Europas erste gemeinsame Währung
"Für Aussagen über die
Zeitstellung von Funden und Befunden sind Münzen besonders
wichtig. Dabei kommt weniger der einzelnen Fundmünze Bedeutung
zu, sondern allen an einem Ort gefundenen Exemplaren — sie
bilden die so genannte Münzreihe. Da es in der römischen Antike
keine Währungsreform gab, die alte Stücke einzog und für
ungültig erklärte, geben einzelne Münzen lediglich einen
Anhaltspunkt; sie können frühestens im Jahr ihrer Prägung an den
Fundort gekommen sein (terminus post quem). Die
Prägeherren, während der römischen Republik die Münzmeister, in
der Kaiserzeit die römischen Kaiser, werden mit ihren Namen und
die Kaiser zusätzlich mit ihren Ämtern und Ehrentiteln genannt.
Damit kann eine auf das Jahr genaue Datierung der Münze möglich
sein (Abb. 428).
Um einen Eindruck
über die Verdienste und die Kaufkraft zu bekommen, können
Inschriften aus dem 79 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vulkans
Vesuv untergegangenen Pompeji herangezogen werden. Nach diesen
Angaben verdiente ein Tagelöhner bei freier Kost 6 Asses
am Tag, ein Handwerker dagegen 16 Asses. Im Vergleich dazu sind
von Tafeln folgende Preise überliefert:
1Glas Wein
1—4 Asses
ca. 0,3 l Öl
4 Asses
6,5 kg Roggen
12 Asses
6,5 kg Weizen
30 Asses
1 Teller
1 As
1Öllampe
1 As
1Tunika
60 Asses
"
[Leseprobe aus: Spuren der
Jahrtausende ...", S. 250, Abb. 428b]
Münzsystem der Römer
Abb. 2
[Nach (1), S. 250, Abb. 428b]
Der Silberdenar aus Grab 206
von Weismain
Unter dem Becken eines Männerskelettes
wurde
die
besonders auf der Rückseite stark abgegriffene Silbermünze gefunden.
Bei einem Durchmesser von
18,5 – 19,8 mm beträgt das Gewicht 3,49 Gramm. Von Dr. Kay Ehling, Staatliche Münzsammlung, München, wurde die Münze
als augusteischerer Denar bestimmt, der im Jahr 18
oder 17 vor Chr. wohl im heutigen Cordoba in Spanien
geprägt wurde (= 'Colonia Patricia').
Die Vorderseite (Avers) der römischen Münze zeigt eine nach
rechts blickende Kaiserbüste mit der Umschrift:
[ S . P . Q . R . IMP . CAESARI . AVG . ]
COS . XI . TRI . POT. VI (= Senatus Populusque Que
Romanus Imperatori CAESARI Augusto Consuli
XI Tribunicia Potestate VI).
„Senat und Volk von Rom (widmen diesen Bogen) dem Imperator
Caesar Augustus, zum elften Mal Konsul und zum sechsten Mal Inhaber
der Gewalt eines Volkstribunen."
Auf der Rückseite (Revers) des Denars ist ein Triumphbogen mit
drei Durchgangsbögen abgebildet, bekrönt mit einer Triumphatorenquadriga. Darauf steht der Kaiser, rechts von einem
Stehenden mit Bogen und Legionsadler und links von einem solchen mit
Standarte flankiert. Es handelt sich um Parther, welche dem
Kaiser die Feldzeichen (die 'signa') reichen.
Die Umschrift ist zu lesen als:
[CIVIB . ET . SIGN] . MILAT . A . PART . RECVPE
Civibus et signis Militaribus
A Parthis Recuperatis
= „Für die Wiedergewinnung der Bürger und
Militärzeichen von den Parthern.“
Augustus („der Erhabene“) Octavianus, geb. 63 v. Chr.,
regierte von 31 vor Chr. bis 14 nach Christi. Im Mai 20
v. Chr. hatte Augustus von dem Partherkönig Phtaates IV. die
von Crassus bzw. Marc Anton in den Jahren 53, 40 und 36 v. Chr.
eingebüßten Feldzeichen zurück erhalten. Auch wurden die
seinerzeit in Gefangenschaft geratenen Römer freigelassen.
Ohne dass es zu militärischen Auseinandersetzungen gekommen war,
wurde dies in der augusteischen Propaganda als großer Erfolg
gefeiert:
„Die Parther habe ich gezwungen, mir die Beutestücke
und Feldzeichen dreier römischer Heere zurückzugeben und
bittflehend um die Freundschaft des römischen Volkes
nachzusuchen“ (Res Gestae 29, Übersetzung: M. Giebel. Der
Senat ehrte Augustus mit dem auf der Münze dargestellten Triumphbogen,
welcher auf dem Forum Romanum errichtet wurde.
Quellen
(1)
Spuren der Jahrtausende, Archäologie
und Geschichte in Deutschland
2. Auflage 2003 (=
Lit. 36), Theiss-Verlag Stuttgart.
(2) Freundl. Auskunft von Dr. Kay Ehling, Staatl. Münzsammlg.
München.
=>
Römische Münzen: Denarius [Lexikon Wikipedia]
=>
Münzen der römischen Kaiserzeit [Nationalbank.at]
=>
Römische Münzen [ingolstadt.de] =>
Münzen prägen [bingo-ev.de]
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Abb. 1
Münzen der Römer
aurius
Gold (1)
denarius Silber
(2)
sestertius Messing (3)
dupondius Messing (4)
a s
Kupfer (5)
quadrans
Kupfer (6)
[Nach (1),
S. 250, 428a]
Abb.
3
Römischer
Silberdenar
aus Grab 206 von Weismain
mit Kopf des Augustus
Vorderseite (Avers)
Abb. 4
Römischer Silberdenar
aus Grab 206 von Weismain
mit Triumphbogen
Rückseite (Revers)
5
Silberdenar
Quadriga auf Triumphbogen und huldigende
Parther mit Feldzeichen aus dem Münzkabinett im
Rheinischen Landesmuseum Trier
Im
Staatlichen Münzkabinett Berlin
befindet sich
ein
Aureus mit einer fast identischen Darstellung.
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