Slawische Keramik aus Hollfeld und Weismain [zurück zu Aktuelles]

Fundgeschichte
Vor einigen Monaten wurde Herrn Günther Hofmann, Hollfeld, der hier abgebildete Randscherben (Bild 1a) vorgelegt, welcher zwei sorgfältig ausgeführte Wellenbandgruppen aufweist. Er wurde zusammen mit einigen anderen Scherben  vor etwa 20 Jahren aus Humusmaterial aufgelesen, welches aus abgeschobenem Erdmaterial aus der Eiergasse in Hollfeld stammt und in den Garten des aufmerksamen Finders, Franz Munsch aus Hollfeld, gelangte. Nun wurde von dem Gartenbesitzer ein zweiter Randscherben vorgelegt (1b), welcher die slawische Zuweisung dieser karolingischen Keramik unterstützt.

Frühslawische Keramik aus  Weismain
Bei einer Durchsicht frühmittelalterlicher Keramik aus dem Bereich des Reihengräberfeldes von Weismain konnte Hans Losert, PD an der Uni Bamberg, im Frühjahr 2004 ein Fragment als Teil eines Gefäßes des 'Prager Typus' ansprechen. Am Randes des Weismainer Friedhofes hatte Herr Ottmar Fick (Weismain) 1974 im Graben eines Mauerfundamentes am östlichen Rande des Weismainer Friedhofes der Randscherben eines frühslawischen Gefäßes aufgefunden, welcher in das 7. Jahrhundert datiert werden kann. Hiermit handelt es sich um einen sehr  frühen Nachweis slawischer Keramik in Oberfranken.

Parallen zu Großprüfening bei Regensburg
Das Gefäßfragment von Weismain hat eine verblüffende Parallele in der Keramik aus Grab 9 (Abb. 113, 17) des Brandgräberfeldes von Regensburg-Großprüfening, welches im Sommer des Jahres 2003 ausgegraben wurde. Die Funde dieses Friedhofes werden in die 2. Hälfte des 6. bis in das 1. Viertel des 7. Jahrhunderts datiert. Sie lassen deutliche Beziehungen zum mittleren donauländischen Raum erkennen. 

Literatur
(1) Losert H., Die früh- bis hochmittelalterl.Keramik in Oberfranken, 2 Bände, 1993 (Lit.16) 
(
2) Eichinger W. und Losert H., Ein merowingerzeitliches Gräberfeld östlich-donauländischer Prägung bei Großprüfening, Stadt Regensburg, Oberpfalz. Das archäologische Jahr in Bayern, 2003, S. 98 ff., Abb. 113, 17.
(3) Dekan Jan, Moravia Magna: Großmähren - Epoche und Kunst. Bratislava 1980 

  Bild 6                                   Bild 7
Keramik des Donau-Typus von Zelovce [(3), Tafel 24]      Keramik des Prager Typs [(3), Tafel 78]

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  Bild 1a/b

Zwei karolingische Scherben von Hollfeld,
wohl slawisch (nach Dr. Hans Losert)

        2a/b

Scherben von der Innenseite: starke Magerung
rechts auch mit Glimmer
 

   Bild 3

Randscherben eines Gefäßes von Weismain aus
dem Randbereich des frühmittelalterl. Friedhofes 


  Bild 4

Randscherben eines frühslawischen Gefäßes 
aus dem Bereich des Friedhofes von Weismain: 
7. Jhdt., Bauchdm. ca. 23 cm 
[Foto Bild 3: D. Sch. - Zeichnung: Hans Losert]




  Bild 5

Topf von Burgkunstadt, Lkr. LIF
[in Vitrine 29 rechts]

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