Archäologisches Lexikon

Ältere Eisenzeit: Hallstattzeit

        (750 bis 450 v. Chr.)

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Kulturelle Umwälzungen 
Bedingt durch ethnische Veränderungen im Donauraum, Zuwanderung und Überlagerung der urnenfelderzeitlichen Gesellschaft durch fremdstämmige Elemente und veränderte wirtschaftliche Verhältnisse entstand in Mitteleuropa die sogenannte Hallstattkultur. Sie ist nach einem großen Gräberfeld am Hallstätter See im Salzkammergut benannt, wo anfangs des 19. Jahrhunderts erstmals Funde aus dieser Epoche beobachtet wurden. Von 1846 bis 1863 wurden hier unter der Leitung von Johann Josef Ramsauer etwa 1000 Gräber freigelegt.               => Vom Eisenerz zum Eisen

Beginn des 'eisernen' Zeitalters 
Die Hallstattkultur bringt als wichtigste kulturelle Neuerung das Eisen. Zuerst wird das neue und wertvolle Material nur für Schmucksachen und Verzierungen auf Waffen verwendet, mit der Zeit verdrängt das Eisen jedoch die Bronze als Werkstoff des täglichen Bedarfs immer mehr. Die fortgeschrittene Technologie der frühen Eisenzeit zeigt sich in einer hochentwickelten Metallverarbeitung und spezialisierten Keramikproduktion. 
  

Luxusgüter für die Oberschicht
Während in der Urnenfelderzeit keine hierarchische Gesellschaftsstruktur erkennbar ist, scheint in der Hallstattzeit die Aristokratie vorzuherrschen. Dies spiegeln reich ausgestattete 'Fürstengräber' (z. B. Vix, Hochdorf, Magdalenenberg) und Fürstensitze (wie etwa auf der Heuneburg) wieder. 

Besonders im westlichen Hallstattkreis finden sich häufig griechische und etruskische Importwaren, vor allem Luxusgegenstände für eine prachtliebende Oberschicht, die in direktem Kontakt mit der griechischen Welt zu stehen scheint. Viele dieser Importe werden in den Gräbern niedergelegt, die teilweise derart reich ausgestattet sind, dass man mit einigem Recht von Fürstenbestattungen sprechen kann.

Gängige einheimische Grabbeigaben für die Oberschicht sind Waffen aus Bronze und Eisen, reiche Keramiksätze, die oftmals ein ganzes Trink- und Speiseservice umfassen, und häufig symbolisch beigegebenes Pferdegeschirr und Teile von großen, vierrädrigen Wagen (so in Grabhügeln bei Neudorf-Görau, Lkr. Lichtenfels). 

Seltener sind die Beispiele einer echten Wagenbestattung wie bei Demmelsdorf, Lkr. BA. In diesen meist besonders reich ausgestatteten Gräbern ruhte die Verstorbene auf einem vollständigen Fahrzeug, das auch die Beigaben aufnahm. 
=> Zeichnung des Wagengrabes von Demmelsdorf
      [von E./H. Voss aus B.-U. Abels, Die Kelten in Oberfranken 
      Archiv für Geschichte von Oberfr. Band 73, S. 63. Bayreuth 1993]

=> Rekonstruktion des Fürstengrabes von Hochdorf mit Wagen

Frühe Kelten
Die Hallstattzeit ist die erste vorgeschichtliche Epoche, die man mit ziemlicher Sicherheit einer bestimmten Volksgruppe zuweisen kann. Nach den ersten schriftlichen Überlieferungen griechischer und römischer Schriftsteller (Livius, Herodot, Polybios und Diodoros) waren dies die Kelten. Daher wird in der neueren Forschung die Hallstattzeit oft auch als frühkeltische Periode bezeichnet.

Geschirr fürs Jenseits
Die Töpfereien versorgten größere Regionen mit bemalter, graphitierter und teilweiser auch inkrustierter Keramik. Die qualitätvollen Töpferwaren wurden wohl speziell für die Begräbnisfeierlichkeiten hergestellt, in den Grabkammern niedergelegt. Sie vermitteln uns die in die Jenseitsvorstellungen übertragenen Lebensgewohnheiten der Hallstattzeit.

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Chronologiesysteme der Hallstattzeit - Leitformen der Hallstattzeit  
[nach P. Ettel in (6), S. 151]       in Bayern und absolute Chronologie
                                                    [aus (5), S. 150, Abb. 1]
  
Quellen
(1) A. Gelbhaar,
Eine kleine Einführung in die vor- und frühgeschichtliche Altertumskunde (Führer zu einer Sonderausstellung in Thurnau 1988) 
=> Online lesen
(2) S. James, Das Zeitalter der Kelten, Bechtermünz Verlag, Lizenzausgabe Weltbild Verlag GmbH 1998 (= Lit. k)
(3) Michael M. Rind: Kanalarchäologie im Altmühltal, 
Verlag M. L. Leydorf 1987 (= Lit. 26)
(4) Haberstroh Jochen, Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus Oberfranken. Kallmünz 2000 (= Lit. 15)
(5) Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit; zusammengestellt von C. Sebastian Sommer, herausgegeben von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. 25 Jahre nach Gründung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Verlag Friedrich Pustet 2006, 336 S., über 500 Abb. (= Lit. 43)
(6) Peter Ettel, Gräberfelder der Hallstattzeit aus Oberfranken; Kallmünz 1996.

       

       1

Gräber aus dem Gräberfeld von Hallstatt
Aquarelle von Johann Georg Ramsauer
[Das Zeitalter der Kelten (Lit. k) S. 14]

 

     

       Bild 2 [Internet]

      Zum Kampf gerüstet:
      Krieger der Hallstattzeit
  
    mit Lanze, Schild und Axt

 

In dem Ausschnitt aus der Situla von Situla von Kuffern, BH St. Pölten, Niederösterreich, eine Bankettszene dargestellt. Ein Diener reicht dem Verstorbenen (rechts) mit einer Schöpfkelle ein Getränk.   Bild 3

Tafeln im Totenreich
Trinkszene auf der Situla ( Bronzegefäß) 
von Kuffern, BH St. Pölten, Niederösterreich

 

 

 

   4

Vitrine 15 und 16: Für das Jenseits gut versorgt 

 

 

Die großen Vorratsgefäße enthielten früher einmal ein Getränk, vielleicht Bier oder auch nur Wasser. Daneben und darüber stehen zahlreiche Schöpftassen.   5

Vitrine 12: Vorratsgefäß mit Deckschale 
                  
unten Mitte und Schöpftassen

 


=>
 Die Hallstattzeit             [Wikipedia.org]

=>  Neulich in der Eisenzeit [anke-stursberg.de]

=>  Zu den Ausgrabungen von Berndorf und Tannfeld

=>  Vom Eisenerz zum Eisen

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