Archäologisches Lexikon

Erfindungsreiche Handwerker:

Randleisten, Schaftlappen oder Tüllen

 

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           Abb. 1

Bronzene Randleistenbeile von Melkendorf, Lkr. BA, 
Bamberger Umland, Breitengüßbach, Lkr. BA und Kirchehrenbach, Lkr. FO
[Aus: (2) Frühe Kulturen, S. 29]   -   Bronzezeit: 18. bis 14. Jhdt. v. Chr.

Vom Steinbeil zum Bronzebeil
Während die ersten Metallbeile sich in ihrer Form von steinernen Flachbeilen ableiten und lediglich in Kupfer oder Bronze gegossen wurden, kommt es im Verlauf der Bronzezeit bald zu einer Reihe eigener Entwicklungen und technologischer Verbesserungen. 

Randleisten, Lappen oder Tüllen
So sollten erhabene Randleisten an den Seiten des Schäftungsteiles ein Verrutschen des Beiles verhindern. Noch zweckmäßiger sind die bronzenen Absatzbeile beschaffen. Hierbei wird in der Klingenbahn ein Absatz eingegossen, auf den sich das hölzerne Schaftende stützen kann. Bei den sich hieraus entwickelnden Lappenbeilen nehmen konisch gestaltete, nach innen gebogene 'Lappen' die bei der Arbeit entstehenden Kräfte auf (Abb. 2, 3, 5, 6, 8).
Schließlich wird als Schäftungshilfe noch noch eine Öse mitgegossen (Abb. 9 und 10), an der die Bindung befestigt werden kann.
Dann führte man den Schaft in einen hohle Tülle ein, ohne den Schaft vorher noch aufspalten zu müssen . 

Raffinierte Schäftungen

Für die Schäftung wurde ein geeigneter winkelig abgebogener Holzschaft an seinem kurzen Ende aufgespalten und in die Schaftlappen eingepasst. Eine Umwicklung mit Bronzedraht oder anderen Materialien, z. B. Streifen aus Leder fixierte den Beilkörper noch zusätzlich (Abb. 5).  

     Abb. 6

Lappenbeil von Oberkotzau, Lkr. Hof [Inv.-Nr.312]
1895/96 in einer Lehmgrube in 70 cm Tiefe gefunden
mit moderner Rekonstruktion der Knieholmschäftung.
Urnenfelderzeit: um 1000 v. Chr., Länge: 19,4 cm

 Durch die Lagerung in Salzlauge hat sich der originale Schaft (55,1 cm lang) erhalten.      Abb. 8

Bronzenes Lappenbeil der mittleren Bronzezeit    
aus der Umgebung von Berchtesgaden
mit original erhaltener Schäftung. 
[aus (1): Bilder zur Vorgeschichte Bayerns, S. 82, Abb. 50]

Quellen
(1) W. Torbrügge, H. P. Uenze, Bilder zur Vorgesch. Bayerns, Konstanz 1968.
(2) B.-U. Abels, Frühe Kulturen in Oberfranken von der Steinzeit bis zum
      Frühmittelalter. Schriften des Historischen Museums Bamberg o. J.
(3) A. Fleckinger, Der Mann aus dem Eis, Folio 2000 (= Lit. 22b).
(4) K. Radunz, Vor- und Frühgeschichte im Landkreis Lichtenfeld (Lit. 37)
(5) MYKENE NÜRNBERG STONEHENGE - Handel und Austausch in der
     Bronzezeit, Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft Band 43/2000
 


    Abb. 11

Bronzebeile [nach www.wikipedia.de]


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          Das bronzene Lappenbeil wurde 1949 an einem 70 cm hohen Steinblock in 40 cm Tiefe gefunden. Länge: 18,5 cm.   Abb. 2               Abb. 3

Bronzenes Schaftlappenbeil        Kasendorf/Prelitz:
1949 bei Unterdornlach gefunden    Lappenbeil aus einem Hügelgrab
Urnenfelderzeit: um 1000 v. Chr.     Notgrabung 1966/75
Inv.-Nr. 466, Länge: 18,5 cm          Länge: 12,8 cm; Inv.-Nr. 537


 

   Abb. 4

Randleistenbeile aus einem Hortfund,
1908 bei Hollfeld, Lkr. Bayreuth, ausgeackert
Mittlere Bronzezeit (16. Jhdt. v. Chr.)   
[aus (5), S. 282, Abb. 4]


Die kupferne Beilklinge wurde mit Baumharz und Lederriemen im Schaft fixiert. Das Beil vom Tisenjoch ist das bislang einzige vollständig erhaltene vorgeschichtliche Beil (A. Fleckinger / H. Steiner: Der Mann aus dem Eis. Südtiroler Archäologiemuseum).     Abb. 5

Kupferbeil des 'Mannes aus dem Eis'
vom Tisenjoch
in Südtirol mit originaler Knieholmschäftung aus Eibenholz. 
Die 9,3 cm lange kupferne Beilklinge mit Randleisten 
wurde in den aufgespaltenen Holmkopf eingesetzt, mit Birkenteer fixiert und noch mit schmalen Lederstreifen umwickelt [aus (3): Der Mann aus dem Eis (Lit. 22b), Umschlagbild].

 

   Abb. 7

=> Abb. 9: Hortfund von Serlbach, Stadt Forchheim
26 Beilklingen und vier Lanzenspitzen in vorzüglicher Erhaltung [ArchäologieMuseum Oberfranken FO]  
=>
Mehr Infos unter: Hortfund von Serlbach
=> Bildausschnitt [aus einem PICASA-Webalbum]
 

 

       9                 10

Tüllenbeil von Großziegenfeld   und Neuensee, Lkr. LIF
Stadt Weismain; Länge: 12 cm       11,2 cm lang; Museum Bamberg
Urnenfelderzeit: um 1000 v. Chr.    [(4), Tafel 9, 1]  
[Lit. 40, Tafel 16, 5 - Museum Würzburg]



    Das linke Beil stammt nicht aus der abgebildeten Form. Die Schäftungslappen wurden erst nach dem Guss nach innen gebogen.    Abb. 12
Bronzene Gussform und Lappenbeil 
aus einem Hort der Urnenfelderzeit von der 
Ruine Homburg bei Gössenheim, Lkr. Gemünden
[aus (1): Bilder zur Vorgeschichte Bayerns, S. 95, Abb. 68]


        nach oben           [home]                          (Foto 2,3 und 6,7: D. Sch.)                  Dieter Schmudlach (D. Sch.): 8.07.2003/7.08.2010