Archäologisches Lexikon

Linsenflaschen, Meisterwerke der Latènezeit

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                        Bild 1   

                    Kopie der Linsenflasche von Matzhausen, 
                    Lkr. Neumarkt, Oberpfalz in Vitrine 21, Höhe: 23,8 cm
                    Original im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin 
                   [Bilder zur Vorgeschichte Bayerns (1), S. 283, Abb. 261]

       

Reiche Beigaben in einem Frauengrab
Die Linsenflasche stammt aus einem etwa 50 Hügel umfassenden, in der Oberpfalz bei Matzhausen, damals Bezirksamt Burglengenfeld, gelegenen Grabhügelfeld. In einem Hügel, der bereits vor über 100 Jahren untersucht wurde, lagen drei Skelette von einem Mann, einer Frau und einem Kind. Die Frauenbestattung zeichnete sich durch reiche Beigaben aus: vier Fibeln, einen Halsring und sechs Fingerringe aus Bronze sowie rechts neben dem Kopf eine schwarze Tonflasche. Die Funde gehören in die frühe Latènezeit, etwa in die Zeit um 400-350 v. Chr. 

Ein einmaliger Tierfries
Die Flasche mit linsenförmigem Körper und langem, engem Hals wurde auf der Drehscheibe hergestellt. Auf der Schulter der Flasche ist ein von Stempelmustern eingerahmter Tierfries zu sehen.  Vor dem Brand hatte man vier Paare von Wildtieren sowie einen Hund oder Wolf, der einen Hasen verfolgt, eingeritzt. Da immer ein Tier der Paare etwas kleiner dargestellt und an seinem Geweih ein Hirsch zu identifizieren ist, handelt es sich wohl um jeweils ein männliches und ein weibliches Tier: Hirsch und Hindin, Rehbock und Ricke, Eber und Sau, Ganter und Gans. 

Trotz einer gewissen Unbeholfenheit der Zeichnung sind die charakteristischen Merkmale doch gut erfasst, Ringelschwanz und Rückenkamm der Wildschweine sowie die Haltung der Hirsche beim Äsen. Die gestrichelte Innenzeichnung der Tiere scheint dagegen weniger naturalistisch zu sein.

Der Tierfries ist in seiner Art einmalig unter den Zeugnissen keltischer Kunst. Ihm liegen Motive der oberitalienisch-ostalpinen Situlenkunst zugrunde, die ein wohl einheimischer Künstler auf eine am Ort hergestellte Tonflasche übertragen hat; die Gänse und die Wildschweine muss er aus eigener Anschauung hinzugefügt haben, denn auf den südlichen Vorbildern fehlen diese Tiere in den entsprechenden Friesen [nach (2), S. 118].

  5a 5b

Restaurierte Linsenflasche von Loch, Stadt Hollfeld    
Foto: BLfD Oberfranken               Zeichnung: BLfD [AuF 2, 1979-80 S. 65, Abb. 33,
(Helmut Voß) -  Latènezeit.           Höhe: 13,6 cm    Fundnotiz S. 24].
Archäologisches Museum Bayreuth

Literatur 
(1) Walter Torbrügge/Hans P. Uenze, Bilder zur Vorgeschichte Bayerns,
Jan Thorbecke Verlag Konstanz 1965.
(2) Die Kelten in Mitteleuropa, Ausstellungskatalog Hallein 1980.
(3) Experimentelle Archäologie in Deutschland. Beiheft 4, Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Oldenburg 1990 (=
Lit. 21).
(4)
Jan Filip, Enzyklopädisches Handbuch zur Ur- und Frühgeschichte Europas: 2 Bände, Prag 1969.
(5)  Björn-Uwe Abels  u. Jochen Haberstroh: Ausgrabungen und Funde
in Oberfranken (Fundchronik) 2 (1977-1978) in : "Geschichte am Obermain", Jahrbuch des Colloquium Historicum Wirsbergense (= Lit. 3)
 

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          2

     Links: Nachahmung eines Drehscheibengefäßes vom 
     Kasendorfer Turmberg (handgeformt) und rechts: 
     Kopie der Linsenflasche von Matzhausen, Lkr. Neumarkt

 

         Bild 3

   Abrollung des eingeritzten Tierfrieses
  [Bilder zur Vorgeschichte Bayerns (1), S. 282, Abb. 260]

 

        Bild 4

        Tierfries und geometrische Muster
  
    [Enzyklopädisches Handbuch zur Ur- und Frühgeschichte
        Europas (4) Band 2, S. 792]

 

     Bild 6

Hirsch und Hase, von einem Wolf (oder Hund) verfolgt
[Foto der Kopie im Landschaftsmuseum: Vitrine 21]


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Vorgeschichtliche Töpferei      

=>  Die Linsenflasche von Matzhausen / Oberpfalz
      
 [Die Kelten in Mitteleuropa,
Hallein 1980]

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