Kriegergräber:
Gut ausgestattet ins Grab
Abb. 1
Vitrine mit dem Metallinventar aus dem Kriegergrab von Scheßlitz-Kohlstatt
aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Reisberges - 2. Hälfte 4. Jhdt.
Pfeilspitzen, Feuerstahl, Beschlagteile einer Tasche und
Zwiebelknopffibel
In einer großen Grabkammer mit Holzeinbau wurde der Tote
offenbar mit einem römischen Militärmantel bestattet. Hierauf deutet
die Bügelknopffibel, ein römisches Offiziersabzeichen, hin. An der
linken Hand trug er einen silbernen Fingerring. An einem mit einer
schlichten Schnalle verschlossenen Gürtel trug er eine Tasche, zu
der ein Knebel, Riemenzungen sowie bronzene Klemmverschlüsse
gehörten. Als Bewaffnung waren ihm ein Messer, eine Axt sowie 4
Pfeilspitzen ins Grab gegeben. Ferner erhielt der Verstorbene ein
umfangreiches Ensemble aus 6 Tongefäßen, darunter eine Terra Nigra-Schale aus römischer Produktion. Der aufwändige Grabbau sowie
die Qualität der Beigaben zeigen, dass der Tote zur elbgermanischen
Elite zählte. Möglicherweise war er einer der Begründer der
benachbarten Befestigung auf dem Reisberg.[Historischer Verein
Bamberg]
Eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft
Die aus den
Gräbern überlieferten Zeugnisse spiegeln eine hierarchisch
gegliederte Gesellschaft wider. Im Laufe der Zeit und unter dem
Einfluss der Römer veränderte sich diese. Die soziale Stellung des
Mannes definierte sich über sein kriegerisches Geschick und seine
Ausrüstung. War vor der Begegnung mit den Römern die Mitgabe von
Waffen ins Grab im Totenbrauch unbekannt, werden infolge der
zunehmenden Auseinander-setzungen Waffen bei den Männerbestattungen
immer wichtiger. Die
Kriegerelite zeichnet sich durch die Beigabe eines Schildes, Pfeil
und Bogen, eines Schwertes und einer Wurfaxt aus. Ab dem 3.
Jahrhundert wird der römische Einfluss offensichtlich: Zusätzlich
zum Halsring als germanischem Würdeabzeichen findet sich nun in den
Gräbern der Führungsschicht oftmals eine Zwiebelknopffibel,
ursprünglich Bestandteil sowohl der spätrömischen Offizierstracht
wie auch der Kleidung spätantiker Beamter. Auf der rechten Schulter
getragen, hielt sie den Mantel als Standeszeichen zusammen.
Abb. 5
Das Kriegergrab von Kemathen
Um 420/440
wurde in Kemathen, Ldkr. Ingolstadt, ein elbgermanischer Söldner der
römischen Armee in einem Kammergrab eines elbgermanischen
Gefolgschaftsführers im Limesvorland beim Kipfenberg beigesetzt. Als Zeichen seiner Offiziersstellung
trug er einen Militärmantel, den eine Fibel über der Schulter
zusammenhielt (Abb. 6). Das luxuriöse römische Glasgefäß unterstreicht seinen
hohen Rang (Abb. 7).
Der Tote wurde mit einem großen Schwert mit
magischer Perle, einem Schild mit spitzkonischem Eisenbuckel und einem
vollständigen römischen Militärgürtel mit Kerbschnitt verzierten
Bronzebeschlägen und als weiteres Zeichen seines Ranges in der
spätrömischen Militärhierarchie mit einer silbernen Mantelschließe
und einem silbernen Fingerring beigesetzt (Abb. 5). Die Keramikgefäße für die
Speisen- und Trankbeigaben sind elbgermanischer Provenienz; ein
gläserner Spitzbecher stammt hingegen aus römischer Tradition.
[Archäologische
Staatssammlung München].
Abb. 8
Kriegergrab Mannheim-Feudenheim Grab 2 - 1. Jhdt.
Das Kriegergrab enthält
mit Axt, Speeren und Schild die typische Bewaffnung eines
germanischen Kriegers, Die sog. Augenfibeln erlauben eine Datierung
in das erste Jahrhundert n. Chr. Die dem Krieger mitgegebene
bronzene Handwaschgarnitur, bestehend aus Kanne und Griffschale,
demonstriert die Übernahme römischer Tischsitten. Hingegen deutet
die Mitgabe eines Trinkhornes (Abb. 11) das Verharren in germanischen
Traditionen an. Dies zeigt, dass die germanischen Neusiedler
durchaus Elemente römischer Lebenskultur übernahmen, dennoch aber
nicht auf ihre gewohnte Lebensart verzichten wollten.
[Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim]
Römische Militärgürtel waren begehrt
Kerbschnittverzierte
Gürtelbeschläge, zumeist aus Bronze, sind typische Bestandteile
der spätrömischen Militärtracht. Die punzverzierten
Schnallen und sonstige Beschläge waren auf breiten Ledergürteln
aufgenietet. Derartige Gürtel trugen römische Legionäre. An
diesen oft reich verzierten Gürteln (cingulum) hingen die Schwerter,
Dolche und oftmals eine lederne Tasche, die Kleinutensilien wie
Toilettebestecke und Feuersteine enthielt. Die Gürtel
waren so charakteristisch, dass sie den Soldaten kennzeichneten,
auch wenn er keine Rüstung trug. Zahlreiche Bestandteile dieser
Militärgürtel sind auch weit jenseits der römischen Grenze in
germanischen Siedlungen und Gräbern zu finden. Sie weisen
darauf hin, dass ihre Besitzer ursprünglich dem römischen Heer
als Söldner in den Auxiliartruppen dienten. Nach ihrer
Dienstzeit nahmen sie die Rangabzeichen in ihre Heimat mit. Im
Inneren Germaniens waren diese Gürtel so sehr begehrt, dass sie
sogar nachgemacht wurden.
Trinkfreudige Germanen
Abb. 11
Trinkhorn (Nachbildung)
Mannheim-Feudenheim Grab 2 Eisen und Holz - 1. Jhdt.
In der frühen Kaiserzeit finden sich des öfteren Beschläge von
Trinkhörnern in den Gräbern. Das eigentliche Gefäß, meist
aus Horn oder Holz gefertigt, hat in der Regel nicht überdauert.
Tacitus zu Folge waren die Germanen trunksüchtig, doch sind
Funde von Trinkhörnern bislang in germanischen Gräbern
vergleichsweise weniger häufig als Waffen. Hingegen wurden in
einer einzigen römischen Villa am Vesuv mehr silberne Trinkgefäße
gefunden als im gesamten germanischen Gebiet.
[Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim]
Literatur
(1) Christoph Eger: Die Höhensiedlung des 4. und 5. Jahrhunderts auf
dem Reisberg bei Scheßlitz-Burgellern, Lkr. Bamberg; in
Handwerker Krieger Stammesfürsten; Aufsätze im
Begleitband zur Sonderausstellung im Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld vom 22. Mai - 07. November 2010.
(2) Jochen Haberstroh: Der Reisberg bei Scheßlitz-Burgellern in der
Völkerwanderungszeit Überlegungen zum 5. Jahrhundert n. Chr. in
Nordbayern
[in GERMANIA 81-1, 2003]
(3) Abels
Björn-Uwe,
Sage Walter, Züchner Christian, Oberfranken in vor- und
frühgeschichtlicher
Zeit, Bamberg, 1996 (=
Lit. 1)
(3a)
Haberstroh Jochen, Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus Oberfranken. Kallmünz 2000
(=
Lit. 15)
(4) Tafeltexte [Jens Kraus]
(5) B.-U.
Abels, H. Voss: Selten und schön, Arch. Kostbarkeiten, Lichtenfels
2007
=>
Prunkvoll
ausgestattete Fürstengräber
=>
Bilder von der Sonderausstellung
Handwerker - Krieger -Stammesfürsten" im
Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld
in einem PICASA-Webalbum
=>
[zurück
zum Reisberg -1-]
=> [Zurück zur Übersicht]
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[Zurück zur
Völkerwanderungszeit]
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Abb. 2
Metallinventar aus dem Kriegergrab von Scheßlitz-Kohlstatt
aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Reisberges - 4. Jhdt.
[(1), Abb. 7)]
Abb. 3
Zwiebelknopffibel aus dem Kriegergrab von Scheßlitz
Abb. 4
Riemenzunge von einem römischen Militärgürtel
vom Reisberg - Museen der Stadt Bamberg
Abb. 6
Kopf des Kriegers von Kemathen, Ldkr. Ingolstadt (Inszenierung)
Deutlich ist die Fibel zu erkennen, welche den Militärmantel
zusammen hält.
Abb. 7
Glasbecher aus dem Kriegergrab von Kemathen, Ldkr. Ingolstadt
Abb. 9
Kerbschnittverzierte Gürtelbeschläge
aus dem Kriegergrab von Kemathen, Ldkr. Ingolstadt
Abb. 10
Rekonstruktion des Gürtels
des Kriegers von Kemathen, Ldkr. Ingolstadt
Abb. 12
Teile kerbschnittverzierte Beschläge
spätrömischer Miltärgürtel vom Reisberg
[(1), Abb. 12]
Abb. 13
Abb. 14
Gürtelbeschlag
vom Reisberg Zeichnung
[aus (1), Abb. 13]
Breite 6,8 cm
Abb. 15
Abb. 16
Nachbildung kerbschnittverzierter
Spätrömische
Gürtelgarnitur aus Bronze
Gürtelbeschläge
von der Ehrenbürg
von der Ehrenbürg,
Lkr. Forchheim
[Sonderausstellung im Fränkische
[(3), S. 155] - Breite: etwa 13,6 cm
Schweiz-Museum Tüchersfeld]
=>
Höhere Auflösung [(5), Nr. 106, S. 225]
=>
Zeichnung
[(3a), Tafel 92]
=>
Gürtelgarnitur im ArchäologieMuseum
Oberfranken in Forchheim
(Webalbum)
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