Archäologisches Lexikon

Herstellung von Steingeräten: Schlagtechniken 


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Von sechs bis acht grundlegenden Steinbearbeitungstechniken werden im Folgenden erläutert:

1) Direkte harte Schlagtechnik


            
Abb. 2

[Bild siehe Literaturhinweis, Seite 53, Abb. 4]


Der Schlagstein wird mit einer Hand geführt und trifft auf die eventuell schon vorher präparierte Schlagfläche des Kernsteines auf. Merkmale des direkten Schlages sind verhältnismäßig großflächige Abschläge mit einem ausgeprägten Schlagbuckel ('Bulbus') auf der Rückseite.

Abb. 4

Merkmale eines Abschlages: links von oben gesehen (dorsal) 
mit den Bahnen früherer Abschläge - rechts die Unterseite 
des Abschlages (Ventralfläche) mit dem Schlagkegel (Bulbus) 
[
Bild siehe Literaturhinweis, Seite 50, Abb. 2]


2) Direkte "weiche" Schlagtechnik

        Abb. 6

[Bild siehe Literaturhinweis, Seite 56, Abb. 6]

Es gibt Schlaggeräte aus Knochen- oder Geweihstücken mit Abnützungsspuren, die auf eine Verwendung bei der Herstellung von Blattspitzen und ähnlicher Formen schließen lassen.


3) Indirekte Drucktechnik

Hierbei wurden mit Hilfe von 'Retuscheuren' aus Stein, Geweih oder Knochen von den Kanten kleinerer Abschläge oder Klingen kleinste Absplisse abgedrückt, z. B. um die Kanten abzustumpfen.


4) Direkte Drucktechnik [nach Wikipedia]

Bei der direkten Drucktechnik wird der Druck nicht schlagartig auf den Feuerstein ausgeübt, sondern langsam zunehmend bis ein Abschlag abgetrennt wird. Hierzu können beispielsweise Druckstäbe aus Holz mit Geweihspitzen verwendet werden. Mit einer Drucktechnik, bei der das Gewicht des Oberkörpers genutzt wird, können lange, schmale Klingen erzeugt werden.
=> Klingen drücken (1)   Klingen drücken (2): Die Itzcolotli-Technik
       [Filme auf YOUTUBE von Robert Graf, M.A., Winhöring]
=>
Hierzu auch Beiträge im Archaeoforum


 5) Direkte Punchtechnik  


('punch' = englisch: Punze, Meißel)

       Abb. 10 (S. 64, Abb. 11)

Mit Zwischenstücken aus Geweih oder bestimmten Holzarten konnte die Kraft des Schlägels gezielt auf den Kernstein übertragen werden. So konnte die Produktion von Klingen erleichtert werden. 

Zeichnungen aus: Feuerstein, Rohstoff der Steinzeit - Bergbau und Bearbeitungstechnik. Archäologisches Museum der Stadt Kehlheim, Museumsheft 3, 1987.

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     Abb. 1

      Steinschläger bei der Arbeit


            
       Abb. 3
=> Herstellung eines Schildkerns 
     
in Levallois-Technik [aus Lit. 10, S. 54]

 

Rekonstruktion durch Robert Graf aus der Sonderausstellung 'Faszination Geschichte' in Kronach vom 16. Januar bis 16.März 2003)    Abb. 5

Experimentell hergestellte Klingen 
aus Feuerstein und Rekonstruktion 
eines Retuscheurs [von Robert Graf
aus einer Sonderausstellung  in Kronach]

 

Rekonstruktion durch Robert Graf aus der Sonderausstellung 'Faszination Geschichte' in Kronach vom 16. Januar bis 16.März 2003)    Abb. 7

Rekonstruktion eines Hirschgeweihschlägels,
rechts ein Kernstein mit Negativen früherer Abschläge
[Rekonstruktion von Robert Graf: Sonderausstellung in Kronach] 

 

Oberseite des Spitzschabers mit Resten der Geröllrinde (rechts). Länge 8,5 cm. An den dunklen (in der Zeichnung weißen) Stellen wurde die Patina durch die Erdarbeiten verletzt.      Abb. 8

Spitzschaber von Alladorf (Oberseite) in Vitrine 1


Der 8,5 cm lang Spitzeschaber ist aus dichtem schwarzem Kieselschiefer (paläozoischer Schiefer) gearbeitet. Er weist eine äußerst starke braune Patinierung auf. Auf der Vorderseite des triangulären Abschlages ist ein Teil der Geröllrinde stehen geblieben. Rückseitig wurde der Bulbus durch wenige Abschläge abgearbeitet.Abb. 9

Inv.-Nr. 568 - Länge: 8,5 cm
[Zeichnung: Werner Schönweiß aus: Archiv für Geschichte von Oberfranken, 46. Band, Bayreuth  1966]

      Abb. 11 (S.62, Abb. 10)

    Herstellung von Klingen in Drucktechnik
=>
Klingen drücken (1)   Klingen drücken (2): Die Itzcolotli-Technik
       [Filme auf YOUTUBE von Robert Graf, M.A., Winhöring]

=> Feuerstein: Material  [Wikipedia]
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     nach oben           [home]                              Abb. 5, 7-8: D. Sch.                      Dieter Schmudlach (D. Sch.) - 6.05.2003/27.02.2013