Archäologisches Lexikon                       => Das Frankenreich in der Merowingerzeit

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=> Slawische Funde in Oberfranken

=> Herkunft der Franken [historisches-franken.de]

=> Zusammenfassung der Landesausstellung (PDF)

Die Ausbreitung des Reiches der Franken

'1281 ließ Rudolf von Habsburg in Nürnberg »alle die von Franken« einen fünfjährigen Eid zur Einhaltung eines Landfriedens schwören. Ruhe und Ordnung sollten so in der Region gewährleistet werden. Wer waren aber »alle die von Franken«? Gab es damals, ähnlich wie heute, ein fest umrissenes »Franken«? Die Bayerische Landesausstellung »Edel und Frei. Franken im Mittelalter« führt zur Beantwortung dieser Frage weit zurück bis an das Ende der Völkerwanderungszeit.

Franken - franci
Den westgermanischen Volksstamm der Franken bezeugen römische Quellen seit dem 3. Jh. am Niederrhein. Während der Merowingerzeit (ca. 460 bis 751 n. Chr.) begannen die Franci vom Mittelrhein aus, die später nach ihnen benannte Landschaft Franken herrschaftlich zu erfassen und zu kolonisieren. Umstritten ist, ob diese fränkische Expansion ostwärts schon bald nach den Siegen über die Alamannen (496/97 und 506) einsetzte oder erst nach dem Triumph über das Thüringerreich (531). Unter den Franken richtete sich das heutige Nordbayern kulturell verstärkt nach Westen aus. Schon in den Jahrhunderten zuvor, während der Römischen Kaiserzeit (bis 476), war die Region von anderen Germanen besiedelt gewesen. Über den Main und seine Zuflüsse hatten sie enge Verbindungen ins Gebiet um Mainz, wie viel römischer Import unterstreicht. Die Mehrheit der namenlosen Ureinwohner rechnet man zum »elbgermanischen Kulturkreis«, der Alamannen, Juthungen und Thüringer umfasst. Zwar unterhielten schon die vorfränkischen Germanen über Handel oder Militärdienst intensive Kontakte zum römischen Reich, aber die Lage außerhalb des Reiches, auf »barbarischem« Boden, sollte noch lange das frühgeschichtliche Franken prägen. Keine Stadt im Herrschaftsbereich sicherte wenigstens einen Rest von römischer Zivilisation über das 5. Jh. hinaus ins Mittelalter hinein, wie dies Mainz, Augsburg oder Regensburg in der Nachbarschaft vermochten. Bis sich in Würzburg, Bamberg oder gar Nürnberg frühstädtische Keime bildeten, sollten Jahrhunderte vergehen. Reste von frühen Befestigungen - etwa auf dem Bamberger Domberg oder unterhalb des Würzburger Marienbergs - Kirchen, vereinzelte Gräber sowie unscheinbare Scherbenfunde zeugen von den noch kaum erforschten Anfängen dieser Städte.


Alles Wissenswerte aus den Gräbern
Ähnlich wie Hessen rechts des Rheins wird auch Franken kaum in Schriftquellen vor dem 8. Jh. erwähnt, und wenn, dann geografisch nur unscharf. Unsere wichtigsten Quellen für das Frühmittelalter sind deshalb die vielfältigen Grabfunde aus dem 6. bis 8. Jh., von denen einige in der Ausstellung in Form eines begehbaren Gräberfeldes präsentiert werden. Typisch für Franken sind große Kammergräber. Dicht nebeneinander platziert treten sie in so genannten Reihengräberfeldern auf, die allerdings selten 1000 und mehr Bestattungen umfassen wie im Rheingebiet. Abgesehen von den Gräberfeldern Weißenburg und Großhöbing bestehen die unter- und mittelfränkischen häufig nur aus etwa 200 bis 300 Gräbern, was vermutlich auf kleinere Siedlungsgemeinschaften hindeutet. Charakteristische Beigaben sind Tischgeschirr (Tonkrüge, Teller, Knickwandtöpfe), Glasgefäße und spezielle Waffen (die Wurfaxt francisca, der Wurfspieß ango, das Hiebmesser scramasax).
Fränkische Gewohnheiten lassen sich oft auch an der Fundlage ablesen. Die Mischbevölkerung aus altansässigen Gruppen, umgesiedelten Thüringern und fränkischen Zuwanderern ersetzte nach und nach Altes durch Neuheiten aus dem Westen, etwa handgeformte Keramik durch scheibengedrehte. Luxusgüter aus Gebieten westlich des Rheins fanden mit den neuen Herren auch am Main Verbreitung, wie Goldscheibenfibeln, Schmuckkästchen oder auch ein Glastrinkhorn aus Salz eindrucksvoll belegen.

Weite Gebiete fest in fränkischer Hand
Über den Main und seine zahlreichen Nebenflüsse erschlossen die Franken allmählich die Region, wobei sie für ihre Ansiedlungen klassische Altsiedellandschaften, also Flusstäler und fruchtbare Gäuhochflächen wählten. Um 550 waren bereits die Verkehrswege durch die Rhön nach Norden, wohl mitsamt den dortigen Salzquellen, in fränkischer Hand. Zur gleichen Zeit hatten die Franken das Gebiet um Wörnitz und Altmühl erreicht. In dieser einst »Sualafeld« genannten Region weist das Gräberfeld von Westheim besonders viele fränkische Kulturelemente auf, ebenso wie das benachbarte von Dittenheim, das kurz nach der Ausgrabung noch als »alamannisch« galt. Aufschlüsse zum frühen bayerisch-fränkischen Verhältnis verspricht das neu entdeckte, spektakuläre Gräberfeld von Großhöbing, einst unmittelbar an der Grenze zum altbayerischen Nordgau gelegen, heute im südöstlichsten Zipfel Mittelfrankens.

Erst im 7. Jh. erreichte die fränkische Kolonisation den Obermainbogen und die Regnitz. Im 8. und 9. Jh. scheint es dann unter fränkischer Kontrolle zur Ansiedlung von Slawen gekommen zu sein, die in den Schriftquellen zwischen 741/51 und 1059 mehrfach genannt werden. Die Einwanderung der Franken steht am Beginn des Ausstellungsrundgangs, der als weitere Themen unter anderem die Christianisierung, das Herzogtum Franken der Würzburger Bischöfe und die Entstehung der fränkischen Adelslandschaft behandelt'.
[WOLFGANG JAHN, ARNO RETTNER  UND JUTTA SCHUMANN - Leseprobe aus Katalog]
 

Literatur

(1) Das Archäologische Jahr in Deutschland, Heft 3 - 2004, S. 54 f. 
(2) Edel und Frei – Franken im Mittelalter – Katalog zur Bayer. Landesausstellung
      2004 in Forchheim, Theiss Verlag 24,90 €
          => Publikationen
(3) Franken im Mittelalter, Hrsg. Johannes Merz und Robert Schuh, München 2004


=> Die Franken kommen   [Auszug aus dem Katalog (2), Teil II, S. 87 - 134
                                                    als PDF-Datei: Haus der bayerischen Geschichte]

=> Das Frankenreich in der Merowingerzeit

=> Slawische Funde in Oberfranken

=> Die Dörfer der Pfarrei Kirchletten mit weiteren Infos [Thomas Gunzelmann]

=> Herkunft der Franken [Historisches Franken]

=> Zusammenfassung zur Landesausstellung in Forchheim 2004

=> Waffen der Franken    [ratatoskr.de/waffen2.htm]



    Abb. 1

Älteste kartografische Darstellung 'Frankens':
"FRANCIAE ORIENTALIS  ..." (um 1500)
[Deckblatt von (3): Sebastian von Rotenhahn
(1487-1532)  => größer: 685 KB !]

 

 

    Abb. 2


Diese Abbildung in einer Handschrift des 10. Jh. illustriert das Wirken des iroschottischen Mönchs Kilian am Herzogshof in Würzburg. Er trug entscheidend zur Festigung des Christentums um 700 bei.

 

 

               Abb. 3

Ein rätselhafter Fund ist dieser Pettstadter Becher aus dem 
8. Jh. Handelt es sich um das Trinkgef
äß eines Herzogs oder 
war er Teil eines Kirchenschatzes?

 


          Abb.4

Qualitätvolle Grabfunde wie dieses Trinkhorn aus Glas von Salz 
an der Saale belegen, dass fränkische Siedler bereits seit der ersten Hälfte des 6. Jh. den wichtigen Fernweg zwischen Würzburg und Thüringen kontrollierten.

 

          

              Abb. 5


Die um 500 nach der Unterwerfung der Alamannen einsetzende Ostexpansion der Franken wird auch in dem verstärkten Aufkommen fränkischer Waffen sichtbar. Hier drei Wurfäxte, so genannte Franzisken.

 

                  Abb. 6

Der erste schriftliche Hinweis auf Weinanbau in Franken 
findet sich 777 in einer Urkunde Karls des Großen. 
Zum Ausschank wurden so genannte Tatinger Kannen 
rheinischer Herkunft benutzt

 

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