Archäologisches Lexikon

 Mit Feuerstahl und Zunder: Das Schlagfeuerzeug   


Ein Feuerzeug ins Grab

Vereinzelt wurde bei uns in frühmittelalterlichen Männergräbern ein Feuerstahl angetroffen (in Alladorf 5x, in Grafendobrach keiner und in Weismain 3x). Dieser befand sich ehemals wohl in einem Beutel, welcher auch die zugehörigen Schlagsteine aus Silexmaterial sowie den Zunderschwamm enthielt.

 

   Abb.2         Abb. 3

Echter Zunderschwamm                                   Zunder auf Silexabschlag

Beim Schlag mit dem Feuerstein auf den Feuerstahl entstand ein Funke, der mit dem Zunder aufgefangen werden musste.

  6         7         8

Feuersteinabschlag                          Mit dem Feuerstahl gegen die Markasitknolle.             Es hat gefunkt!

Das brauchte man zum Feuer machen im Mittelalter: 
einen Silexabschlag (Bild 6: oben links) und eine Markasit-Knolle (Bild 7), den Feuerstahl
(6 bis 8) und ein Stück Zunder zum Auffangen des Funkens.    
[Abbildungen 3 und 6 aus Speerschleuder.de]         => Filmsequenz
[Marca Brandenburgensis]
                                                                          
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(1) Quelle: W. Hein, F. Trommer: ...brennt wie Zunder! 
Steinzeitliche Feuererzeugung im Experiment. In: Eiszeitwerkstatt, Experimentelle Archäologie. Museumsheft 2, Urgeschichtliches Museum Blaubeuren, 1995, S. 73-77.


Ein Feuerzeug in Ötzis Täschchen ?
In seiner Gürteltasche bewahrte der Mann aus dem Eis sein Werkzeug auf. Daneben befand sich auch eine schwarze Masse, die als Zunderschwamm identifiziert werden konnte. Das Fruchtfleisch des Echten Zunderschwamms eignet sich zum Entfachen eines Feuers und musste deshalb trocken aufbewahrt werden. 
Feine Spuren von Schwefelkies belegen, dass Ötzi für die Erzeugung der Funken Knollen von Pyrit oder aus Markasit verwendet hatte. Feuersteinkern und Pyrit fehlten im Täschchen und waren wohl verloren gegangen. Das Gürteltäschchen des Gletschermannes ist der seltene Fall, wo sich ein derartiger organischer Behälter aus vorgeschichtlicher Zeit erhalten hat.

Der zündende Funke
Fällt ein Funke auf einen flockigen Bausch eines Zunderschwammes, der vorher mit Stickstoff (z. B. durch Urin) angereichert wurde, so beginnt dieser zu glimmen. Den Glutherd kann man dann mit Hilfe von leicht brennbaren Materialien (trockenem Gras o. ä.) und durch Anblasen zum Brennen bringen. Mit dieser Technik kann man in kurzer Zeit ein Feuer entfachen. 

Ein Glutbehälter aus Birkenrinde
Es wurde übrigens nachgewiesen, dass eines der beiden aus Birkenrinde hergestellten Gefäße wohl glühende Holzkohlen enthalten hatte. Es war innen schwärzlich verfärbt und mit Blättern des Spitzahorns als isolierendem Material ausgekleidet. So konnte die Glut einige Stunden aufbewahrt werden.   
=> Ötzis Glutbehälter aus Birkenrinde [oetzl.com]
                                                                                    => Das Schlagfeuerzeug   [pirgcom.at]


     Verwendete Quellen

(1) F. Seeberger: Steinzeit selbst erleben; Waffen, Schmuck und Instrumente selbst gebaut.
     Theiss Verlag 2002

(2) A. Fleckinger Angelika, H. Steiner, Der Mann aus dem Eis, Folio Verlag  Bozen -
     Wien 2000 (Lit. 22b).

(3) A. Fleckinger, Ötzi, der Mann aus dem Eis, Folio Verlag Bozen 2002 (Lit. 22c).
 

(4) Ötzi - sein Leben, seine Zeit - Oberfranken am Ende der Jungsteinzeit, Fränkische
      Schweiz-Museum Band 8, 2002 = Lit. 22(a)


=> Weiter zum Feuer machen                         "Brennt wie Zunder!"

=> Bedeutung des Feuers in der Steinzeit    [Blumammu]

=> Das mittelalterliche Feuerzeug
                      [Marca Brandenburgensis]


=> Zunderschwamm, Blitzschlag ade          [Speerschleuder.de]

=> Das Schlagfeuerzeug                            [oetzl.com]

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=>  Weiter zum Feuer machen
        [Erlebte Archäologie]

=>  Ötzi und das Feuer [PDF-Datei]

          Abb. 1

So wurde in der Jungsteinzeit ein Funke geschlagen:
Die linke Hand hält eine Markasitknolle, die rechte
führt den Schlagstein aus Silex (Feuerstein). Darunter steht eine Muschelschale mit Zunderwatte. [Spuren der Jahrtausende = Lit 63, S. 111 Abb. 190]


Zeichnung aus Pöllath, Tafel 4, 5. Größte Länge des Feuerstahls aus Grab 20 von Weismain, LIF: 5,75cm.        Die beiden Schlagsteine aus Kieselschiefer sind ankorrodiert. Beim Schlagen wurde der Stahl mit der linken Hand an den beiden eingerollten Enden festgehalten. Abb. 4
Feuerstahl mit eingerollten Enden 
und Schlagsteine aus Grab 20 von Weismain 


Größte Länge des Feuerstahls aus Grab 20 von Weismain, LIF: 5,75cm. Die beiden Schlagsteine aus Kieselschiefer sind ankorrodiert. Beim Schlagen wurde der Stahl an den beiden eingerollten Enden festgehalten.  Abb. 5

Die beiden Schlagsteine aus Kieselschiefer 
sind am Feuerstahl angerostet. Wahrscheinlich 
wurden sie in einem Beutel am Gürtel getragen. 
Größte Länge des Feuerstahls:  5,75cm.

 

In der Mitte ist die gelbbraune 'Zunderwatte' zu erkennen (das Trama), rechts im Längsschnitt die Röhren).   Abb. 9

In der Mitte erkennt man 
die 'Zunderwolle' (das Trama).
=> Ausschnitt einer Zunderscheibe von oben

   

  Abb. 10

Ötzi und seine Ausrüstung [(2) S.56]

 

     Abb. 12

Die beiden Gefäße aus Birkenrinde, 
das linke ist etwa 20 cm hoch[(3), S.86]
 


  Abb. 11


Ötzis Gürteltasche und ihr Inhalt:

rechts der Zunderschwamm [(3), S.65]

=> Yapp - der Funke springt über

=> Der Zundermacher - Materialien kaufen

=>
Ötzis Glutbehälter [oetzl.com]

=> Feuer machen        [Blumammu]


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