Archäologisches Lexikon

Töpfern auf der Drehscheibe

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Altgrabung 1843 im 'Stöckig' zwischen Thurnau und Heubsch bei Kasendorf, jetzt Golfplatz Oberfranken. Archäologisches Museum Bayreuth.      Abb.1, 2


Auf der Drehscheibe hergestelltes Gefäß     
Kopie des Drehscheibengefäßes
aus einem Hügelgrab im 'Stöckig' bei Thurnau, aus der Waldung 'Stöckig' bei Thurnau. Lkr. Kulmbach; Frühe Latènezeit:
5. Jhdt. v. Chr. - Museumsvitrine 19
Archäologisches Museum Bayreuth.             
[Kopie erstellt von Helmut Voß, Kolorierung durch Dieter Schmudlach;  Inv.-Nr. 631/4]
 => Mehr Informationen zu diesem Altfund von 1843

Herkunft und Verbreitung
Bereits im 4. Jahrtausend vor Christi Geburt waren erste Drehscheibenerzeugnisse im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris bekannt.
Über Kreta (Minoische Zeit: um 3000 bis 1450 v. Chr. ), den Peloponnes und Mittelgriechenland (etwa 1700 v. Chr.) sowie durch griechische und phönikische Kolonisten verbreitete sich die Töpferscheibe zwischen dem 9. und 6. Jhdt. v. Chr. im gesamten Mittelmeerraum. Wohl durch Händler gelangte ihre Kenntnis während der späten Hallstattzeit in den Raum nördlich der Alpen.

Verschiedene Konstruktionen 
Anfangs nur als einfacher Drehteller auf einem zentralen Zapfen gelagert, wurde mit der Vergrößerung der Schwungmasse eine stabilere Achskonstruktion notwendig.

Durch ein Loch am Rande der Schwungscheibe wurde sie mit einem langen Stab angetrieben. Oft verwendete man als Schwungmasse ausgediente Wagenräder oder Mühlsteine (siehe Abb. 4: Römische Radscheibe).

Die Töpferscheibe mit Fußantrieb wurde erst in hellenistischer Zeit erfunden (Abb. 3: Ptolemäische Fußscheibe). In Mitteleuropa war sie ab der Latènezeit allgemein verbreitet. Diese fußgetriebene Scheibe wurde bei  uns als Blockscheibe vom Mittelalter bis ins 19. Jhdt. hinein benutzt.

Quellen: Experimentelle Archäologie in Deutschland. Beiheft 4, Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Oldenburg 1990 (= Lit. 21)

 

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       Niedrig gelagerte Scheibe mit starrer Achse, im Boden eingelassen und verankert. Der Töpfer dreht vom Stock mit Hilfe eines schmalen Drehwerkzeuges (Schiene oder eher Abdreheisen).     Abb. 3

Niedrig gelagerte Radscheibe
Nach einem attischen Vasenbild, 2. Hälfte des 6. Jhdts. v. Chr. 
Experimentelle Archäologie in Deutschland 1990, S. 309, Abb. 1

  Römische Radscheibe mit höherer Drehgeschwindigkeit. Oft wurden alte Wagenräder oder Mühlsteine verwendet. Der Antrieb erfolgte durch einen etwa 2 m langen Stab am Rande des Schwungkörpers.            Abb. 4

Römische Radscheibe
Zeichnerische Rekonstruktion
Experimentelle Archäologie in Deutschland, S.310, Abb. 4a

       Der Gott Chnum formt an der fußgetriebenen Töpferscheibe das Weltei.                       Abb. 5

Ptolemäische Fußscheibe
Relief vom Isistempel von Philae, Ägypten 3. Jhdt. v. Chr:
Der Gott Chnum formt das Weltei.
Experimentelle Archäologie in Deutschland, S. 311, Abb. 5  

"Getruckt zu Augspurg durch Heynrich Steyner 1537" - 1499 dt.Ausgabe: "Von den erfyndern der dyngen"                     Abb. 6
Hafner an der Blockscheibe, Mittelalter.
Experimentelle Archäologie in Deutschland, S. 311, Abb. 6  

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        nach oben            [home]                                      Fotos: D. Schmudlach                               Dieter Schmudlach: 25.06.2003/19.09.2014