Das Reihengräberfeld Weismain-West
Bei Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege
wurden in den Jahren 1972 und
1973 auf einer Flussterrasse oberhalb der Weismain insgesamt 209
Bestattungen freigelegt. In der westlichen Hälfte lagen 13 Gräber,
deren Inventare sich von den übrigen abhoben. Eines dieser Gräber
sowie zwei andere wiesen die darin Bestatteten durch die Beigaben
von Sporen als Reiter aus. Vier
Gräber enthielten Waffen, zwei davon je ein Langschwert. Eine
Spatha hatte eine qualitätvolle Messingtauschierung. Der hohe soziale Rang
eines Spathabesitzers wurde noch durch die Beigabe eines ‚Amtsstabes’
(nach Klaus Schwarz) unterstrichen.
Auch drei der Frauengräber waren reich ausgestattet. Eines enthielt
zusammen mit einem Eimer den goldenen Anhänger eines Ohrringes, ein
zweites zwei silberne Halsringe und das dritte vier silberne
'Schläfenringe' mit reichem Gehänge. Die Grabbeigaben datieren den
Weismainer Friedhof in das 8. nachchristliche Jahrhundert.
Der Silberdenar aus Grab 206
Unter dem Becken eines Männerskelettes
wurde die hier abgebildete römische Münze aufgefunden. Zusammen
mit zwei bronzenen Drahtstücken, die als Prüfpunzen gedeutet
werden, handelt sich hier (nach Ralph Pöllath) wohl um den Inhalt einer Tasche.
Vielleicht gehörte eine zweite aufgefundene Schnalle zu ihrem
Verschluss.
Die
besonders auf der Rückseite stark abgegriffene Silbermünze weist
auf der Vorder- und der Rückseite
mehrere Spuren von Prüfpunzen auf. Bei einem Durchmesser von
18,5 – 19,8 mm beträgt das Gewicht 3,49 Gramm. Von Dr. Kay Ehling, Staatliche Münzsammlung, München, wurde die Münze
als augusteischerer Denar bestimmt, der im Jahr 18
oder 17 vor Chr. wohl im heutigen Cordoba in Spanien
geprägt wurde (= Colonia Patricia).
Die Vorderseite (Avers) der römischen Münze zeigt eine nach
rechts blickende Kaiserbüste mit der Umschrift:
[ S . P . Q . R . IMP . CAESARI . AVG . ]
COS . XI . TRI . POT. VI
(= Senatus Populusque Que
Romanus Imperatori CAESARI Augusto Consuli
XI Tribunicia Potestate VI).
„Senat und Volk von Rom (widmen diesen Bogen) dem Imperator
Caesar Augustus, zum elften Mal Konsul und zum sechsten Mal Inhaber
der Gewalt eines Volkstribunen."
Auf der Rückseite (Revers) des Denars ist ein Triumphbogen mit
drei Durchgangsbögen abgebildet, bekrönt mit einer Triumphatorenquadriga. Darauf steht der Kaiser, rechts von einem
Stehenden mit Bogen und Legionsadler und links von einem solchen mit
Standarte flankiert. Es handelt sich um Parther, welche dem
Kaiser die Feldzeichen (die 'signa') reichen.
Die Umschrift ist zu lesen als:
[CIVIB . ET . SIGN] . MILAT . A . PART . RECVPE
Civibus et signis Militaribus
A Parthis Recuperatis
= „Für die Wiedergewinnung der Bürger und
Militärzeichen von den Parthern.“
Augustus („der Erhabene“) Octavianus, geb. 63 v. Chr.,
regierte von 31 vor Chr. bis 14 nach Christi. Im Mai 20
v. Chr. hatte Augustus von dem Partherkönig Phtaates IV. die
von Crassus bzw. Marc Anton in den Jahren 53, 40 und 36 v. Chr.
eingebüßten Feldzeichen zurück erhalten. Auch wurden die
seinerzeit in Gefangenschaft geratenen Römer freigelassen.
Ohne dass es zu militärischen Auseinandersetzungen gekommen war,
wurde dies in der augusteischen Propaganda als großer Erfolg
gefeiert:
„Die Parther habe ich gezwungen, mir die Beutestücke
und Feldzeichen dreier römischer Heere zurückzugeben und
bittflehend um die Freundschaft des römischen Volkes
nachzusuchen“ (Res Gestae 29, Übersetzung: M. Giebel). Der
Senat ehrte Augustus mit dem auf der Münze dargestellten Triumphbogen,
welcher auf dem Forum Romanum errichtet wurde.
Das Reich der Parther, PARTHIA, nördlich des heutigen
Persischen Golfes gelegen, grenzte im Westen an Syrien und im Osten
an das Kuschan-Reich. Es befand sich also in etwa auf dem Gebiet des
heutigen Irak, Iran und Afghanistan.
(1) Freundliche Auskunft von Dr. Kay Ehling, Staatliche Münzsammlung,
München.
(2) Pöllath Ralph, Karolingerzeitliche Gräberfelder in
Nordostbayern, 4 Bände (Lit. Nr.
18)
=>
Die Statue des Augustus von Prima Porta =>
Augustus
=>
Augustus von Prima Porta
=>
Zur Münzenvitrine im LMO
[ein Picasa-Webalbum]
=>
Römische Münzen (Denarius) [Lexikon
WIKIPEDIA]
=>
Zum interaktiven Katalog des Staatlichen
Münzkabinetts Berlin [SMB]
=>
Ein gleicher Aureus wie Abb. 7 bei [Flickr.com] |
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=>
Das Münzsystem
der Römer
Abb.
1
Weismain Grab 53
ein Schläfenring von 2 Paaren
Abb. 2
Römischer Silberdenar
aus Grab 206 von Weismain
mit Kopf des Augustus
Vorderseite (Avers)
[Zeichnung: Ralph Pöllath]
3a
3b
Römischer
Silberdenar / Aureus des Augustus
aus dem Grab 206
aus dem
Staatlichen
von Weismain,
LIF
Münzkabinett Berlin
mit Kopf des
Augustus
als
Vergleichsstück
[Mit freundlicher Genehmigung
der
SMB: Bernhard Weisser]
Abb.
4
Römischer
Silberdenar
aus Grab 206 von Weismain
mit Triumphbogen
Rückseite (Revers)
Abb. 5
Römischer
Silberdenar
aus Grab 206 von Weismain
mit Triumphbogen und Quadriga
[Zeichnung: Ralph Pöllath (2),
Bd. IV, Tafel 210]
6
7
Silberdenar (6) und
Aureus des Augustus:
Quadriga auf Triumphbogen und huldigende
Parther mit Feldzeichen (li.), Legionsadler und
Bogen (re.) aus dem Münzkabinett im Rheini-
schen Landesmuseum Trier. Abb. 7:
Aureus
mit einer fast identischen Darstellung aus dem
Staatlichen Münzkabinett Berlin
[Mit freundlicher
Genehmigung der
SMB: Bernhard
Weisser]
=>
Das Münzsystem
der Römer
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