" Die Arbeiten begannen im April 2003 mit der Erstellung eines digitalen Höhenplans (Abb. 7). Hierzu wurden zunächst Fixpunkte mit festen Koordinaten markiert. Mit einem elektronischen Tachymeter wurde anschließend ein dichtes Netz von Höhenpunkten erfasst, welches die Grundlage für einen zweidimensionalen Plan und ein dreidimensionales Geländemodell bildete.
Als zweiter Schritt folgten Nord-Süd- und Ost-West-ausgerichtete
Bohrprofile1, um Informationen zu Mächtigkeit und Aufbau des Bodens zu erhalten. Mittels dieser Bohrprofile war es möglich, geeignete Bereiche für Suchschnitte zu finden, die eine gute Befunderhaltung (z.B. für Pfosten oder Gruben) versprachen.
Von Mai bis Juni 2003 wurden dann sechs jeweils 1 m breite Suchschnitte angelegt, welche unterschiedliche Ergebnisse erbrachten. In zwei Schnitten südlich des Motzensteins (1 und 3) konnten keine aussagekräftigen Befunde ergraben werden. Lediglich Funde aus dem Waldhumus und durch Fließbewegungen umgelagertes Bodenmaterial wurden dokumentiert.
Anders verhielt sich die Situation auf einem sattelartigen Bereich östlich des Motzensteins (Schnitt 2). Hier ließen sich mehrere Pfostengruben nachweisen, die entweder in den anstehenden, verwitterten Dolomit oder in Kreidesedimente eingetieft waren. Zum Teil ordneten sie sich linear an, so dass wohl ursprünglich ein Pfostenbau zu vermuten ist. Dieser datiert frühestens in die Eisenzeit, da einer Pfostengrube entsprechendes Keramikmaterial entstammt.
In den Suchschnitten östlich und nördlich des Motzensteins (Schnitte
4-6) fanden sich die Funde überwiegend in einer ockerfarbenen bis gräulichen Lößschicht. Schnurkeramische und eisenzeitliche Artefakte waren dabei so vermischt, dass entweder wieder eine Umschichtung des Bodens durch natürliche Fließbewegungen oder aber durch Pflügen (in Ur- und Frühgeschichte, Mittelalter oder früher Neuzeit) angenommen werden muss. In diese durchmischte Lößschicht waren Feuerstellen mit hohem Holzkohleanteil eingetieft, die keine weiteren Funde enthielten und mittelalterlich oder neuzeitlich datieren.
Im Juli begann die eigentliche Grabungskampagne, an der bis zu 15 Studenten der Otto-Friedrich-Universität Bamberg beteiligt waren. Dabei wurden von Teams mit 3-5 Personen die Schnitte 7-13 angelegt.
Schnitt 7 befand sich auf der ebenen Fläche des Motzensteins. Um die Bodenschichten durch die Profile gut dokumentieren zu können, wurde zunächst ein Kreuzsteg von 0,5 m Breite belassen. In einigen Bereichen trat recht schnell der anstehende Dolomitfels hervor. Der zentrale Teil weist allerdings eine wannenartige Vertiefung auf, die nach den Bohrergebnissen mehr als einen Meter tief ist. Allerdings musste nur bis in eine Tiefe von 60 cm gegraben werden, um den anstehenden, fundleeren Horizont zu erreichen. Die Funde wurden, je nach Aussagekraft, möglichst genau dreidimensional eingemessen, zum Teil aber auch quadratmeterweise und nach Befund als Sammelfunde
zusammengefasst. Da bis auf einige Ausnahmen nur wenige klare Befundsituationen vorlagen, konnte so über die Fundverteilung ein aussagekräftiges Bild gewonnen werden.
Wenige Funde datieren in das Spätmittelalter; diese stammten weitgehend aus klar erkennbaren Störungen. Eisenzeitliche
Funde 2 fanden sich überwiegend am Rand der Grabungsfläche in Nähe der
Felswände. Es handelt sich hauptsächlich um feiner gearbeitete Schalen und Schüsseln sowie drei Spinnwirtel, kaum jedoch um grobe Wirtschaftsgefäße.
Die wenigen schnurkeramischen Funde (Bruchstücke von Bechern und einige
Silices) konzentrierten sich dagegen eher im zentralen Bereich, der auch zwei äußerst interessante Befunde barg.
Nur wenige Meter hinter dem Aufgangsbereich konnte in der Mitte des Platzes eine Mahlsteinsetzung ausgegraben werden, die aus einem großen Unterlieger, zwei kleineren Unterliegern und einem Läuferstein bestand (Abb. 11). Sie waren regelmäßig angeordnet und lagen auf den überschliffenen Arbeitsflächen. Alle zeigen deutliche
Nutzungsspuren3, waren aber noch durchaus gebrauchsfähig.
Etwa einen Meter weiter nördlich befand sich auf selben Niveau eine Pfahlgrube mit einem Durchmesser von 15 cm, welche von drei innen angerundeten Dolomitgeröllen umschlossen war (Abb. 12). Ein Dolomitunterlieger bewahrte dabei den ehemals darin befindlichen Pfahl vor dem Absinken im leichten Lößboden.
Beide Befunde, Mahlsteinsetzung und Pfahlgrube, können im rituellen Kontext interpretiert werden. Eine profane Deutung, wie z.B. ein Mahlsteindepot zur vorübergehenden Lagerung, macht bei Betrachtung der zentralen Lage der Befunde nicht wirklich Sinn. Zudem sind Mahlsteine im Spät- und Endneolithikum häufiger im rituellen Kontext beobachtet worden.
Die Datierung der beiden Befunde in das Endneolithikum ist durch Funde und Stratigraphie weitgehend gesichert. Zudem korrespondiert das Rohmaterial der Mahlsteine exakt mit dem weiterer Artefakte, die aus einer schnurkeramischen Kulturschicht westlich des Motzensteins stammen.
Über die gesamte Fläche von Schnitt 7 streuten bandkeramische
Funde4, die eine Nutzung des Areals im Frühneolithikum anzeigen. Welche Funktion der Platz während der Bandkeramik und
während der Eisenzeit besaß, muss offen bleiben. Eine dauerhafte Siedlung scheint aufgrund des Fehlens dafür typischer
Befunde5 und auch wegen der starken Einschränkung des Raums auszuscheiden.
Am Nordwesthang des Motzensteins war eine kleinere, mit Sediment verfüllte Öffnung zu erkennen
(Abb. 13), aus der nach Hermann Mauers Angaben ebenfalls etliche Funde stammen sollten. Im Zuge der Ausgrabung sollte geklärt werden, ob hier möglicherweise eine verfüllte Schachthöhle vorliegt (Schnitt 8). Hierbei stellte sich heraus, dass es sich bei dieser Öffnung um ein ca. 1,5 m tiefes, durch Erosion entstandenes Felsloch handelt, welches einige teilweise recht gut erhaltene Funde beinhaltete. Hiervon sind vor allem eine große, endneolithische Spitzklinge (Abb. 14) und mit aufwendigen Zahnstempelmustern dekorierte Kümpfe der jüngeren Bandkeramik zu erwähnen. Große Bruchstücke von mindestens drei Schalen (Abb. 15) der Frühlatenezeit deuten darauf hin, dass die Gefäße wohl ursprünglich im bzw. vor dem Felsloch deponiert worden waren. Auch hieraus sind rituelle Handlungen zu verschiedenen urgeschichtlichen Epochen ableitbar.
Der Nordosthang des Motzensteins wird von einer breiten, mit Erdmaterial verfüllten Felsspalte bestimmt (Abb. 16). Da sich auch hier bedeutende Lesefunde (u.a. ein vollständiges Tonrad, Miniaturaxtfragmente und Knochengeräte) fanden, sollte geklärt werden, aus welchen Gründen die Artefakte an diese Stelle gelangten. Dazu wurde die Hälfte der Spaltenverfüllung sorgfältig abgetragen, datierbare Funde dreidimensional eingemessen und ein Profil dokumentiert (Schnitt 9).
Die Fundverteilung, aber auch das Fundspektrum zeigen recht deutlich, dass es sich wohl um eine natürliche, durch Erosion bedingte Ablagerung der Funde
handelte (Abb. 13), aus der nach Hermann Mauers Angaben ebenfalls etliche Funde stammen sollten. Im Zuge der Ausgrabung sollte geklärt werden, ob hier möglicherweise eine verfüllte Schachthöhle vorliegt (Schnitt 8). Hierbei stellte sich heraus, dass es sich bei dieser Öffnung um ein ca. 1,5 m tiefes, durch Erosion entstandenes Felsloch handelt, welches einige teilweise recht gut erhaltene Funde beinhaltete. Hiervon sind vor allem eine große, endneolithische Spitzklinge (Abb. 14) und mit aufwendigen Zahnstempelmustern dekorierte Kümpfe der jüngeren Bandkeramik zu erwähnen. Große Bruchstücke von mindestens drei Schalen (Abb. 15) der Frühlatenezeit deuten darauf hin, dass die Gefäße wohl ursprünglich im bzw. vor dem Felsloch deponiert worden waren. Auch hieraus sind rituelle Handlungen zu verschiedenen urgeschichtlichen Epochen ableitbar.
Der Nordosthang des Motzensteins wird von einer breiten, mit Erdmaterial verfüllten Felsspalte bestimmt (Abb. 16). Da sich auch hier bedeutende Lesefunde (u.a. ein vollständiges Tonrad, Miniaturaxtfragmente und Knochengeräte) fanden, sollte geklärt werden, aus welchen Gründen die Artefakte an diese Stelle gelangten. Dazu wurde die Hälfte der Spaltenverfüllung sorgfältig abgetragen, datierbare Funde dreidimensional eingemessen und ein Profil dokumentiert (Schnitt 9).
Die Fundverteilung, aber auch das Fundspektrum zeigen recht deutlich, dass es sich wohl um eine natürliche, durch Erosion bedingte Ablagerung der Funde
handelte,6."
[T.
Seregely in AXT & RAD, 17 ff]
Dabei lagen die ältesten Funde ganz unten, die jüngsten in den oberen Schichten.
1 Hierzu wurde ein sogenannter Pürkhauer-Bohrstock mit 2 cm breiter Nut verwendet.
2 Sie gehören der Späthallstatt-/Frühlatenezeit an und datieren etwa zwischen 550
u. 380 v. Chr.
3 z.B. Pickungen zum gebrauchsbedingten Aufrauhen der Oberfläche.
4 Dazu gehören überwiegend Keramikbruchstücke und drei Dechselfragmente, die etwa um 5000 v. Chr. datieren.
5 z.B. Gruben, Pfostenlöcher oder Herdstellen.
6 Der recht lockere Lößboden wurde also mit den enthaltenen Funden von der Motzensteinoberfläche bei starken Regenfällen
abgetragen und gelangte durch die wenigen Felsspalten an diesen Standort.
Quelle:
T. Seregély u. a., Axt & Rad en miniature, Aussergewöhnliche
Zeugnisse der Jungsteinzeit vom Motzenstein bei Wattendorf
(Begleitheft zur Sonderausstellung im Fränkische Schweiz-Museum
Tüchersfeld vom 18.03. bis 29.05.2005), Tüchersfeld 2005.
Literatur:
B. LOHRKE/T. SEREGELY, Zwei endneolithische Fundorte in Oberfranken.
In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2001 (Stuttgart 2002) 31-33.
T. SEREGELY, Oberfranken während des Endneolithikums (ca. 3000-2000
v. Chr.). In: „Ötzi - sein Leben, seine Zeit". Oberfranken
am Ende der Jungsteinzeit. Begleitheft zur Sonderausstellung im Fränkische
Schweiz-Museum Tüchersfeld (Tüchersfeld 2002) 23-40.
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Abb. 7: Digitaler
Höhenplan des Grabungsareals.
Grau: obertägig anstehender Dolomit; weiß: Grabungsschnitte.
Abb. 8: Ausgrabung
im Bereich des schnurkeramischen
Siedlungsareals.
Abb. 9: Blick auf den
Grabungsschnitt 7
(Fläche auf dem
Motzenstein).
Abb. 10: Verteilung
der Funde nach ca. 25 cm Bodenabtrag.
Dreiecke: Bandkeramik; Quadrate: Schnurkeramik; Kreise:
Eisenzeit; Sterne: Spätmittelalter.
Abb. 11: Endneolithische Mahlsteinsetzung.
Abb. 12: Befunde im zentralen Bereich
der Motzensteinoberfläche:
Mahlsteinsetzung und
dolomitumschlossene Pfostengrube.
Abb. 13: Felsloch an der Nordwestseite
des Motzensteins.
Abb. 14: Endneolithische Spitzklinge
vom Vorbereich des Felslochs.
Abb. 15: Frühlatènezeitliche Schalenfragmente
aus
dem Felsloch.
Abb. 16:
Sedimentverfüllte Felsspalte
am Nordosthang des Motzensteins.
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Die
Grabungen am Motzenstein bei Wattendorf, BA
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