Aus der Geschichte unserer Kirche
=>
Ein Rundgang durch die Kirche
[kirche-kasendorf.de]
Die erste urkundliche Erwähnung der Kasendorfer Pfarrei
findet sich im Jahre 1391 (Nov 24) in einem Schiedsspruch zwischen dem
Burggrafen von Nürnberg und dem Bischof von Bamberg. Anlässlich eines
Tausches, der jedoch nie zustande kam, sollte ersterer für das
Kirchlehen der Pfarrei Hof u. a. die "pfarre zu Kaszendorf" und jene von
Trumsdorf geben. An die Zugehörigkeit zu den Hohenzollern erinnern heute
noch die Gewölbesteine im Chor der Kirche, welche den schwarzweiß
geteilten Hohenzollernschild zeigen sowie ein in den Turm eingehauenes
Hohenzollernwappen.
Von der im 13. Jahrhundert erbauten Vorgängerkirche
stammen neben dem unteren
Teil des Turmes nur noch geringe Reste. So ist in einem Strebepfeiler (neben
dem äußeren Eingang zur Sakristei) ein aus Sandstein gemeißeltes
Kopfrelief eingemauert, das noch im 13. Jhdt. entstanden sein muss und
wohl das Haupt von Johannes dem Täufer darstellt (Bild 6 + 7). Ähnliche maskenartige
Kopfdarstellungen finden sich u. a. an der Petrikirche zu Kulmbach,
sowie an den Kirchen von Limmersdorf (hier eine nur etwa faustgroße
plastische Darstellung ebenfalls eines Johanneshauptes im der Ecke des
Kaffgesimses links neben dem Haupteingang), Veitlahm, Weismain und
Wonsees (Lit. 12).
Ursprünglich wohl Tochterkirche von Melkendorf
(diese vermutlich eine 'Urpfarrei'), wird sie nach ihrer um 1328 erfolgten
Abtrennung selbst Mutterkirche von Peesten (1398 im Landbuch der
Herrschaft Plassenberg erwähnt).
Haben wir eine Kilians- oder eine
Johanneskirche?
Seit Magister J. Will im Jahre 1692 in seiner
Beschreibung "Das Teutsche Paradeiß in dem vortrefflichen
Fichtelberg" für die Kasendorfer Kirche irrigerweise Kilian
als Schutzpatron nannte, ist die Diskussion um das 'richtige'
Patrozinium unserer Kirche nicht zur Ruhe gekommen (Lit. 21 u. a.).
Wills Zuweisung hat sich sehr bald als fraglich erwiesen, da er sich nur
auf eine mündliche Überlieferung stützen konnte, dass der Heubscher
Clauß Weber um das Jahr 1500 ein Kirchenfenster mit der Darstellung des
Heiligen Kilian gestiftet haben soll. =>
Mehr zum gotischen
Glasfenster
Befragt man die zeitgenössischen Quellen, so erscheint der historische
Sachverhalt klar und einfach. Ein um 1445 niedergeschriebenes
Verzeichnis der markgräflichen Kirchenlehen weiß nichts von einer
Kasendorfer Kilianskirche, sondern es führt die Pfarrkirche "sand
Johanns zu Casendorf mit anhangen sang Magne capelle" auf
(s. a. Lit. 6).
In einer Urkunde vom 6. Juni 1448, in welcher der Markgraf Johann
(1437-1464) das Lehen der Kirche zu Kasendorf dem Kloster zu Langheim
schenkt, betont er, dass die (Kasendorfer) Kirche von seinen Vorfahren
gestiftet worden sei. Sankt Johannes dem Täufer sind u. a. auch die
Kirchen von Hutschdorf, Limmersdorf und Neustädtlein, aber auch die von
Kronach geweiht. Professor Dr. Helmut Weigel nahm an, dass diese
Johanneskirchen alte Taufkirchen gewesen seien, welcher der
Entlastung der oft weit entfernten alten Pfarrkirchen gedient haben
könnten.
Noch im Jahre 1931 hatte der Geistliche Rat Johann
Schlund in seinem Werk "Besiedlung und Christianisierung Oberfrankens"
die schon früher von dem Bamberger Geschichtsschreiber Johann Looshorn
vertretene Meinung aufgeriffen, dass die sechste der 14 "Slawenkirchen"
aus karolingischer Zeit in Kasendorf oder Drossenfeld zu suchen sei. Auf
diese Vermutung gründete sich auch die Beweisführung für ein eventuelles
Kilianspatrozinium der Kasendorfer Kirche. Aus verschiedenen
Gründen weiß man jedoch heute, dass unsere Kasendorfer Pfarrkirche keine
der 14 Slawenkirchen sein kann, mit deren Errichtung Karl der Große das
Bistum Würzburg wohl im Jahre 793 beauftragt hatte. Diese neu zu
errichtenden Kirchen sollten dazu dienen, "dass jenes Volk, welches
neulich zum Christentum bekehrt worden [gemeint sind die
Slawen], Gelegenheit habe, die Taufe zu
empfangen, die Predigt zu hören und dem Gottesdienst beizuwohnen" (Lit.
23, S. 30).
Die gleiche Absicht wird in späteren Urkunden bekräftigt,
so am 5. Juli 846 von Ludwig dem Deutschen und am 21. November 889 durch
König Arnulf von Kärnten, wobei von Zehnten "... de partibus orientalum
Franchorum vel Sclavis ..." die Rede ist (Lit. 17, S. 188).
Bei dem Versuch, diese 14 Missionskirchen genauer zu
lokalisieren, ist schon viel spekuliert worden. Nach dem heutigen
Erkenntnisstand sind als Slawenkirchen nur die von Amlingstadt und
Seußling (Lkr. Bamberg) durch den Nachweis von "Königshuben"
(Schenkungen von je drei Höfen aus königlichem Besitz) gesichert (Lit.
23, S. 30).
Auch bei der Frage nach den "Urpfarreien" in unserer
Nachbarschaft, also den Pfarreien, welche bereits vor der im Jahre 1007
erfolgten Gründung des Bistums Bamberg bestanden hatten und oft durch
den Würzburger "Altzehnt" oder ihrem Kilianspatronat zu erkennen sind,
ist man weitgehend auf Vermutungen angewiesen. In unserer Umgebung
können als gesicherte Urpfarreien Altenbanz, Altenkunstadt,
Hollfeld, Melkendorf und Staffelstein genannt werden, während dies von
Lanzendorf nur mit Vorbehalt angenommen werden kann.
Der Vater des Universitätsprofessors Erich von
Guttenberg, Franz Freiherr von Guttenberg, hat schon 1925 auf die
Tatsache hingewiesen, dass Kasendorf bei der angebotenen Erhebung zur
Stadt bereits eine Kirche besessen haben muss, welche zwischen der
Erwerbung des Ortes durch Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg
(1300-1328) um 1307 und 1328 erfolgt sein muss. "Ihr Pfarrsprengel wurde
vermutlich von jenem der altwürzburgischen (Ur-) Pfarrei Melkendorf
abgetrennt, deren ursprüngliche, auffallend große Ausdehnung sich bis
Schirradorf südwestlich von Thurnau nachweisen lässt" (siehe Lit. 8 und
21).
Die andere Möglichkeit, dass unsere Pfarrkirche früher
einmal dem Heiligen Kilian geweiht war, ist aber nicht gänzlich abzulehnen.
Hierfür würde neben der mündlichen Tradition eventuell noch die Tatsache
sprechen, dass die Kasendorfer Kirchweih noch nach dem 2. Weltkrieg am
Sonntag nach dem Kilianstag gefeiert wurde. Übrigens wird das
Gregoriusfest auch heute noch traditionsgemäß am Dienstag nach dem Kilianstag abgehalten. Lassen wir also unserer Kirche ihren
neuen und schon wieder zu einer neuen Tradition
gewordenen Kiliansnamen und wenden uns der Baugeschichte und Ausstattung
unserer Kilians- oder Johanneskirche zu.
=>
Ein Rundgang durch die Kirche [kirche-kasendorf.de]
=>
Weiter zur Seite -2-
Verzeichnis der verwendeten Literatur
1) Bamessel, H., Pfarrchronik aus dem Jahre 1914. In Auszügen abgedruckt in
Der Kiliansbote Nr. 76/April 1986 und Nr. 80/August 1986.
2) Derleder, Senior, Das ehemalige Ritterhaus zu Lindenberg. Sonderdruck
aus
"Heimat- und Volkskunde", Beil. zur Bayer. Rundschau, Kulmbach
Nr.14/1935.
3) Die Kasendorfer Johanneskirche, Manuskript ohne Verf. (Bücherei
der VS Kasendorf).
4)
Edelmann, H., Kasendorf, der Magnusturm und das Umland I/II. Aus der
fränkischen Heimat,
Beilage zur Bayerischen Rundschau, Nr. 1/2, 1974.
5)
Gebessler, A., Stadt und Landkr. Kulmbach. Bayer. Kunstdenkmale III,
1958.
6)
Guttenberg, E. Freiherr v. und Wendehorst A. (Bearbeiter), Germania
Sacra.
Das
Bistum Bamberg. Die Pfarreiorganisation, Zweite Abteilung, 1. Band, S.
176 - Berlin 1966.
7)
Guttenberg, E. Freiherr von, Historisches Ortsnamenbuch von Bayern,
Band
1: Land- und Stadtkreis Kulmbach, München 1952.
8)
Guttenberg, F. Freiherr von, Die Herrschaft Thurnau und die Förtsche,
gedrucktes Manuskript eines Vortrages , Thurnau 1925.
9)
Jahreiß, K., Die Kirche zu Kasendorf. Aus der fränkischen Heimat,
Nr.4/1978.
10)
Jahreiß, K., Kasendorf im 30-jährigen Krieg, dto. Nr. 1/1977.
11)
Lenker, R., Abschrift der "Hübnersstiftung" von 1605, Manuskript o. J.
12)
Lenker, R., Zweiundvierzig Steinmetzzeichen. Die Kirche zu Kasendorf und
die Steinmetzmeister Heinrich Teusing. Aus der fränkischen Heimat, Beilage
zur
Bayerischen Rundschau, Nr. 3/April 1966.
13) Marsch,
A., Bilder zur Augsburger Konfession und ihrer Jubiläen, 1980.
14) Markt
Kasendorf in Vergangenheit und Gegenwart (verschiedene Verfasser),
Heimatbuch zum 700-jährigen Jubiläum, Kasendorf 1986.
15) Meyer,
O., u. a., Oberfranken im Hochmittelalter. Politik - Kultur -
Gesellschaft.
Herausgegeben von der Oberfrankenstiftung, Bayreuth 1973.
16) Pilz,
K., Die St. Nikolaus- und Ulrichskirche in Nürnberg-Mögeldorf.
Ihre
Geschichte und Kunstwerke (Kirchenführer), 1980.
17) Sage,
Th. u. a., Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, 2. Auflage
1996
Herausgegeben von der Oberfrankenstiftung, Bayreuth (1. Auflage 1986)
18)
Schlesinger, G., Die Hussiten in Franken, Die Plassenburg Band 34, 1974.
19)
Schwarz, G., In Lindenberg stand einst ein Ritterschloss. Aus der
fränkischen Heimat,
Beilage zur Bayerischen Rundschau, Nr. 1/Januar 1971.
20)
Schwarz, G., Aus der Geschichte des Bauernkrieges in Oberfranken,
Heimatbeilage zum Amtl. Schulanzeiger des Reg.bez. Oberfr., Nr. 46/Juli
1975
21)
Schwarz, G., In Kasendorf stand keine karolingische Slawenkirche.
Aus
der fränk. Heimat, Beilage zur Bayer. Rundschau, Nr. 6/1981.
22)
Schwarz, K., Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordostbayern
archäologisch gesehen.
Ausgrabungen in Deutschland, Teil 2, RGZM Mainz 1975.
23)
Schwarz, K., 1200 Jahre Amlingstadt, Hrsg.: Kath. Pfarramt Amlingstadt
1972.
Dieses
Manuskript wurde auf der Grundlage des Aufsatzes für das Heimatbuch von
1986 nach
den o. g. Quellen zusammengestellt (1991) und im November 2002 noch einmal
überarbeitet
von Dieter
Schmudlach, Kreisheimatpfleger.
=>
Weiter zur Seite -2-
[zurück zur Übersicht]
=>
Zu einer Powerpoint-Präsentation zur Geschichte der Kirche und
ihrer Kunstdenkmäler
|
|
=>
Seite 1b: Reste der
romanischen Kirche
Bild 1
2
Turm von Nordwesten.
Rechts vom mittleren Fenster befindet sich
ein Hohenzollernwappen.
3
Blick nach Nordwesten [Ausschnitt aus einem Foto von Harald
Stark ]
Bild 4
Die Pfarrkirche
mit Turm und
Langhaus
(nach Nordosten)
Bild 5
Rückseite der Sakristei mit eingemauertem Haupt des
Johannes
Bild
6
Bild 7
Haupt des Johannes, in die Seitenwand der
Sakristei eingemauert
hier mit Rauhreif Zustand
im Sommer 2006
Bild 8
Blick in den Chorraum
bei einem Konfirmationsgottesdienst
Abb. 9
Karte der Urpfarreien und Pfarrkirchen um Forchheim
[K. Schwarz in '1200 Jahre Pfarrei Amlingstadt',
Hrsg. Pfarramt Amlingstadt 1972, S. 31, Abb. 18]
Abb. 10
Sprengel der Urpfarreien: Altenkunstadt, Weismain und
Isling
[Johann Baptist Müller, Burgkunstadt - Eine karolingische Burgstadt;
Colloquium Historicum Wirsbergense 1984, S. 37, Abb.13]
=>
Zu einem PICASA-Album von Harald Stark
mit Bildern der Kasendorfer Kirche
|