Eine germanische Fibel aus der Völkerwanderungszeit
Die
am Rande des Gipfelplateaus von Max Hundt 1933 ausgegrabene Fibel ist ein
seltener und wichtiger Fund der Völkerwanderungszeit in Oberfranken.
Bei
dem aus Bronze und Eisen gefertigten Stück handelt es sich um eine
typisch elbgermanische Form, deren Vorläufer im Norden Deutschlands
beheimatet waren.
Die
Verbreitung dieses Fibeltyps hängt vermutlich mit den Markomannenkriegen
im 2. Jhdts. n. Chr. zusammen. Die hier gefundene Stützarmfibel ist jedoch
wesentlich jünger und gehört in die Zeit um 400/420 n. Chr.
Abb. 2 [(2), Tafel 102, 5)]
Das
an der Fußplatte 4,6 cm breite und 3,5 cm hohe Stück ist durch
Profilierungen und eingepunzte konzentrische Kreisaugen verziert. Ähnlich
wie bei einer Sicherheitsnadel diente der federnde Verschluss der Fibel
dazu, bei Männern oder Frauen einen Mantel oder ein Gewand zusammen zu
halten.
Im Verlaufe der (äußerst hektisch
verlaufenen) Neueinrichtung der
archäologischen Abteilung
im Jahre 1998 ging die Fibel bei der Reparatur eines
Glaskastens bedauerlicherweise verloren.
Ein byzantinisches
Siegel aus dem 10. Jahrhundert
Das bei einer Notgrabung des
BLfD 1995 in einem Pfostenloch gefundene Bleisiegel stellt ein seltenes
Zeugnis für weitreichende Handelsbeziehungen bis hin nach Konstantinopel
dar.
Auf der Vorderseite
des Siegels mit einem Durchmesser von 2,4 cm ist ein Kreuz zu sehen,
welches auf Stufen steht und von zwei Ranken flankiert wird, umrandet von
einer Anrufungsinschrift: "Herr, hilf Deinem Diener!"
In die Rückseite
wurde eine griechische Inschrift geprägt, welche auf einen Finanzminister
Nikolaos hinweist, dem zahlreiche Ehrentitel zugeordnet wurden. Dieser war
wohl für den Export wertvoller Luxusgüter, etwa von Seidenstoffen,
verantwortlich. Derartige byzantinische Importstücke sind noch
Jahrhunderte später, beispielsweise im Bamberger Domschatz, nachweisbar.
Zeitlich ist das
byzantinische Siegel in das 10. Jahrhundert, also in die Regierungszeit Ottos
des Großen (Kaiser von 962 bis 973) einzuordnen.
=>
Schutz vor
Ungarneinfällen
=> Mittelalterliches
Spielzeug
Abb.
6 Abb.
7
Glasiertes
Tonpferdchen
vom Turmberg bei Kasendorf
(Ausgrabung 1995)
[Zeichnung: H. Enders (3),
S. 114 Abb. 1B]
Literatur
(1)
"Europas Mitte um 1000" (Band 3: Katalog, S. 132, Nr.
04.06.05) =
Lit 23
(2) Haberstroh,
Jochen: Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus Oberfranken
(Lit
15)
(3) Ausgrabungen und Funde (Lit.
3), 7, 1989-1990, S. 61, Abb.29,2
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Germanische Stützarmfibel
vom Turmberg bei Kasendorf.
Völkerwanderungszeit:
um 400/420 n. Chr.
= Abb. 3
Eiserne Pfeilspitzen aus Vitrine 21
(unten) vom Kasendorfer Turmberg
Die rechte Spitze ist 10 cm lang.
=> Ungarische
Pfeilspitzen
Abb.
4 Byzantinisches Bleisiegel
Vorderseite (Avers)
mit
Patriarchenkreuz auf Stufen
Abb.
5 Byzantinisches Bleisiegel
Rückseite (Revers)
mit griechischer Inschrift
=> Ein byzantinisches
Siegel
aus dem 10. Jahrhundert
Abb. 8
Ehemals vergoldeter Bronzeschmuck (Nachbildung); größte Länge ca.
3,9 cm.
Lesefund vom Kasendorfer Turmberg,
10. bis 11. Jhdt.; Inv.-Nr. 2337 N |