Der Friedhof von Alladorf 

Abwehr heidnischer Gebräuche
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=> Gefäßdeponierungen im Friedhof bei Iffelsdorf
Auf der Bamberger Synode von 1059 beklagt man Mißstände in „maxima parte Slavonica“ (in dem größten Teil des Slawenlandes):
‚paganiae‘ [Hans-Dietrich KAHL, s. u.]
 
Im ‚Sendrecht der Main- und Rednitzwenden‘
(Würzburger Sondersendrecht) werden als heidnische und zu ahndende Bräuche aufgeführt:
 
„… wer die Götzenopfer, was man trebo nennt,
darbringt oder ißt …“  (Opfergaben„ die mancherorts
an den Gräbern Verstorbener dargebracht werden).

„… wer Tote nicht auf dem Friedhof bestattet,
sondern  bei (oder in) den Hügeln, die wir nach
Heidenweise hougir nennen.“
[hougir ist die Pluralform von houc]

Bei dem Tongefäß aus Grab 182, der Bestattung eines 5-jährigen Kindes, könnte es sich um eine solche heidnische Opfergabe handeln. Durch nachträglichen Brand war das Gefäß stark verzogen. Der Abdruck eines Drehgestelles auf der Unterseite des Topfes ist ein Hinweis auf eine slawische Herkunft (Bild 4). 


Literatur

KAHL Hans-Dietrich, Das Würzburger Sondersendrecht für christianisierte Slawen und sonstige Nichtfranken ... (918 ?)      => PDF-Datei (folgender Absatz im Auszug): ...

(II, 1) Im übrigen (sind) die Sonntage und sonstige Festtage des Jahres, wenn sie in der Pfarrkirche vom Priester angesagt worden sind, einzuhalten. Wer sich herausnimmt, (sie) durch irgendeine Arbeit zu schänden oder dann irgend etwas zu verrichten über das hinaus, was für den Haushalt des betreffenden Tages nötig ist,

- oder wer die gesetzlichen Fasten, das heißt Quadragesima und Quatem ber und die (jeweiligen) Vigilien mit Fleischgenuß befleckt,

- oder wer die Götzenopfer, was man „trebo" nennt, entweder darbringt oder ißt,

- oder wer Tote nicht auf dem Friedhofeiner Kirche bestattet, sondern bei (oder:  in) den Hügeln, die wir nach der Weise der Heiden75 „hougir" nen­nen,

- oder (wer) die Zehnten76 nicht geben will,

- oder wer vom Priester in der Kirche vor das Gericht des Bischofs oder des Erzpriesters geladen wird und zu kommen verschmäht: mittels der kanonischen Fristen soll der Priester ihn für solcherart Anmaßung und Nachlässigkeit zur Buße auffordern.

(2)      Wenn er sich darüber hinwegsetzt, soll der öffentliche Vollzugsbeauftragte, d. h. der Zentgraf (hunno) oder sein Vertreter, mit dem Priester sich zum Hause des solchermaßen Widersetzlichen begeben und von dessen Vermögen etwas nehmen von solchem Wert - ein Rind oder irgend etwas anderes ...


' Zu gentües „Heiden": A. Dove, Studien zur Vorgesch. d. deutschen Volksnamens, in: Sitzungsber. d. Heidel
berger Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 1916/8, bes. S. 52-56. Die Wortverbindung more gentilium z. B. in c. 19 der von päpstlichen Legaten zusammengestellten capitula, die angelsächsische Synoden 786 anzunehmen hatten, vgl. MGH EE IV, S. 27. Im vorliegenden Text zeigt die Wendung, daß ahd. houc für den Textredaktor zu den mit heidnischer Qualität aufgeladenen Ausdrücken gehörte, die ein Christ eigentlich zu meiden hatte.

' Es ist zu beachten, daß hier ganz allgemein von decimae gesprochen wird, ohne Abhebung einer besonderen decima constituta oder eines speziellen „Slawenzehnten". Ob der allgemeine Ausdruck unterschiedliche Leis­tungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen gemeinsam abdecken soll oder eine einheitliche Belastung aller voraussetzt, muß wohl offenbleiben.

 

 

 

 

=> Mehr über die "Bamberger Götzen"

 

=> Gefäßdeponierungen im Friedhof bei Iffelsdorf

=>  Slawen am Obermain
[Powerpoint-Präsentation von H. Losert]

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   Bild 1

Grabstein des Abtes Wolfher von
Münsterschwarzach (1034-1046)
mit dem Bild Johannes des Täufers,
daneben zwei bartlose Männer in Schwurhaltung.
[Original in der Kirche von Großbirkach]
 


  2        Bild 3

Gefäß aus Kindergrab 182 des Friedhofes von Alladorf,
Markt Thurnau (links in Vitrine 29):  sekundär verbrannten Gefäß (größter Durchmesser 19 cm) in der Einfüllung über den Füßen.
8./9. Jahrhundert

        Bild 4
Zeichnung eines Drehgestelles
(Seitenansicht)
darüber: : Abdruck der Achse auf der Unterseite 
des Topfes [Lit. 16, S. 39, Abb. 16]


    Bild 5

Kopien der 'Bamberger Götzen' im ArchäologieMuseum
Oberfranken in Forchheim     => Zu einem Picasa-Webalbum
Die Sandsteinfiguren wurden 1858 beim Bau der Gaustadter Spinnerei
in etwa 4,5 m Tiefe am alten Regnitzufer entdeckt (Höhe 1,44 m; 1,48 m und 1,07 m). Sie erinnern an 'Baba-Figuren' östlicher Reitervölker.
[nach Hans Losert]                => Mehr über die "Bamberger Götzen"

 


Bild 6: Originale der 'Bamberger Götzen' im Historischen Museum
in der Alten Hofhaltung in Bamberg  Vor zwei Jahren wurde bei der Inventarisation von Altbeständen auch eine 1858 gefundene Spatha bekannt. [Bild von der alten Aufstellung: Foto aus dem Katalog zur Heinrichs-Ausstellung von 2002 - Foto: Emil Bauer, Bamberg].


    nach oben                     [home]                      Foto 3, 5: D. Sch.            Dieter Schmudlach (D. Sch.): 8.03.2004/2.04.2012