sich nach einem
Treffer. Da an der Spitze ein langer Riemen hing, den der Jäger beim
Wurf in der linken Hand festhielt, befand sich das Beutetier an der
Leine. Mit Harpunen wurden vor allem Landtiere gejagt.
Zusammengesetzte Geräte mit Mikrolithen
Abgesehen von Knochenharpunen, die bisher in Oberfranken noch nicht
gefunden wurden und roh bearbeiteten gelochten Keulen bzw. Hacken
aus Geröll gelten geometrische Mikrolithen als Leitformen der
Mittelsteinzeit. Diese etwa 1,5 bis 2 cm langen, sorgfältig
retuschierten Silexsplitter wurden als Widerhaken in Pfeilen oder
Harpunen verwendet und mit Birkenpech in den Holzschaft eingeklebt
(siehe Abb. 10 oben und unten sowie 11).
Abb. 5
Rekonstruktion von Harpunen und einer Harpunenspitze
mit eingeklebten Mikrolithen (Birkenpech als Kleber), hergestellt
von Robert Graf
aus der Sonderausstellung "Faszination Geschichte" in
Kronach
(Jan.-März 2003)
Literatur
(1) B.-U. Abels, W. Sage, Ch. Züchner: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher
Zeit 2.Auflage1996, Bayer. Verlagsanstalt Bamberg.
(2) 'Mit dem Pfeil, dem Bogen ...' - Technik der steinzeitlichen
Jagd, Archäologische Mitteilungen aus Norddeutschland, Beiheft 16,
Begleitschrift zur Sonderausstellung des Staatlichen Museums
für Naturkunde und Vorgeschichte, Isensee Verlag Oldenburg 1996.
(3) Steinzeit selbst erleben (Lit.
m)
Verlag Stuttgart
(4) W. Korn (Text) / F. Bau (Illustrationen): Unsere
Geschichte - Von der Urzeit bis zum Mittelalter;
Konrad Verlag
Stuttgart 2006
=>
Wurfspeer und Speerschleuder - Hightech der Steinzeit
[Speerschleuder.de]
=>
Die Speerschleuder
[archaeotechnik.de]
=>
Jagdwaffen der Vormenschen [palaeofood.de]
=>
Die Altsteinzeit
[Übersicht]
=>
Chronologie des Mesolithikums
=>
Jagd mit Pfeil und Bogen
=>
Mehr Informationen
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Mesolithikum]
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Jagd mit Pfeil und Bogen
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zu Speerschleudern
Abb. 1
Mesolithische Speerspitzen bzw. Harpunenköpfe
aus Knochen ermöglichten einen verbesserten Fischfang
durch Widerhaken [aus (3), S. 30]
Abb. 2
Idealer Bewegungsablauf beim Schleudern
[Nach (3) 'Steinzeit selbst erleben', S.
23]
Abb.
3
Jagd mit Pfeil und Bogen auf Steinböcke oder Wildziegen
Mesolithische Darstellung der spanischen Levante-Kunst
aus der Cueva de los Caballos, Valltorta-Schlucht,
Provinz Castellón [nach (2), S. 57, Abb. 1]
Abb . 4
Mikrolithen (Dreiecke) aus getempertem Jurahornstein
('getempert' = erhitzt)
aus den Grabungen 1963 und 1964
an der Schrägen Wand im Bärental bei Weismain, LIF
[aus (1), Tafel auf S. 147]
Abb.
6
Rekonstruktion einer Harpunenspitze
mit eingesetzten Mikrolithen, hergestellt
von Robert Graf - aus der Sonderausstellung
"Faszination Geschichte" in Kronach
(Jan.-März 2003)
Abb. 14
Zerlegen eines erlegten Mammuts
Lebensbild von Zdenek Burian (1905-1981)
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