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Als bemerkenswertester Fund der Kampagne 2004 kann eine vollständig erhaltene
Miniaturaxt genannt werden, die in einem eigenen Kapitel näher vorgestellt wird.
Unter den Funden befanden sich zudem wenige Artefakte, die zwei weitere urgeschichtliche Epochen am Motzenstein belegen, nämlich das
Epi-Paläolithikum (ca. 10000-8000 v. Chr.) und die Frühe Bronzezeit (2200-1900 v. Chr.).
Die Tierknochen aus den Grabungen wurden von Frau Dr. Cornelia Becker (FU Berlin) analysiert (s. den gesonderten Beitrag in diesem Band).
Sechs Proben der Knochen wurden für eine 14C-Datierung verwendet. Diese belegt, dass die schnurkeramische Siedlung etwa von 2620-2470 v. Chr. Bestand (Abb. 27). Somit zeichnet sich eine recht lange Siedlungsdauer ab, welche die Sesshaftigkeit der schnurkeramischen Kultur erneut bestätigt.
Hinweise auf
Ackerbau (Mahlsteine, Bedeutung des Getreideanbaus) sowie Viehzucht und Jagd (Tierknochen) sind zahlreich gegeben. Erste Untersuchungen zu den Rohmaterialien deuten an, dass zum einen lokale
Rohstoffe10 aus der unmittelbaren Umgebung (Abb. 30), zum anderen ortsfremde
Materialien11 verwendet wurden (Abb. 31). Für die
Herkunft des Amphibolits kommt in erster Linie das Fichtelgebirge in Frage. Weitere Analysen im Hinblick auf Keramikherstellung sind derzeit in Arbeit.
Die Wasserversorgung für die Siedler am Motzenstein kann entweder durch die in ca. 3 km Entfernung liegende Quelle bei Rossdach oder durch
künstlich angelegte Wasserreservoirs wie Zisternen oder die noch heute bekannten Hüllen stattgefunden haben.
Die Anlage von Brunnen scheidet bei Betrachtung des schwer durchdringbaren geologischen Untergrunds aus.
In den beiden Grabungskampagnen am Motzenstein konnte eine Vielzahl neuer Erkenntnisse gewonnen werden, die insbesondere das Siedlungswesen und den Ritus in der späten Jungsteinzeit beleuchten. Mit recht außergewöhnlichen Befunden und Funden stellt der Motzenstein bei Wattendorf für die ur- und frühgeschichtliche Forschung einen ungemein wichtigen Ort dar, der auch in Zukunft Antworten auf die noch vielen offenen Fragen zur Lebensweise des späten Steinzeitmenschen liefern könnte."
[T.
Seregely in AXT & RAD, 30 ff]
10 Tone zum Töpfern, Sandstein für Mahl- und Schleifsteine und Jurahornstein für Silexgeräte.
11 Amphibolit für Äxte und Beile sowie einige Hornsteine für Silexgeräte.
Quelle:
T. Seregély u. a., Axt & Rad en miniature, Aussergewöhnliche
Zeugnisse der Jungsteinzeit vom Motzenstein bei Wattendorf
(Begleitheft zur Sonderausstellung im Fränkische Schweiz-Museum
Tüchersfeld vom 18.03. bis 29.05.2005), Tüchersfeld 2005.
=>
Die
Grabungen am Motzenstein bei Wattendorf, BA
[Vorbericht der Uni Bamberg:
Internetseite]
Literatur:
J. KÖNINGER, Untersuchungen in der endneolithischen Moorsiedlung Täschenwiesen, Gemeinde Alleshausen, Kreis Biberach. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1986) 43-45.
T. SEREGELY, Siedlung und Ritus im frühen Endneolithikum -Neue Grabungsergebnisse aus Wattendorf und Stübig. In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2003 (Stuttgart 2004) 30-33.
T. SEREGELY, Neue schnurkeramische Siedlungsbefunde und eine vollständige Miniaturaxt vom Motzenstein bei Wattendorf. In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2004 (im Druck, erscheint Oktober 2005).
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Abb. 25: Facettiertes
Beil aus Amphibolit.
Abb. 26: Plan mit
ergrabenen und geomagnetischen Befunden.
Mittelgrau: ergrabener Befund; dunkelgrau: mögliche Hausbefunde;
hellgrau: möglicher Verlauf des Dolomitpflasters.
Abb. 27: Darstellung der
14C-Daten von Wattendorf und Stübig. Die senkrechten Linien deuten
den möglichen Beginn und das Ende der schnurkeramischen
Siedlungsaktivitäten an.
Abb. 28:
Rückenmesser
Abb. 29: Frühbronzezeitlicher
des Epipaläolithikums.
Noppenring.
Abb. 30: Topographische
Umgebungskarte des Fundorts Wattendorf-Motzenstein (rot) mit lokalen
Rohstoff- (türkis
bzw. gelbbraun) und Wasserquellen (blau).
Abb. 31: Karte mit
fernbezogenen Rohstoffen.
Abb. 32: Kleiner Silexdolch
Abb. 33:
Kratzer aus gräulichem
aus plattigem Jurahornstein. Hornstein der mittleren
Frankenalb.
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