Entdeckungsgeschichte
Beim
Abtragen eines Steinlesehaufens stieß man 1932 bei Neudorf, Gemeinde
Kasendorf, auf Knochenreste und Eisenteile, welche zu zerstörten
Bestattungen der Hallstattzeit (etwa 750 bis 500 vor Chr.) gehörten.
Darunter
legten Max Hundt und seine Helfer das Skelett eines Mannes frei, der
mit angezogenen Knien auf der rechten Seite lag.
Es
handelte sich hier um den ersten schnurkeramischen Grabfund Oberfrankens
überhaupt. Eine
zweite Bestattung, diesmal die einer Frau, wurde 1974 von Günther Hain
und anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern oberhalb des Steinbruchs bei Kümmersreuth,
Lkr. LIF bei der Nachuntersuchung eines bereits gestörten
hallstattzeitlichen Grabhügels entdeckt.
Reiche Beigaben
Als
Beigaben fanden sich bei der Neudorfer Bestattung neben den Skelettresten eines Mannes eine facettiert
geschliffene Steinaxt, eine durchbohrte Knochennadel, eine dolchartige
Silexklinge sowie die Scherben zweier Gefäße, von denen eines als
Amphore zusammengesetzt werden konnte.
Der
Schnurkeramiker von
Neudorf hatte seine steinerne Streitaxt
mit in das Grab bekommen. Diese geschliffene, zur Schäftung durchbohrte und
abgestuft ('facettiert') geschliffene Waffe ist aus schwarzem Amphibolit
(Hornblendeschiefer) gefertigt. Sie gehört
zum Typus der sogenannten "A - Äxte", welche eine Leitform für
den älteren Horizont der Schnur- keramik darstellen.
Die
Knochennadel
mit Ringkopf, die wohl einst das Gewand zusammen hielt, stellt eine
besonders im benachbarten Böhmen weit verbreitete Form dar. Eine
Spitzklinge aus stark patiniertem Hornstein wurde von Max Hundt als
'Dolch' bezeichnet. Ihre tatsächliche Funktion ist ungewiß; jedoch
sind aus der annähernd zeitgleichen Glockenbecherkultur kleine
Kupferdolche ähnlicher Form bekannt.
Bei der Ausgrabung
wurden noch Scherben einer kugelförmigen Amphore gefunden, die wohl
einst Speise
oder Trank enthalten hatte. Sie wurde vor ca. 10 Jahren im
Depot des Münchner Stadtmuseums aufgefunden, an das sie noch zu Max
Hundt’s Zeiten ausgeliehen worden war.
Alle
diese
Funde weisen das verhältnismäßig reich ausgestattete Männergrab der
schnurkeramischen Kulturgruppe zu, welche zeitlich noch in die frühe Bronzezeit
(ca. 2000 vor Chr.) hineinreicht. Namensgebend für diese Periode sind
Gefäßverzierungen durch schnurartige Eindrücke.
Literatur
(1) Seregély Timo, Endneolithikum und altere Frühbronzezeit in
Oberfranken (Magisterarbeit als PDF-Version auf CD), Bamberg 2002
(= Lit. 20).
(2) Ötzi - sein Leben, seine Zeit. Oberfranken am Ende der
Jungsteinzeit. Begleitheft zur Sonderausstellung im Fränkische Schweiz Museum Tüchersfeld vom 28.06.- 03.11.2003. Ausstellungskatalog Band 8. 2002 (= Lit.
22a).
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Siedlungswesen der Schnurkeramik [Schnurkeramik-hecht.de]
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Siedlungsfunde
der Schnurkeramik
vom Motzenstein bei
Wattendorf
Abb. 1
Hockergrab von Kasendorf-Neudorf
Neben dem rechten Oberarm ist die Streitaxt
zu sehen, bei der linken Hand die
Spitzklinge
eines 'Dolches'
[Historische Aufnahme von 1932]
Abb. 2
Kümmersreuth, Lkr.
Lichtenfels
Notgrabung 1974: Das Skelett wird
vom Verfasser freigelegt
Abb. 3
Kümmersreuth, Lkr.
Lichtenfels
Skelett einer etwa 30-jährigen Frau mit Funden:
Silexklinge (links im Bild) und Bruchstück einer
gebrochenen und wieder durchbohrten (Boots-) Axt.
Absolute Datierung nach
T. Seregély in (2):
2700 - 2570 cal BC.
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Von
der Steinzeit zur Bronzezeit
[Endneolithikum]
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der Schnurkeramik
vom Motzenstein bei
Wattendorf
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