Neue Datierung der Höhlenruine von Hunas
"Etwa 40 km östlich von
Nürnberg liegt oberhalb des Weilers Hunas ein
Dolomitsteinbruch. Hier wurde eine völlig verschüttete Höhle
angesprengt, wobei auch ein Teil der Sedimente unwiederbringlich
zerstört wurde.
Erste Untersuchungen
zwischen 1956 und 1964 durch Fl. Heller zeigten, dass der
Hohlraum über lange Zeit von Menschen und Tieren aufgesucht
worden war. Man datierte die Funde damals in eine jüngere Phase
der Riß-Kaltzeit (ca. 250.000-100.000 Jahren v. h.). Grund dafür
war das Uran-Thorium Alter von 260.000 Jahren für eine
Sinterdecke, die am Ende der Grabung ganz unten in der
Stratigraphie entdeckt wurde.
Seit 1983 wird die Höhle
erneut, aber mit enorm verfeinerten Methoden untersucht. Dabei
zeigte sich, dass in fast allen Schichten die Anwesenheit des
Menschen nachzuweisen ist. Die Zahl der Tierarten stieg seither
auf mehr als 140. Der
Höhlenbär dominiert nach wie vor bei der Großfauna; ebenfalls
nachgewiesen sind u. a. Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Wolf, Eis- und
Rotfuchs.
Die reiche Kleinfauna
erlaubt, zusammen mit den Pflanzenresten (Holzkohlen, Pollen)
und der Analyse der Sedimente, gute Einblicke in die
Klimaentwicklung während der Ablagerungszeit der Schichten. So
wird die mächtige Schichtenfolge von Hunas zu einem vielfach
gegliederten Archiv, das über einen langen Zeitraum hinweg den
ständigen Wechsel von Klima und Umweltbedingungen während des
Eiszeitalters dokumentiert.
Das mächtige untere
Schichtpaket zeigt gemäßigte bis warm-gemäßigte Bedingungen mit
einigen Klimaschwankungen. Damals lebten Berberaffen auf der von
lichtem Mischwald bedeckten Frankenalb. Das Klimaarchiv erzählt
aber auch, dass diese Phase ein Ende fand. Es wurde zunehmend
trockener und kälter, die Nordische Wühlmaus, der
Zwergpfeifhase, der Lemming und andere kältetolerante Tierarten
breiteten sich aus. Mit den obersten Schichten setzte eine
Wiedererwärmung ein.
In der neuen
Grabungsfläche, etwas versetzt zur alten Grabung, war 2002 an
der Basis der Schichtenfolge eine Sinterdecke angetroffen
worden, die das überraschende Uran-Thorium Alter von höchstens
85.000 Jahren ergab. Damit würde die ganze Sedimentfolge an den
Beginn der Würm-Kaltzeit datieren, also einen ganzen
Klimazyklus jünger!
Die Steinartefakte der
oberen Schichten passen mit dieser Datierung gut ins Bild der
Archäologen. Die Geräte aus den unteren Schichten unterscheiden
sich deutlich von den jüngeren und lassen sich mit
mittelpleistozänen Fundstellen vergleichen. Großer
Forschungsbedarf besteht aber bei den Tier- und Pflanzenresten:
hier wird eine Neubetrachtung zu einem stark veränderten, aber
auch differenzierteren Bild der frühen Phasen der letzten
Kaltzeit führen. Die Neudatierung macht den Menschenzahn aus
Hunas zum klassischer Neandertaler. Und auch wenn einer
anstehenden Neu-untersuchung nicht vorgegriffen werden soll: der
älteste Hominide aus Bayern bleibt er wohl trotzdem."
[Brigitte Kaulich + in (1), S. 34]
Literatur
(1) C. S. Sommer: Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit
(= Lit. 43)
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20 Meter Schichtenfolge in Hunas - ein Archiv des Eiszeitalters
[(1), S. 34, Abb. 3]
Backenzahn eines Neandertalers
aus der Höhlenruine von Hunas;
Breite: 4,2 cm. [(1), S. 34, Abb. 4]
=>
Neuere Beurteilung der Höhlenruine von Hunas:
Die Steinberg-Höhlenruine bei Hunas
[Uni Erlangen]
Kampagne 2010 von 26.07. bis 08.10. |