"Zur Archäologie der Slawen am Obermain"        [zurück zum Archäologiepreis 2006]       

Wissenswertes über die Slawen am Obermain

Archäologie Wendische Stämme spielten bei der Entstehung der heutigen Oberfranken eine wichtige Rolle.

Kulmbach - Bei einer Feierstunde im Festsaal der Plassenburg wurde, wie berichtet, Kreisheimatpfleger Dieter Schmudlach mit dem Archäologiepreis 2006 der Gesellschaft für Archäologie in Bayern ausgezeichnet. Den Festvortrag hielt Privatdozent Dr. Hans Losert von der Universität Bamberg zur Archäologie der Slawen am Obermain.
Wie der Referent darlegte, gelang es den vereinigten slawischen Stämmen 631 in der Schlacht bei der rätselhaften Wogastisburg, vermutlich im Gebiet am Obermain zu suchen, das fränkische Hauptheer zu schlagen. Erst im 8. Jahrhundert wurden dann wieder fränkische Aktivitäten im Land am Main sichtbar: 741/42 gründeten die Regenten Karlmann und Pippin das Bistum Würzburg. Durch christliche Missionierung und Pfarrorganisation sollte die hier lebende ostfränkische, restgermanische und slawische Bevölkerung an das Frankenreich gebunden werden.

Krieg gegen die Awaren
788 rüstete sich der spätere Kaiser Karl der Große zum Krieg gegen die Awaren. Als 793 zu seiner Pfalz in Frankfurt reiste, bemerkte er die heidnischen Gebräuche der hier lebenden und bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal erwähnten Main- und Regnitzwenden und ordnete den Bau von 14 Slawenkirchen an (einige Jahrzehnte später - 863 - erschienen dann auch die in der späteren Oberpfalz gesessenen Naabwenden). Zwei Jahre nach seinem Sieg über die Awaren (803) errichtete Karl der Große eine Reihe von Zollstationen für den Handel zwischen den Franken und den Slawen, darunter Hallstadt und Forchheim, vielleicht auch Scheßlitz.
Nach Dr. Losert ist es gelungen, die Kirche von Amlingstadt bei Strullendorf im Landkreis Bamberg als eine der 14 Slawenkirchen Karls des Großen zu identifizieren. Dort wurde um 800 eine steinerne Kirche in einem älteren slawischen Friedhof errichtet. Eine weitere Slawenkirche war in Seußling, südlich von Bamberg.

[Heidnische Götzenopfer]
Der älteste mit Slawen in Verbindung zu bringende Friedhof (um 560/70) wurde vor einigen Jahren in Großprüfening bei Regensburg ausgegraben. Die dort bestatteten Toten waren - im Gegensatz zu der bei den Christen üblichen Körperbestattung - verbrannt und unter Erdhügeln in Urnen beigesetzt worden. Das im frühen 11. Jahrhundert aufgezeichnete Decretum Burchardi überliefert ein wohl aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammendes Sendrecht für die Main- und Regnitzwenden, welches das „Götzenopfer, das man trabo nennt", die Teilnahme an Opfermahlzeiten, die heidnische Bildverehrung und die Bestattung der Toten außerhalb der christlichen Friedhöfe auf freiem Feld unter Grabhügeln unter Strafe stellt. Das als slawische Bezeichnung für das heidnische Opfer erklärte Wort „trabo" sah der Referent übrigens als Grundwort im Ortsnamen Trebgast.
Dass die Slawen ihre Toten, obwohl sie längst zu Körpergräbern übergegangen waren, noch unter Hügeln bestatteten, beweist das vom frühen 8. bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts belegte karolingisch-ottonische Reihengräberfeld in Weismain, wo sich unter den 209 vollständig ausgegrabenen Gräbern sechs mit Kreisgräben umfasste, einst also von flachen runden Erdhügeln überdeckte Gräber fanden.

Gemeinsam gegen die Ungarn
Auch die 85 Gräber des Reihengräberfeldes von Grafendobrach konnten anhand der darin gefundenen Trachtenbestandteile als slawisch identifiziert werden. Außerhalb der Grabgrube gefundene Pfostenlöcher, lassen den Schluss zu, dass drei dieser Gräber mit einem hölzernen Totenhaus überbaut gewesen waren. Wie Grabungen in Laineck bei Bayreuth oder im Bereich der Landesburg Burgkunstadt zeigten, verteidigten Slawen und Franken ihre Heimat am Obermain im 10. Jahrhundert gemeinsam gegen einfallende Ungarn.
Die Gründung des Bistums Bamberg vor 1000 Jahren wird auch mit einer Intensivierung der Slawenmissionierung in Zusammenhang gebracht. In der Tat ist noch in einer Bamberger Synode von 1059 - allerdings letztmalig - von heidnischen Gebräuchen der Slawen die Rede, die unter Strafe gestellt wurden. Archäologisch aber, so Dr. Losert, sind die Slawen, die bei der Ethnogenese der heutigen Oberfranken eine wichtige Rolle spielten, schon seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert kaum mehr fassbar.
[Harald Stark in Bayerischer Rundschau vom 2. August 2007]

=>  Artikel zu SLAWEN  [Wikipedia]

=>  Das Brandgräberfeld von Großprüfening [Hans Losert]

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=>
 
Slawen in Nordostbayern
[Vikingnet]

=>  Zur 'terra sclavorum'        [nach Hans Losert]

=>  Das Brandgräberfeld von Großprüfening [Hans Losert]

=>
 
Slawen in Nordostbayern
[Vikingnet]  

=>  Zur 'terra sclavorum' (nach Hans Losert)

=>  Mehr zur Slawenfrage in: Th. Gunzelmann,
       Die Dörfer der Pfarrei Kirchletten (ab S. 186)

 

 

     

      Dr. Hans Losert, Uni Bamberg


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