Der Landesausbau in Oberfranken und die Grafen von Schweinfurt
"Trotz fränkischer Landnahme erfolgte der eigentliche Landesausbau
in Oberfranken erst im 10./11. Jh. unter dem Einfluß der Grafen von
Schweinfurt. Nach der fränkischen Reichsteilung im Jahr 843 fiel
Oberfranken an das ostfränkische Reich König Ludwigs des Deutschen.
Das Erlöschen der Karolingischen Dynastie 911 löste im ganzen Reich
Kämpfe aus, die in Oberfranken zwischen den Babenbergern und den
Konradinern ausgetragen wurden. Die siegreichen Konradiner, 911 mit
der Königswürde ausgestattet, und nach ihnen die sächsischen Ottonen,
erhoben Bamberg zu einem königlichen Stützpunkt, der 973 an den
Herzog Heinrich von Bayern verschenkt wurde. Nun war aber Mitte des
10. Jhs. in den Markgrafen von Schweinfurt eine zweite politische
Kraft entstanden, die nach Macht strebte. Durch ihre enge Anlehnung
an die Ottonen hatten sie 936/45 die Grafschaft über große Gebiete
erhalten, die von Schweinfurt bis zum Fichtelgebirge und vom
Frankenwald bis zur Donau reichten. Als Grafen des Radenzgaus,
seit etwa 960 mit der Hochgerichtsbarkeit ausgestattet, errichteten
sie in ganz Oberfranken Landesburgen. Außer den von Thietmar von
Merseburg erwähnten Burgen Ammerthal/Opf., Creußen und Kronach/Ofr.
sowie Schweinfurt/Ufr., könnten in Oberfranken noch die Babenburg
auf dem Bamberger Domberg, eine nicht näher bekannte Anlage „castrum
principale" an der Stelle des heutigen Klosters Banz, die ottonische
Befestigung in
Burgkunstadt (Bauphase III), vielleicht die jüngste Bauphase der
karolingisch-ottonischen Befestigung von
Kasendorf
und die Burg Laineck als Landesburgen in Frage kommen.
Von den erwähnten oberfränkischen Burgen Creußen und Kronach ist
heute obertägig nichts mehr erhalten. Hier können nur archäologische
Untersuchungen, wie z. B. in Laineck bei Bayreuth [50],
weiterhelfen, um eine Vorstellung zu erhalten, wie zeitgenössische
Burganlagen ausgesehen haben könnten. Auf der „Burgflur" von Laineck
wurden sogar drei Bauphasen aufgedeckt (Abb. 5), die alle in das 10.
Jh. zu datieren sind. Daß uns hier, zumindest in der jüngsten Anlage
mit der aus Kalksteinen errichteten Blendmauer, slawische Baumeister
begegnen, mag mit der Siedlungspolitik der Schweinfurter Grafen
zusammenhängen.
Der Aufstand des Grafen Hezilo
Als der nach Höherem strebende Graf Hezilo entgegen seinen
Hoffnungen nicht mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurde, verbündete
er sich mit Böhmen und Polen und erhob sich 1003 gegen König
Heinrich II. Dieser zerschlug rasch den Aufstand und zerstörte die
Schweinfurter Landesburgen des fliehenden Hezilo, darunter
wahrscheinlich auch die Burg Laineck. Außerdem entzog er ihm seine
Reichsämter und -lehen und setzte ihn als Graf im Radenzgau ab. Dem
zurückkehrenden Grafen Hezilo blieben nur noch seine zahlreichen
Eigengüter. Der reichspolitischen Aufgaben enthoben, widmeten sich
er und sein Sohn Otto um so stärker dem Ausbau ihrer
grundherrschaftlichen Macht in Oberfranken. Die Folge ist eine
reiche Rodungstätigkeit im Banzgau, im Nordwald um Kronach und vor
allem in den Waldgebieten östlich der Fränkischen Alb. Gerade um die
Herrschaft Plassenberg und um den Kleingau Creußen fallen die vielen
slawischen Ortsnamen auf. Die auch infolge familiäre Beziehung mit
den Slawen sympathisierenden Schweinfurter Grafen setzten nach R.
Endres (1987/88) in verstärktem Maße slawische Kolonisten ein, vor
allem Sorben, die die gleichen Rechte besaßen wie die deutschen
Siedler. Einer Neuansiedlung von Slawen widerspricht
allerdings der Archäologe W. Sage (1990), da er spätslawische
Keramik vermißt, die die Siedler ja aus ihrer Heimat mitgebracht
hätten. Er hält es dagegen für möglich, daß bereits angesiedelte
slawische Kolonisten aus der näheren Umgebung umgesetzt wurden.
Ob bei den Schweinfurter Landesburgen bereits mit einer
Massivbefestigung mit Bastionen gerechnet werden kann, wie von K.
Schwarz (1975) für Bamberg und Ammerthal rekonstruiert, wird heute
stark angezweifelt (Zeune in: Hennig 1993)."
Leseprobe aus: I. Burger-Segl, Archäologische
Streifzüge im Meranierland am Obermain,
Ein Führer zu
archäologischen und historischen Denkmälern des Früh- und
Hochmittelalters, S. 26f, Schriften zur Heimatpflege in Oberfranken,
Reihe I, Nr. 3, Bayreuth 1999 (Lit.
4).
Die [Zahlen] beziehen sich auf die im Buch besprochenen
Bodendenkmäler. Auch findet sich dort die (mit Namen und
Jahreszahl) angegebene Literatur.
=> Turmhügel und
Motten (aus Burger-Segl)
=>
Slawische Funde aus
Oberfranken (Jochen Haberstroh)
=>
Die "terra sclavorum"und
das Königreich
Samos (Hans Losert)
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=> Turmhügel
und Motten
Bayreuth-Laineck "Burgflur" Entwicklungsphasen
[Abb. 5 aus Burger-Segl (Lit.
4), S. 25, Abb. 5]
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