Das Gregoriusfest, ein altes Schulfest

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Verbreitung des Festes
Ursprünglich wurde das Gregoriusfest im ganzen deutschsprachigen Raum, so auch in der Schweiz und in Österreich, sowie in Belgien gefeiert, bei uns in Oberfranken etwa in Coburg, Creußen, Kulmbach, Pegnitz und auch in Kasendorf und Thurnau.

Die Gründer des Gregorifestes: Papst Gregor I. und IV.
Als Gründer des mehr als 1000 Jahre alten Kinderfestes gilt Papst Gregor IV. (827-844). Da dieser jedoch um 830 den  bedeutenden Papst Gregor I., den Großen (um 540 geboren, Papst von 590 bis 604) geehrt wissen wollte, wurde der Tag des Kinderfestes auf dessen Todestag, den 12. März gelegt.

Seine Vorliebe galt insbesondere der heranwachsenden Jugend. Da er großen Wert auf eine solide schulische Bildung legte, gründete er Klosterschulen, wo die Kinder im christlichen Glauben unterrichtet und auch den Kirchengesang pflegten. Als treuer Freund und Förderer der Jugend wurde der ‚Kinderbischof’ zu ihrem Schutzpatron und das eingesetzte Schulfest erhielt nach ihm seinen Namen: Gregoriusfest.

Es darf angenommen werden, dass es Papst Gregor IV. (827-844) war, der zum ersten Mal das Schulfest feiern ließ. 830 ließ er die Gebeine von Papst Gregor I. von der Vorhalle in das Innere der Petersbasilika überführen und ordnete dabei die wohl  erste Kinderprozession an.

Glanzvoller Abschluss des Schuljahres
Als Schulfest bildete das Gregorifest früher den Abschluss des Schuljahres, welches damals noch an Ostern endete. Nachdem die „schülerlein“ endlich ihr Examen hinter sich gebracht hatten, gab es für die Examinierten als Belohnung Brezeln sowie allerlei Back- und Zuckerwerk. Nach dem Examen in der Kirche bewegte sich ein festlicher Zug zum Festplatz im Grünen, wo ausgiebig gesungen, getanzt und gefeiert wurde.

Hauptperson blieb bis in das Mitte des vorletzten Jahrhunderts ein ‚Bischof’, der von einem Knaben dargestellt wurde, welcher (so in Neustadt bei Coburg) von zwei Kaplänen begleitet wurde, „so wie der Papst verordnet habe, daß einer von den Schülern unter seiner Person sich zu einem Bischof umkleide und seine Leviten und Priester in gebührendem Habite um sich hätte.“

Dr. Martin Luther und seine Zeitgenossen sahen im Gregorius-Fest ausschließlich ein Spiel und Vergnügen der Jugendlichen, nicht aber die Verehrung eines Heiligen. Ohne Bedenken übernahmen die Protestanten das zu Ehren dieses römischen Papstes abgehaltene Fest.

„Viel Lärm und äußeres Gepränge“
Typische Merkmale des Gregoriusfestes waren „eine glanzvolle Ausstattung, viel Lärm und äußeres Gepränge“. Das Fest begann mit einem Umzug, der von dem Kinderbischof angeführt, zur Kirche führte, wo ein erbaulicher Gottesdienst abgehalten wurde. Es war kein Zufall, dass hierzu ein Kind wohlhabender Eltern gewählt wurde, welche „eine stattliche Mahlzeit“ ausrichten konnten.

Das Gepränge um die Ausstattung des Festes erregte häufig das Missfallen der Herrschaft, denen sie mit einem Verbot des Gregoriusfestes begegnete. So verfügte 1728 die markgräfliche Regierung die Abschaffung „wegen allerhand Üppigkeiten und Insolentien, welche der Jugend mehr schädlich als nützlich sind“.

Jedoch hob man diese strengen Richtlinien bald wieder auf, indem man anordnete, „dass böse, durchaus unverbesserliche Kinder, von dem ganzen Fest ausgeschlossen werden müssen; die fleißigsten und vorzüglichsten aber sind den ganzen Tag in den ersten Reichen zu postieren.“

Die Verlegung des Schuljahrsendes auf den Sommer brachte auch ein Verschiebung des Festes mit sich, in Kasendorf auf den Dienstag nach dem Kilianstag und somit in eine wärmere, zum Feiern im Freien besser geeignete Jahreszeit. Den Anführer des Festzuges ersetzte man mit dem Ende der geistlichen Schulaufsicht (im Jahre 1874) durch eine Amtsperson des öffentlichen Lebens, bei uns den „Dorfgendarm“.   

Literatur
1) Günther Brettschneider, Die Geschichte des Neustadter Kinderfestes, Neustadt bei Coburg 1987

2)
Markt Kasendorf in Vergangenheit und Gegenwart, Kasendorf 1986; S. 86 ff
3) Internetseiten u. a. von Coburg und Pegnitz

Zusammengestellt von Dieter Schmudlach – 8.07. 2005/9.07.2008                   

 

 

Gregor I.: Inspiration des Papstes durch
den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube,
Elfenbeinbuchdeckel 10. Jhdt.[Lit. 1, S. 11]
 

 

 

 

 

 

Titelblatt der Casimirianischen Kirchen-
und Schulordnung von 1626 [Lit. 1, S. 14]

 

 

 

 

 



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