Die Bildsteine von Gaustadt -
Rätselhafte 'Bamberger Götzen'  -3-

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Heidnische Götterbilder?

"Im Jahre 1858 kamen beim Anlegen eines Kanals für die Baumwollspinnerei in Gaustadt bei Bamberg aus dem Schwemmsand der Regnitz drei seltsame Steinfiguren zum Vorschein. Zwei der Skulpturen sind knapp 1,50 Meter, die dritte ca. einen Meter groß. Die Darstellung der Gesichter bei den großen Bildsteinen (eine mit Bart) sowie der übereinander gelegten Arme bei allen dreien wirken archaisch und primitiv. Im unteren Bereich lassen sich Gewandränder erkennen. Die großen Figuren haben auf ihrem Rücken ein ovales Ornament mit waagrechten Linien, das man als Schild deuten könnte. Als »Bamberger Götzen« gingen diese drei mysteriösen Figuren in die Literatur ein. Ihr Alter war völlig nebulös. Bei genauerer Betrachtung lassen sich jedoch einige Hinweise finden: Die Bearbeitung des in der Nähe anstehenden Keupersandsteins erfolgte mit Eisenwerkzeugen, somit fallen ältere Epochen aus.

Im Grabungsbericht von 1858 heißt es, dass die Figuren auf einem künstlichen Hügel - wohl einem Grabhügel - standen. Daneben fanden sich Keramikgefäße, Menschenknochen und ein Schwert (Spatha), das in die Zeit um 800 n. Chr. datiert wird. Da sich ein Stück Stoff am Rost erhalten hatte, lag die Spatha wohl lange Zeit als Grabbeigabe neben einem Toten. Die Gesichtsseite der Figuren war weniger verwittert als die Rückseite, somit scheinen sie mit Blickrichtung nach Osten aufgestellt worden zu sein.

Ähnliche Steinskulpturen mit der charakteristischen Armhaltung und mutmaßlichen Schilden auf dem Rücken finden sich in Osteuropa und der russischen Steppe. Man könnte also an Grabfiguren, vielleicht Ahnen- oder auch Götterdarstellungen, eines Steppenreitervolkes denken. Dafür kommen im angegebenen Zeitraum in Bayern nur die Awaren in Frage. Dieses zentralasiatische Reitervolk beherrschte von der ungarischen Tiefebene aus im 7. und 8. Jh. auch viele Slawenstämme. Erst Karl der Große konnte zwischen 791 und 803 die Awaren vernichtend schlagen."

[Roland Gschlössl
in Bayerische Archäologie 2 / 2012 • S. 43]

=> Die Bamberger Götzen  -2- [Nelo Lohwasser]



   

Kopien der 'Bamberger Götzen' im ArchäologieMuseum
Oberfranken in Forchheim        => Zu einem Picasa-Webalbum
Die Sandsteinfiguren wurden 1858 beim Bau der Gaustadter Spinnerei in etwa 4,5 m Tiefe am alten Regnitzufer entdeckt
(Höhe 1,44 m; 1,48 m und 1,07 m). Sie erinnern an 'Baba-Figuren' östlicher Reitervölker [nach Hans Losert].

 

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=> Die Bamberger Götzen - 2 - [Nelo Lohwasser]


    nach oben                     [home]                      Foto 1: D. Sch.                               Dieter Schmudlach (D. Sch.): 28.05.2012