"Die ersten archäologischen Tätigkeiten im Umfeld des Motzensteins führte 1916 Prof. Birkner aus Nürnberg in der Gäulstallhöhle durch. Leider hinterließ er keine genauere Angaben zu Befunden oder Funden, sondern berichtete lediglich von einigen schnurverzierten Scherben.
Weitaus besser dokumentierte in den 1950er Jahren der ehrenamtliche Sammler Hermann Mauer seine Funde und Beobachtungen. Der ehemalige Bamberger Oberlehrer suchte das damals noch kaum bewaldete Areal um den Motzenstein nach Hinterlassenschaften des ur- und frühgeschichtlichen Menschen ab. Unterstützung erhielt er dabei vom Wattendorfer Lehrer Konrad Schrott, der die Ur- und Frühgeschichte sowie die mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte Wattendorfs in einer aufwendigen Chronik zusammenstellte.
Hermann Mauer veröffentlichte seine Funde, die der Bandkeramik, der jungneolithischen
Michelsberger Kultur, der Schnurkeramik und der Frühlatènezeit angehören, in einem Heimatblatt für Geschichtsfreunde (Mauer, Motzenstein). Seine zahlreichen Funde und Aufzeichnungen hinterließ er vor seinem Tod dem Historischen Verein Bamberg.
Werner Schönweiß stellte 1969 alle Funde der Schnurkeramik am Obermain zusammen und publizierte dabei auch Material vom Motzenstein. Er erkannte dabei erstmalig zwei Fragmente von tönernen Miniaturäxten (Schönweiß, Funde).
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit wurden 2002 sämtliche Funde des oberfränkischen
Endneolithikums in einem Katalog aufgenommen und einer genaueren Analyse unterzogen (Seregely, Endneolithikum). Auch das Fundmaterial vom Motzenstein wurde dabei neu begutachtet, gezeichnet und untersucht. Dabei konnte neben zahlreichen weiteren Miniaturaxtfragmenten auch Keramik mit Wellenleistenverzierung nachgewiesen werden, welche sonst fast ausschließlich in schnurkeramischen Siedlungen vorkommt.
Zudem ließen weitere, sehr gut erhaltene Lesefunde von Helmut Scheibe aus dem Jahr 2001 auf eine Siedlung der schnurkeramischen Kultur schließen. Unter den Funden befand sich ein scheibenartiges Tonobjekt mit ausgeprägten Verstärkungen im Durchlochungsbereich, welches offensichtlich ein Radmodell darstellt.
Von Prof. Dr. Johannes Müller, Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bamberg, wurde daraufhin ein Forschungsprojekt beantragt, welches von der Oberfrankenstiftung finanziert wurde. Nun waren gezielte Prospektionen und Grabungen möglich, um klarere Aussagen zur
ur- und frühgeschichtlichen Nutzung des Geländes zu gewinnen.
Literatur:
H. MAUER, Motzenstein, Siedelplatz von vier neolithischen
Kulturen. Fränkische Blätter 8, Nr. 20, 1956, 77f.
W. SCHÖNWEIß, Funde der Schnurkeramik am Obermain.
Geschichte am Obermain 5, 1969, 21-35.
T. SEREGELY, Endneolithikum und ältere Frühbronzezeit in
Oberfranken (Unveröff. Magisterarbeit Bamberg 2002).
Quelle
T. Seregély u. a., Axt & Rad en miniature, Aussergewöhnliche
Zeugnisse der Jungsteinzeit vom Motzenstein bei Wattendorf
(Begleitheft zur Sonderausstellung im Fränkische Schweiz-Museum
Tüchersfeld vom 18.03. bis 29.05.2005), Tüchersfeld 2005.
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Radmodell aus Ton:
Dm. ca. 5 cm.
Lesefund von Helmut Scheibe 2001
=>
Die
Grabungen am Motzenstein bei Wattendorf, BA
[Vorbericht der Uni Bamberg:
Internetseite]
Die Sonderausstellung
"AXT
& RAD en miniature" ist im Fränkische Schweiz-Museum
Tüchersfeld noch bis zum 29. Mai 2005 zu sehen!
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