Kulturelle
Umwälzungen
Bedingt
durch ethnische Veränderungen im Donauraum, Zuwanderung und Überlagerung
der urnenfelderzeitlichen Gesellschaft durch fremdstämmige Elemente
und veränderte wirtschaftliche Verhältnisse entstand in
Mitteleuropa die sogenannte
Hallstattkultur. Sie ist nach
einem großen Gräberfeld am Hallstätter See im Salzkammergut
benannt, wo anfangs des 19. Jahrhunderts erstmals Funde aus dieser Epoche beobachtet wurden.
Von 1846 bis 1863 wurden hier unter der Leitung von Johann
Josef Ramsauer etwa 1000 Gräber freigelegt.
=> Vom Eisenerz zum Eisen
Beginn
des 'eisernen' Zeitalters
Die Hallstattkultur bringt als wichtigste kulturelle Neuerung das
Eisen. Zuerst wird das neue und wertvolle Material nur für
Schmucksachen und Verzierungen auf Waffen verwendet, mit der Zeit
verdrängt das Eisen jedoch die Bronze als Werkstoff des täglichen
Bedarfs immer mehr. Die fortgeschrittene Technologie der frühen
Eisenzeit zeigt sich in einer hochentwickelten Metallverarbeitung
und spezialisierten Keramikproduktion.
Luxusgüter
für die Oberschicht
Während in der Urnenfelderzeit keine hierarchische
Gesellschaftsstruktur erkennbar ist, scheint in der Hallstattzeit
die Aristokratie vorzuherrschen. Dies spiegeln reich ausgestattete
'Fürstengräber' (z. B. Vix, Hochdorf, Magdalenenberg) und
Fürstensitze (wie etwa auf der
Heuneburg) wieder.
Besonders im westlichen Hallstattkreis
finden sich häufig griechische und etruskische Importwaren, vor
allem Luxusgegenstände für eine prachtliebende Oberschicht, die in
direktem Kontakt mit der griechischen Welt zu stehen scheint. Viele
dieser Importe werden in den Gräbern niedergelegt, die teilweise
derart reich ausgestattet sind, dass man mit einigem Recht von Fürstenbestattungen
sprechen kann.
Gängige
einheimische Grabbeigaben für die Oberschicht sind Waffen aus
Bronze und Eisen, reiche Keramiksätze, die oftmals ein ganzes
Trink- und Speiseservice umfassen, und häufig symbolisch
beigegebenes Pferdegeschirr und Teile von großen, vierrädrigen
Wagen (so in Grabhügeln bei Neudorf-Görau, Lkr. Lichtenfels).
Seltener
sind die Beispiele einer echten Wagenbestattung wie bei Demmelsdorf,
Lkr. BA. In diesen meist besonders reich ausgestatteten Gräbern
ruhte die Verstorbene auf einem vollständigen Fahrzeug, das auch
die Beigaben aufnahm.
=> Zeichnung
des Wagengrabes von Demmelsdorf
[von
E./H. Voss aus B.-U. Abels, Die Kelten in Oberfranken
Archiv für Geschichte von
Oberfr. Band 73, S. 63. Bayreuth 1993]
=>
Rekonstruktion des Fürstengrabes von Hochdorf mit Wagen
Frühe
Kelten
Die Hallstattzeit ist die erste vorgeschichtliche Epoche, die man
mit ziemlicher Sicherheit einer bestimmten Volksgruppe zuweisen kann.
Nach den ersten schriftlichen Überlieferungen griechischer und
römischer Schriftsteller (Livius, Herodot, Polybios und Diodoros)
waren dies die Kelten.
Daher wird in der neueren Forschung die Hallstattzeit oft auch als
frühkeltische Periode bezeichnet.
Geschirr
fürs
Jenseits
Die
Töpfereien versorgten größere Regionen mit bemalter, graphitierter
und teilweiser auch inkrustierter Keramik. Die qualitätvollen Töpferwaren wurden wohl speziell
für die Begräbnisfeierlichkeiten hergestellt, in den Grabkammern
niedergelegt. Sie vermitteln uns die in die Jenseitsvorstellungen übertragenen
Lebensgewohnheiten der Hallstattzeit.
7
8
Chronologiesysteme der Hallstattzeit
- Leitformen der Hallstattzeit
[nach
P. Ettel in (6), S. 151]
in Bayern
und absolute Chronologie
[aus (5), S. 150, Abb. 1]
Quellen
(1) A. Gelbhaar,
Eine kleine Einführung in die vor- und frühgeschichtliche
Altertumskunde (Führer zu einer Sonderausstellung in Thurnau 1988)
=> Online lesen
(2) S.
James, Das Zeitalter der Kelten, Bechtermünz Verlag, Lizenzausgabe
Weltbild Verlag GmbH 1998 (= Lit. k)
(3) Michael M. Rind: Kanalarchäologie im Altmühltal,
Verlag
M. L. Leydorf 1987 (=
Lit. 26)
(4)
Haberstroh Jochen, Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus Oberfranken. Kallmünz 2000
(=
Lit. 15)
(5) Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit;
zusammengestellt von C. Sebastian Sommer, herausgegeben von der
Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V. 25 Jahre nach Gründung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern.
Verlag Friedrich Pustet 2006, 336 S., über 500 Abb. (=
Lit. 43)
(6) Peter Ettel, Gräberfelder der Hallstattzeit aus Oberfranken;
Kallmünz 1996.
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1
Gräber aus dem Gräberfeld von
Hallstatt
Aquarelle von Johann Georg Ramsauer
[Das Zeitalter der Kelten (Lit. k) S. 14]
Bild 2 [Internet]
Zum Kampf
gerüstet:
Krieger der
Hallstattzeit
mit Lanze, Schild und Axt
Bild 3
Tafeln im Totenreich
Trinkszene auf der Situla
( Bronzegefäß)
von Kuffern, BH St. Pölten,
Niederösterreich
4
Vitrine 15 und 16: Für das Jenseits
gut versorgt
5
Vitrine 12: Vorratsgefäß mit Deckschale
unten Mitte und Schöpftassen
=>
Die Hallstattzeit
[Wikipedia.org]
=>
Neulich in der Eisenzeit [anke-stursberg.de]
=>
Zu den
Ausgrabungen von
Berndorf und
Tannfeld
=> Vom
Eisenerz zum Eisen
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Rundgang]
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