Die Bildsteine von Gaustadt -
Rätselhafte 'Bamberger Götzen'

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Schwert der "Bamberger Götzen" gefunden

[Eine überraschende (Wieder-) Entdeckung]
"Im Juli vor zwei Jahren (also 2009) zog die umfangreiche archäologische Sammlung des Historischen Vereins Bamberg in ein neues Depot. Dies war eine günstige Gelegenheit für die Sammlungsbeauftragte Dr. Nelo Lohwasser, zusammen mit Studierenden des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit eine Neuinventarisierung und Umverpackung vorzunehmen. Ein besonders schönes und wertvolles Stück, das sich dabei fand, ist ein großes, zweischneidiges Schwert, eine so genannte Spatha.

Sie datiert ins Frühmittelalter. Leider ist die Klinge mitten durchgebrochen. Die wuchtige Waffe hatte einst eine Länge von etwa 95 Zentimetern. Nicht Jedermann besaß ein solches Schwert – es wies seinen Träger als „Häuptling“  oder „Chef“ aus. Denn das Karolingerschwert war sehr teuer und hatte etwa den damaligen Wert eines heutigen Mittelklassewagens. Gewöhnlich werden solche Waffen in Gräbern gefunden. Auf Grund der Christianisierung endet die Beigabensitte in unserer Region etwa um 800 nach Christus.

[Eine vorbildliche Dokumentation]

Das Schwert gehört zu den Beifunden der berühmten „Bamberger Götzen“, die beim Anlegen des Werkkanals der Baumwollspinnerei (Erba) in Gaustadt im Jahre 1858 gefunden wurden. Der Ausgräber Dr. Adam Martinet veröffentlichte vorbildlich bereits im Historischen Verein seine Aufzählung der Gegenstände, die zusammen mit den Götzen ans Licht kamen. Dort heißt es: „Ein verrostetes Schwert mit Griff und Querstange, zweischneidig, die Spitze findet sich in einer Haut …“. Diese fehlt heute allerdings. Das gleiche Objekt wird noch etwas ausführlicher in einem Zugangsregister des Historischen Vereins aufgeführt. Nach Einschätzung der Sammlungsbeauftragten ist das Schwert der momentan älteste und bis jetzt bedeutendste Eisenfund auf Bamberger Stadtgebiet.

[Einer der bedeutendsten Waffenfunde unserer Region]
Dr. Alfred  Geibig, Leiter der Waffensammlung auf der Veste Coburg, hält das Schwert für einen der bedeutendsten Waffenfunde unserer Region. Direkte Vergleiche gibt es, kaum eine Handvoll, zu Schwertern aus Mannheim und Karlsruhe. Seiner Ansicht nach stammt es aus fränkischer Produktion zur Zeit Karls des Großen. Das schöne Stück wurde nun erst einmal geröntgt. Nach dem Röntgenbild ist es für Jörg Schabesberger, den Restaurator des Historischen Museums, etwas leichter, die Bauteile des Griffes und die Strukturen eventueller Verzierungen freizulegen. „So einen Fund bearbeiten zu können ist für einen Restaurator ein absoluter Glücksfall. So etwas hat man - wenn überhaupt - alle 20 Jahre einmal auf seinem Tisch“, so Schabesberger.

[Vom Rost konserviertes Textilgewebe]
Darüber hinaus fiel ihm auf, dass sich am Knauf ein fingernagelgroßes Stück Stoff am Rost abgedrückt hat. Dies ist nach Meinung der Sammlungsbeauftragten kein Zufall, sondern ein Zeichen, dass das Schwert als Grabbeigabe einige Zeit an der Seite seines ehemaligen Besitzers gelegen haben muss, wobei Gewebe des Ärmels oder der Jacke am Schwertknauf „angerostet“ ist . Dieser Vorgang ist oft an metallischen Grabbeigaben zu beobachten, die längere Zeit unter bestimmten Bedingungen mit Textilien in Berührung lagen. Damit wäre die Möglichkeit geschaffen, die Bamberger Götzen und die mit Ihnen gefundenen, heute verschollenen, aber gut beschriebenen Gegenstände in den Kontext eines frühmittelalterlichen Friedhofes – kurz vor Aufgabe der Beigabensitte – einzuordnen. Im damaligen Fundbericht werden neben Keramik und Einbäumen auch Menschenknochen er wähnt. Die  mit diesen Funden vergesellschafteten Rannen (in den Fluss gefallene und dort verbliebene Bäume) zeigen eine Schwemmschicht an, das heißt, die Gräber waren schon über- und abgeschwemmt worden. Sie waren wahrscheinlich als Gräber gar nicht mehr erkennbar und die Grabbeigaben bereits stark durcheinander geraten.

[Kontroverse Diskussion über die Einordnung]
Die Herkunft und ehemalige Funktion der „Bamberger Götzen“, drei menschenähnliche Figuren aus Sandstein, wird seit ihrer Entdeckung kontrovers diskutiert. Die Deutungen reichen von slawischen Kultfiguren bis zu Abbildern christlicher Missionare. Das wiedergefundene Schwert wird sicher frischen Wind in die wissenschaftliche Diskussion bringen. Der Historische Verein Bamberg hat etwa 950 Mitglieder und das „Schwert der Bamberger Götzen“ wird als Leihgabe in der Bayerischen Landesausstellung „Main und Meer“ 2013 in der Schweinfurter Kunsthalle, von Mai bis Oktober, zu sehen sein. Veranstalter dieser Ausstellung ist das Haus der Bayerischen Geschichte."


[Fränkischer Tag / Franken aktuell Nr. 44 / 16. Jg. vom 5. Nov. 2011;
 Text: Nelo Lohwasser - Zwischenüberschriften: D. Sch.]

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Bild 1: Vor zwei Jahren wurde bei der Inventarisation von Altbeständen auch eine 1858 gefundene Spatha bekannt [Foto: Nelo Lohwasser].
[Fränkischer Tag / Franken aktuell Nr. 44 / 16. Jg. vom 5. Nov. 2011]

 

 



    Bild 2

Kopien der 'Bamberger Götzen' im ArchäologieMuseum
Oberfranken in Forchheim        => Zum Picasa-Webalbum
Die Sandsteinfiguren wurden 1858 beim Bau der Gaustadter
Spinnerei in etwa 4,5 m Tiefe am alten Regnitzufer entdeckt
(Höhe 1,44 m; 1,48 m und 1,07 m). Sie erinnern an 'Baba-Figuren' östlicher Reitervölker [nach Hans Losert].

  Bild 3
Originale der 'Bamberger Götzen' im Historischen Museum
in der Alten Hofhaltung in Bamberg  Vor zwei Jahren wurde bei der Inventarisation von Altbeständen auch eine 1858 gefundene Spatha bekannt. [Bild von der alten Aufstellung: Foto aus dem Katalog zur Heinrichs-Ausstellung von 2002 - Foto: Emil Bauer, Bamberg].

 

   Bild 4

Originale der 'Bamberger Götzen' im Historischen Museum
in der Alten Hofhaltung in Bamberg  Vor zwei Jahren wurde bei der Inventarisation von Altbeständen auch eine 1858 gefundene Spatha bekannt. [Neue Aufstellung - Bild: Wikipedia}


        

Bild 5                            Bild 6                             Bild 7
Originale der 'Bamberger Götzen' im Historischen Museum
in der Alten Hofhaltung in Bamberg
[Neue Aufstellung - Bilder aus Wikipedia}


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