Aus der Baugeschichte unserer Kirche =>
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Außenansicht Chor
Bereits im Jahre 1391 wird eine "pfarre zu Kaszendorff"
erwähnt. Diese wohl älteste Kirche wurde während des Hussitensturmes von
1430 zusammen mit dem ganzen Markt Kasendorf niedergebrannt. Papst
Nikolaus V. schrieb am 28.XI.1448 in der Bulle "Ea quae pro
ecclesiasticis" über die Kasendorfer Kirche an den Abt des
Ägidenklosters in Nürnberg, dass sie durch die böhmischen Ketzer am Bau
ruinös geworden und ausgebrannt sei und keine unbedeutende Reparatur
bedürfe. Sie solle mit dem Augustinerkloster in Kulmbach vereinigt
werden, das die Instandsetzung leisten wolle. Wahrscheinlich ist die
folgenden Jahre nicht viel geschehen. Erst im Jahre 1492 scheint der
größte Teil der damaligen Kirche durch Kulmbacher Augustinermönche
wieder neu erbaut worden zu sein. Nur so wird man die an einem der
östlichen Chorstrebepfeiler angebrachte Inschrifttafel verstehen dürfen:
"Anno MCCCCLXXXXII (1492) hoc opus est inceptum", das bedeutet: "Im Jahre
1492 wurde dieses Werk unternommen" (d. h. wohl 'begonnen'). Darunter
steht ein fast nicht mehr leserlicher Name, wohl der des Erbauers,
Heinrich Rauchenperger [siehe Lit. 1].
Ein fürstlicher Steinmetz und Baumeister Heinrich Teusing findet sich
im Landbuch der Herrschaft Plassenburg vom Jahre 1531. Dieser ist wohl auch
mit dem 'Heinrich von Culmbach' identisch, der in den Jahren
1518-1523 den Turmausbau der St. Magdalenen-Kirche zu Bayreuth geleitet
hat. In Kasendorf lässt sich die Tätigkeit von Meister Heinrich' ferner
an zahlreichen Steinmetzzeichen nachweisen, die sich außen an der
Inschrifttafel und Fenstergewänden sowie am Sakramentshäuschen im
Inneren der Kirche befinden. Sein Zeichen ist auch an den
Kirchen von Modschiedel, Melkendorf und Kupferberg nachweisbar. In Steine der Kasendorfer Kirche sind insgesamt 42 verschiedene
Steinmetzzeichen
eingemeißelt worden [Lit. 12]. Daneben sind heute noch Notizen von
Bauleuten zu erkennen, die man mit Rötelstiften auf die geglätteten
Sandsteinquader geschrieben hatte.
Von dieser spätgotischen Kirche haben sich nach ihrer
teilweisen Zerstörung im Bundesständischen
Krieg von 1553 nur Chor und Turm erhalten. Aufgrund zweier Säulenreste,
die heute zwischen Chor und Schiff sichtbar sind, kann auf eine
dreischiffige Anlage ähnlich z. B. der Stadtkirche von Bayreuth
geschlossen werden. Wohl im Jahre 1528 wurde Kasendorf zusammen mit der
Markgrafschaft protestantisch.
Nach der Zerstörung der gotischen Kirche im Verlaufe des
30-jährigen Krieges (1632) wurde noch längere Zeit in der Ruine
Gottesdienst gehalten. 1642 wird wohl nach einer Erneuerung des
Langhauses die obere Empore eingebaut (Initialen "MT" = Martin Tauer).
1679 entstehen Kanzel und Altar. Der Altar ist eine Stiftung des
damaligen Bürgermeisters Geigers, dessen Bild wie auch das seiner Frau
in zeitgenössischer Tracht an beiden Seiten des Altars angebracht sind.
Mit dem 1662 an die Werkstatt des Kulmbacher Bildhauers und Schnitzers
Johann Georg Brenck erteilten Auftrag löste Geiger ein Versprechen ein:
"Als wieder einmal die Soldaten in Kasendorf waren, ist die Tochter des
Bürgermeisters aus Angst vor ihnen fortgelaufen und man hatte schon
befürchtet, das Mädchen sei ermordet worden. Da gelobte der
Bürgermeister, einen Altar an die Stelle des einfachen Holzkreuzes zu
setzen, wenn seine Tochter wiederkäme. Sie kehrte tatsächlich kurze Zeit
später wieder zurück. Sie hatte sich in den Weinkellern (!) am Prelitz
versteckt" [siehe Lit. 3].
Nach 1700 wurde das Langhaus zwischen Chor und Westturm
neu errichtet. Nachdem im Jahre 1953 der gesamte Innenraum mit seiner
Ausstattung umfassend renoviert wurde, erfolgte 1978 der Einbau eines
neuen Kirchenfußbodens und neuer Kirchenbänke.
Baubeschreibung und Ausstattung
[nach Gebessler, A., Stadt und Landkr. Kulmbach. Bayer. Kunstdenkmale III,
1958]
"Gelegen inmitten des Kirchhofes am abfallenden
Südostrand des Marktes. Eingezogener Chor, mit 5/8 Schluss und einem
Joch. Sternnetzgewölbe mit Ringschlußstein, Über halbrunden
Oberwanddiensten; deren spitzprofilierte untere Konsolenden z. T. mit
Wappen besetzt. Maßwerkfenster zweigeteilt, das östliche dreiteilig. Am
tief gekehlten spitzbogigen Chorbogen nördlich Wappenschild.
Flachgedecktes
Langhaus, von drei Achsen aus stichbogigen
Fenstern. An den Seiten des Chorbogens je eine halbrunde Trommelsäule
auf hohem Sockel ohne Kapitell; wohl Rest vom spätgotisch gewölbten
Langhaus. Doppelempore an Nord-, Süd- und Westseite, auf Holzsäulen;
westlich die untere vorgewinkelt, die obere durchbrochen von
Orgelprospekt. Moderne Marmorierung.
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Bilder von der Mauersanierung (2004/2005)
Sakristei-Anbau im nördlichen Chorwinkel:
Sternnetzgewölbe, in den Ecken auf Hohenzollernschild, mit
Ringschlußstein; breite Wandnischen, vermutlich von Umbauten Anfang 18.
Jhdts; westlich bronzene Inschrifttafel, bez. 1518 (siehe Glasgemälde).
Spitzbogiger Zugang vom Chor, am Gewände profiliert durch Kehlung
und Stäbe. Außen Chorstrebepfeiler über Kaffgesims mit Wasserschlag und
flachen Stirngiebeln; letztere an der Sakristei mit Dreipassblenden.
Steinmetzzeichen. Am nördlichen Oststrebepfeiler Bauinschrift, bez.
1492. - Nord- und Südportal spitzbogig, flach profiliert.
Portalvorhallen wohl nach Mitte 19. Jhdt.
Vierseitiger Westturm mit drei Geschossen, geteilt durch
Kaffgesims, mit Lichtöffnungen; spitzbogige
Maßwerkfenster im Kranzgeschoß,
Zwiebelkuppe mit Schallöffnungen, darauf
geschweifter Helm über Laterne. Im südlichen Turmwinkel polygonaler
Treppenturm angebaut, zwei Geschosse, mit Kaffgesims und Lichtöffnungen.
Baumaterial: Chor und Treppenturm glatte Sandsteinquader, Langhaus und
Turm Haustein, Rippen Terrakotta".
Verzeichnis der verwendeten Literatur
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1) Bamessel, H., Pfarrchronik aus dem Jahre 1914. In Auszügen abgedruckt in
Der Kiliansbote Nr. 76/April 1986 und Nr. 80/August 1986.
2) Derleder, Senior, Das ehemalige Ritterhaus zu Lindenberg. Sonderdruck
aus
"Heimat- und Volkskunde", Beil. zur Bayer. Rundschau, Kulmbach
Nr.14/1935.
3) Die Kasendorfer Johanneskirche, Manuskript ohne Verf. (Bücherei
der VS Kasendorf).
4)
Edelmann, H., Kasendorf, der Magnusturm und das Umland I/II. Aus der
fränkischen Heimat,
Beilage zur Bayerischen Rundschau, Nr. 1/2, 1974.
5)
Gebessler, A., Stadt und Landkr. Kulmbach. Bayer. Kunstdenkmale III,
1958.
6)
Guttenberg, E. Freiherr v. und Wendehorst A. (Bearbeiter), Germania
Sacra.
Das
Bistum Bamberg. Die Pfarreiorganisation. Berlin 1966.
7)
Guttenberg, E. Freiherr von, Historisches Ortsnamenbuch von Bayern,
Band
1: Land- und Stadtkreis Kulmbach, München 1952.
8)
Guttenberg, F. Freiherr von, Die Herrschaft Thurnau und die Förtsche,
gedrucktes Manuskript eines Vortrages , Thurnau 1925.
9)
Jahreiß, K., Die Kirche zu Kasendorf. Aus der fränkischen Heimat,
Nr.4/1978.
10)
Jahreiß, K., Kasendorf im 30-jährigen Krieg, dto. Nr. 1/1977.
11)
Lenker, R., Abschrift der "Hübnersstiftung" von 1605, Manuskript o. J.
12)
Lenker, R., Zweiundvierzig Steinmetzzeichen. Die Kirche zu Kasendorf und
die Steinmetzmeister Heinrich Teusing. Aus der fränkischen Heimat, Beilage
zur
Bayerischen Rundschau, Nr. 3/April 1966.
13) Marsch,
A., Bilder zur Augsburger Konfession und ihrer Jubiläen, 1980.
14) Markt
Kasendorf in Vergangenheit und Gegenwart (verschiedene Verfasser),
Heimatbuch zum 700-jährigen Jubiläum, Kasendorf 1986.
15) Meyer,
O., u. a., Oberfranken im Hochmittelalter. Politik - Kultur -
Gesellschaft.
Herausgegeben von der Oberfrankenstiftung, Bayreuth 1973.
16) Pilz,
K., Die St. Nikolaus- und Ulrichskirche in Nürnberg-Mögeldorf.
Ihre
Geschichte und Kunstwerke (Kirchenführer), 1980.
17) Sage,
Th. u. a., Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, 2. Auflage
1996
Herausgegeben von der Oberfrankenstiftung, Bayreuth (1. Auflage 1986)
18)
Schlesinger, G., Die Hussiten in Franken, Die Plassenburg Band 34, 1974.
19)
Schwarz, G., In Lindenberg stand einst ein Ritterschloss. Aus der
fränkischen Heimat,
Beilage zur Bayerischen Rundschau, Nr. 1/Januar 1971.
20)
Schwarz, G., Aus der Geschichte des Bauernkrieges in Oberfranken,
Heimatbeilage zum Amtl. Schulanzeiger des Reg.bez. Oberfr., Nr. 46/Juli
1975
21)
Schwarz, G., In Kasendorf stand keine karolingische Slawenkirche.
Aus
der fränk. Heimat, Beilage zur Bayer. Rundschau, Nr. 6/1981.
22)
Schwarz, K., Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordostbayern
archäologisch gesehen.
Ausgrabungen in Deutschland, Teil 2, RGZM Mainz 1975.
23)
Schwarz, K., 1200 Jahre Amlingstadt, Hrsg.: Kath. Pfarramt Amlingstadt
1972.
Dieses
Manuskript wurde auf der Grundlage des Aufsatzes für das Heimatbuch von
1986 1991 nach
den o. g. Quellen zusammengestellt und im November 2002 sowie im September
2011 noch einmal
überarbeitet von Dieter
Schmudlach, Kreisheimatpfleger.
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Außenansicht des Chores
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Bauinschrift von 1492
an östlichem Strebepfeiler
Bauinschrift von 1492
mit Steinmetzzeichen von Heinrich Teusing
Rötelnotizen der Bauleute
Bürgermeister Dieterich Geiger und seine Ehefrau
Kunigunda,
Stifter des von Georg Brenck geschnitzten Altares
Blick in den Chorraum
bei einem Konfirmationsgottesdienst
Sakramentshäuschen
von Heinrich Teusing
an der Wand links neben dem Altar
Blick vom Chor in das Langhaus
vor der Renovierung von 2005
Die Pfarrkirche
mit Turm und
Langhaus
(nach Nordosten)
Turm von Nordwesten.
Rechts vom mittleren Fenster befindet sich
ein Hohenzollernwappen.
Hohenzollernwappen
oben an der Nordwestseite des Turmes
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