Zur Sonderausstellung in Tüchersfeld 2010: -5-

"Handwerker - Krieger - Stammesfürsten"

Funde aus der germanischen Höhensiedlung auf dem Reisberg


 

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Prunkvoll ausgestattete Fürstengräber

Über der Kriegerelite hebt sich in den Fürstengräbern Mitteldeutschlands zumindest regional eine weitere herrschaftliche Elite ab. Diese zeichnet sich neben Waffenbeigaben durch allerlei römischen Prunk, seien es Möbel, Edelmetallgefäße o. a. aus. Ein zusätzliches entscheidendes Merkmal dieser elitären Gruppe ist Reitzubehör in Form von Sporen, die ansonsten in den Kriegergräbern fehlen. Erst gegen Ende des 5. Jahrhunderts werden Sporenfunde zahlreicher.

   Abb. 2/3

Teil der Ausstattung aus dem Fürstengrab von Leuna 1926/1
Das reich ausgestattete Grab enthielt zusätzlich noch neben einem Beinkamm mehrere römische Tongefäße sowie einen römischen Glasbecher. Die Beigabe von Pfeilspitzen ist für einen Krieger aus dem elbgermanischen Bereich typisch. Der Tote hebt sich durch die Ausführung in Silber allerdings deutlich ab Die kostbare Fibel verschloss einen Mantel im rechten Schulterbereich. Die besondere Stellung des Toten wird durch die Reitersporen einmal mehr unterstrichen. Die Fürstengräber von Leuna stehen am Anfang der reichen Fürstenbestattungen Mitteldeutschlands in der Spätantike.
[Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte]

Teile der Ausstattung des  Fürstengrabes von Leuna, Saalekreis, 1917/2
Dieses Fürstengrab enthielt zusätzlich noch einen goldenen Fingerring, einen Kamm, mehrere römische Tongefäße sowie eine Silberschale, eine Bronzekelle mit Sieb sowie Teile einer Glasschale. Die Münze des Kaisers Tetricus (gallisches Sonderreich) datiert das Grab an das Ende des 3./Anfang des 4. Jahrhunderts.
[Landesamt f. Denkmalpflege u. Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte]

Das Grab von Wolfsheim (Rheinhessen): 1. Hälfte 5. Jhdt.
Die bereits im 19. Jhdt. beim Pflügen entdeckten Funde belegen, dass es sich bei dem Grab um einen der bedeutendsten und reichsten Grabfunde Mitteleuropas handelt. Der massiv goldene Armring kennzeichnet den Bestatteten als ranghohe germanische Führungsperson. Die goldene Fibel diente dem Verschluss eines Mantels nach römischem Vorbild. Auch der Halsring ist als römische Militärinsignie zu werten. Der Anhänger, vermutlich am Halsring getragen, ist ein Altstück. Er trägt auf der Rückseite in Persisch eingraviert den Namen des Gründers der Sasanidendynastie. Möglicherweise brachte der Bestattete das Schmuckstück aus Persien mit, als er dort in Diensten der römischen Armee an einer Auseinandersetzung gegen die Sasaniden teilgenommen hatte. – Für die Herstellung des Goldschmuckes waren umgerechnet ca. 100 Solidi (Goldmünzen) von Nöten. Zusätzlich enthielt das Grab einen 364/7 geprägten Goldsolidus.

  Abb. 7       Abb. 8
Goldene Fibel als Mantelverschluss
               Der mit Almandineinlagen verzierte Anhänger
                                                                              stammt aus Persien und ist etwa 100 Jahre älter
                                                                              als die übrigen Beigaben. Auf der Rückseite ist
                                                                              in der Pahlevi-Schrift „Ardaschir“ eingraviert.

Prächtige Gürtel auch für einen Fürsten
Kerbschnittverzierte Gürtelbeschläge, zumeist aus Bronze, sind typische Bestandteile der spätrömischen Militärtracht. Die punzverzierten Schnallen und sonstige Beschläge  waren auf breiten Ledergürteln aufgenietet. Derartige Gürtel trugen römische Legionäre. An diesen oft reich verzierten Gürteln (cingulum) hingen die Schwerter, Dolche und oftmals eine lederne Tasche, die Kleinutensilien wie Toilettebestecke und Feuersteine enthielt. Die Gürtel waren so charakteristisch, dass sie den Soldaten kennzeichneten, auch wenn er keine Rüstung trug. Zahlreiche Bestandteile dieser Militärgürtel sind auch weit jenseits der römischen Grenze in germanischen Siedlungen und Gräbern zu finden. Sie weisen darauf hin, dass ihre Besitzer ursprünglich dem römischen Heer als Söldner in den Auxiliartruppen dienten. Nach ihrer Dienstzeit nahmen sie die Rangabzeichen in ihre Heimat mit. Im Inneren Germaniens waren diese Gürtel so sehr begehrt, dass sie sogar nachgemacht wurden.

Trinkfreudige Germanen (?)

    Abb. 10

Trinkhorn (Nachbildung) Mannheim-Feudenheim Grab 2 Eisen und Holz - 1. Jhdt.

In der frühen Kaiserzeit finden sich des öfteren Beschläge von Trinkhörnern in den Gräbern. Das eigentliche Gefäß, meist aus Horn oder Holz gefertigt, hat in der Regel nicht überdauert. Tacitus zu Folge waren die Germanen trunksüchtig, doch sind Funde von Trinkhörner bislang in germanischen Gräbern vergleichsweise weniger häufig als Waffen. Hingegen wurden in einer einzigen römischen Villa am Vesuv mehr silberne Trinkgefäße gefunden als im gesamten germanischen Gebiet.
[Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim]

                                                                   
=>   Die Grabausstattung des Germanenfürsten von Gommern

=>   Bilder von der Sonderausstellung:
        Handwerker - Krieger -Stammesfürsten" im Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld 
                                                                            in einem PICASA-Webalbum

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   Abb. 1    

Nachgearbeiteter Sporn aus dem Fürstengrab von Gommern


 

  Abb. 4

Teile der Ausstattung des  Fürstengrabes von Leuna,
Saalekreis, 1917/2 - Silber 3./4. Jhdt
 

 

  Abb. 5

Münze des Kaisers Tetricus (gallisches Sonderreich)

 

  Abb. 6

Grabausstattung von Wolfsheim (Rheinhessen): 1. Hälfte 5. Jhdt.

 

 

  Abb. 9

Rekonstruktion des Gürtels
aus dem Kriegergrab von Kemathen, Ldkr. Ingolstadt

 

  Abb. 8

Kerbschnittverzierte Beschlagteile
aus dem Kriegergrab von Kemathen, Ldkr. Ingolstadt 

 

 

  Abb. 9

Beschlag eines Trinkhorns aus Grab 2
von Mannheim-Feudenheim:  Eisen und Holz - 1. Jhdt.


     nach oben      [home]                                                                 Alle Fotos : D. Sch                              Dieter Schmudlach (D. Sch.): 8.06.2010/18.09.2010