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Ein Fundkomplex von Loch, Stadt Hollfeld
Rasiermesser der Römischen Kaiserzeit - Pfeilspitzen der Völkerwanderungszeit

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Gut ist im schrägen Abendlicht                    In der Mitte der 'Hohe Knock'                           Rechts die Höhle im Dolomit-
rechts der seitliche Wall zu erkennen.         mit der Befestigung, vorne die Wiesent          massiv, welche der Ortschaft den
Blick nach Süden in Richtung Wiesent.                                                                                     Namen gegeben hat. 

Zur Fundgeschichte

Im Sommer 2005 fand Herr Josef Gardill, ehrenamtlicher Mitarbeiter des BLfD, zusammen mit Herrn Werner Müller im Hangbereich der Befestigungsanlage auf dem "Hohen Knock" oberhalb von Loch, Stadt Hollfeld, nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche dicht beieinanderliegend den auf den Fotos 1 und 2 abgebildeten Fundkomplex.

Die Funde: Pfeilspitzen und Rasiermesser
Im Einzelnen handelt es sich um vier eiserne Pfeilspitzen und ein eisernes Rasiermesser. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Dr. Jochen Haberstroh hat das Messer seine besten Parallelen im Großromstedt-Horizont (um 50 v. bis 100 n. Chr.).
Drei Pfeilspitzen haben ein annähernd rautenförmiges, die kleinste ein weidenblattförmiges Blatt. Die Tüllen aller Spitzen sind geschlitzt. Die Länge der größten Spitze beträgt 11,6 cm. Das Rasiermesser besitzt einen nach innen gebogenen, flach geklopften Griff.

Deponierung oder Grabbeigabe?
Bei dem Fundkomplex von Loch ist eine Deponierung etwa im Sinne eines "Bauopfers" zu denken. Die Beigabe von Pfeilspitzen ist jedoch auch typisch für Grabinventare des 4./5. Jahrhunderts, wo sie sich sowohl in Körper- als auch in Brandbestattungen findet. So stammt ein ähnlicher Befund mit drei Pfeilspitzen aus einem Brandgrubengrab in der 1995/96 ergrabenen Siedlung von Unterhaid, Gde. Oberhaid, Lkr. Bamberg.

Zur Datierung
Ähnliche Pfeilspitzen wurden in größerer Zahl im Bereich der völkerwanderungszeitlichen Befestigung auf dem Reisberg bei Scheßlitz, Lkr. Bamberg, gefunden. Der Fundkomplex ist mit Vorbehalt in die Jüngere Kaiserzeit oder in den Beginn der Völkerwanderungszeit zu stellen, also in das 4. bis 5. Jhdt. Bei dem Rasiermesser handelt es sich um einen Altfund des 1. Jhdts. n. Chr. (s. o.).


(1) Der Reisberg bei Scheßlitz-Burgellern in der Völkerwanderungszeit (Zusammenfassung)
     Überlegungen zum 5. Jahrhundert n. Chr. in Nordbayern
    
[Jochen Haberstroh in GERMANIA 81-1, 2003]

"
Auf dem Reisberg bei Scheßlitz spiegeln sich zwei tief greifende Ereignishorizonte des 5. Jahrhunderts
im archäologischen Befund. Zumindest zeitweise waren daran ostgermanisch geprägte Gruppen beteiligt.
Ein großer Teil dieser Elemente verschwindet schon im mittleren
5. Jahrhundert endgültig aus dem Maingebiet. In diesem jahrzehntelangen Prozess mit mehrfachen Ansätzen zur Herrschaftsbildung ist
dem frühen Thüringerreich die „strategische“ Sicherung einer Einflusszone in Mainfranken bisher nicht
nachzuweisen. Deutlicher zeichnen sich im mittleren Drittel des 5. Jahrhunderts Verbindungen mit der
böhmischen Vinarice-Gruppe ab. Die frühmerowingischen Funde enden in der Zeit der alamannisch-
fränkischen Konflikte, die auf vielen Höhensiedlungen Südwestdeutschlands ihren Niederschlag finden.
Für Mainfranken ist uns davon in den wenigen Schriftquellen nichts überliefert. Vor diesem Hintergrund
sind jedoch Zweifel an der vielfach vorausgesetzten thüringischen Vormacht vor 531 angebracht.
Als Träger der sich bis in das 6. Jahrhundert fortsetzenden elbgermanischen Traditionen im Maingebiet
kommt nur ein Substrat autochthoner Bevölkerung in Betracht." [(1), S. 261]

(2) Th. Peek, Die germanische Siedlung von Unterhaid. Das Archäologische Jahr in Bayern 1996.
(3)
Haberstroh, Jochen: Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus 
     Oberfranken, Materialhefte zur bayer. Vorgeschichte Reihe A- Band 82, Kallmünz 2000
(Lit. 15).


Liste zur Verbreitungskarte der Deponierungen der Jüngeren Römischen Kaiserzeit
und Völkerwanderungszeit
[(3) S. 259, Liste 2]
1 Burgellern-Reisberg, 2 Gaukönigshofen, 3 Gettenau, Gde. Echzell, Wetteraukreis;
4 Gettenau, Gde. Gründau, Main-Kinzig-Kreis; 5 Herzberg-Saalburg,
6 Kreuzwertheim-Wettenburg (Münzdepot); 7 Neudorf-Stammberg, 8 Schlaifhausen-Ehrenbürg, 9 Stalldorf, Gde. Riedenheim, Lkr. WÜ;
 10 Tückelhausen, Stadt Ochsenfurt; 11 Westheim, Gde. Biebelried; 12 Zell am Main, Lkr. WÜ;

=>  Die Funde in der neuen Vitrine

=>  Die Befestigung von Loch

=>  Die germanische Höhenbefestigung auf dem Reisberg

=>  Weiter / zurück zur Merowingerzeit

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=>  Die Befestigung von Loch


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Neufunde aus der Umgebung von Loch, Stadt Hollfeld:
Verschiedene Pfeilspitzen                   und Rasiermesser
Inv.-Nr.: 2325 bis 2328;                    Nr. 2329 (LMO).
Länge der großen Spitze: 11,5 cm      L. des Rasiermessers: 10,7 cm
Völkerwanderungszeit (4./5. Jhdt.)     Frühe Kaiserzeit (50-100 n. Chr.)
 


 

    Abb. 6                     Abb. 7
Unterhaid, Lkr. Bamberg:                 Loch, Stadt Hollfeld:
Pfeilspitzen aus der Grabung 1995/96    Röhrenhülse aus Bronze,
[(2), S. 123, Abb. 87]                           astragaliert (mit Perlstabmuster)
                                                             Lesefund  Josef Gardill 1983.
                                                             Länge: 8,8 cm - Römische
                                                             Kaiserzeit: 350/60 nach Chr. -
                                                             Fränkische Schweiz-Museum.
                                                          
  [(3), S. 205, Tafel 125, 2] 

 

   Abb. 8

Pfeilspitzen und Lanzenspitzen vom Reisberg
bei Scheßlitz-Burgellern [(1), S. 239, Abb. 22]
1 (74), 2 (19), 3 (101), 4 (103), 5 (106), 6 (71),
7 (15), 8 (112), 9 (132), 10 (3), 11 (18), 12 (60),
13 (62), 14 (154), 15 (111), 16 (161), 17 (117).
Die Nummern in Klammern sind die Fundnummern.
Sie beziehen sich auf den Plan mit der Fundverteilung
[(1), S. 203, Abb. 2]

=> Pfeilspitzen vom Reisberg in der Sonderausstellung
'Handwerker - Krieger - Stammesfürsten
' in Tüchersfeld
[Fotos in einem Picasa-Webalbum]

 
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[Verbreitungskarte nach J. Haberstroh (3), S. 221, Abb. 13,
ergänzt durch die Eintragung von Loch]


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