Der Friedhof von Weismain

Ein karolingisch-ottonisches Reihengräberfeld
aus dem frühen 8. bis 9. Jahrhundert nach Christi Geburt
=> Anthropol. Auswertung      => Weitere Funde (Schwert u.a.)

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Entdeckungsgeschichte 
Bei Straßenbauarbeiten für ein Neubaugebiet wurde im März 1972 ein Skelett angeschnitten,  dessen Reste von K. Radunz geborgen wurden. (Frauengrab 2 mit goldenem Bommelanhänger). Da in der Nachbar-schaft weitere Gräber vermutet wurden, sollten wegen eines geplanten Wohnhausbaues durch Kulmbacher Mitglieder des CHW und einen weiteren ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmal-pflege (Fritz Klöckner, Zirndorf) Suchschnitte gezogen werden. Als ein Bagger am 24. Mai 1972 damit begann, einen Kanalgraben auszu-heben, erfasste die Baggerschaufel den linken Fußbereich des bedeutenden Schwertgrabes 3, welches anschließend von den Mitarbeitern freigelegt wurde (Abb. 2). 


Das Reihengräberfeld
In den Jahren 1972 bis 1974 wurden auf einer Flussterrasse oberhalb der Weismain 209 Gräber vollständig ergraben. Sechs Bestattungen waren mit Kreisgräben eingefasst, also von flachen Hügeln überdeckt; ein Doppelgrab trug einen hölzernen Überbau, wohl für eine Totenmemoria. Die Belegung des Ortsfriedhofes von Weismain begann im frühen 8. Jahrhundert (Grab 2: um/nach 700).

Trachtbestandteile oder echte Beigaben?
Neben der allgemein verbreiteten Trachtausstattung (bei Männern Messer und Gürtelschnalle, bei Frauen Schläfenringe, Perlen, ein kleines Messer, evtl. noch eine Gewandnadel)
  wurden auch Holzeimer und Waffen aufgefunden. Drei Tote waren mit einem Sporenpaar ausgestattet; vier hatten ihre Waffen bei sich, zwei davon (in Grab 3 und 20) ein doppelschneidiges Langschwert, eine Spatha.

Auch einige Frauengräber weisen durch reichere Ausstattung, etwa silberne Halsringe Grab 47), aufwendige Ohrgehänge (Grab 53) oder einen goldenen Anhänger (Grab 2), auf einen höheren sozialen Status der Toten hin.

Ausgrabungen

1972 Notgrabung (Arbeitsgruppe des CHW): 21 Gräber freigelegt
1973 und 1974 Grabung durch das BLfD (K. Schwarz - Th. Kubiczek): insgesamt 209 Bestattungen

Literatur
Schwarz Klaus, Frühmittelalterlicher Landesausbau (Lit. 19)
Pöllath Ralph, Karolingerzeitliche Gräberfelder in Nordostbayern,
4 Bände (Lit. Nr. 18)
B.-U. Abels: Archäologischer Führer Oberfranken (Lit 2, S. 191)

 

=> Ausgrabungen im Friedhof von Weismain [PPT-Datei: 7,3 MB]

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=>
Anthropologische Auswertung

=> Weitere Bilder / Funde (Schwert u. a.)

=> Slawische Schläfenringe

=> Eine römische Münze aus dem Weismainer Friedhof

  1

Ausgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege
stehend rechts der örtliche Leiter Theodor Kubiczek +


In der Mitte das Skelett in Grab 3. Das linke Fußskelett wurde bereits vom Bagger angerissen, als dieser einen Kanalgraben ausheben wollte. K. Schwarz nahm an, dass es sich bei dem hier Bestatteten um den Träger eines Amts- stabes, also eines Mannes mit Verwaltungs- befugnissen, handelte
    Abb. 2

Grab 3 mit reicher Ausstattung (um 750-775):
Schwert, Eimer, Sporen, Schere, Klappmesser

 

Zu sehen ist nur ein Schläfenring von einem Paar. Der andere liegt unter dem Schädel.    Abb. 3

Frauengrab 147 (Ausschnitt)
Zu sehen ist ein Schläfenring von einem Paar.



=> Plan des Gräberfeldes (Klaus Schwarz)

=> Plan des Gräberfeldes (Ralph Pöllath)

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      nach oben        [home]          Abb. 1, 5, 6, 9, 10, 12: D. Sch.          Dieter Schmudlach (D. Sch.): 8.03.2003/22.10.2011