Zähes Material
Als Material für die Beile diente zähes Felsgestein, welches beispielsweise am Mainufer als Flussgeröll aufgelesen
werden konnte. Zumeist verwendete man Hornblendeschiefer (Amphibolit, Aktinolith),
Granit oder Grünstein
(Diabas), seltener auch Kieselschiefer (Lydit).
Gepickt, geschliffen und
durchbohrt
Zuerst wurde die Form des Steinbeiles grob zurecht
gepickt oder gesägt und dann die
Schneide und meist auch die Oberfläche auf einer
Sandsteinplatte glatt geschliffen. Oft hat man den Beilkörper noch
für eine Schäftung durchbohrt. Hierfür dürfte man eine Vorrichtung
verwendet haben, wie sie die Zeichnung zeigt. Dabei wurde ein
Hohlbohrer (Knochenstück oder Teil eines Holunderastes) durch eine
Bogensehne angetrieben. Als Schleifmittel verwendete man Sand.
Infolge der Abnützung während des Bohrvorganges entstand im Inneren
des Hohlbohrers ein konischer Bohrkern.
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Herstellung und Verwendung eines Steinbeiles [BLUMAMMU]
Bild 3 [Vitrine 3 oben]
Durchbohrte Steinäxte bzw. Schuhleistenkeile (rechts)
von Tannfeld, Wickendorf [KC], Pilgramsreuth [Hof] und
Langenstadt (16,4 cm)
Unterschiedliche
Formen
Aufgrund ihrer Form spricht man von Trapezbeilen oder Rechteckbeilen bzw. spitznackigen oder
walzenförmigen Beilen, nach ihrer Verwendung von Äxten oder
Hämmern. Während die meisten Beile, auch die sog. 'Schuhleistenkeile'
(Bild 3) oder auch Dechsel, zur Holzbearbeitung verwendet
wurden,
scheinen durchbohrte Formen, also Äxte, der Repräsentation gedient zu haben
(Bild 5 und 7: Bootsäxte o. a. 'Streitäxte').
Bild
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[Vitrine 3]
Steinbeile
(links: von Reuth bei Kasendorf: 164 und 24) und Steinhammer
von Waldau (488) und Steinaxt von Kauernburg (Länge: 11,5 cm, Lochdm. 2,1
bis
1,7 cm: Inv.-Nr.166) sowie Pfeilspitzen
von Kasendorf, Untersteinach, Schirradorf, Heubsch, Unterrodach,
Heubsch und Mainleus (von links nach rechts)
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Flachbeile und durchbohrte Beile, also Äxte in der Vitrine 3 (Mitte)
Flachaxt von Reuth Inv.-Nr. 24), Steinhammer von Waldau (Nr.
488). Der Steinhammer von Tannfeld (rechtes Bild oben in der Mitte) ist
12,5cm lang.
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Noch mehr Flachbeile oder Bruchstücke davon in Vitrine 3 (unten)
Das Beil von Rugendorf (rechts in der unteren Ecke) ist 8,5 cm cm
lang.
Literatur
(1) B.-U.
Abels, W. Sage, Chr. Züchner: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher
Zeit, Bayreuth 1996 (=
Lit. 1)
(2)
W. Schönweiß: Die bandkeramischen Siedlungen von Zilgendorf und
Altenbanz.
Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung Nr. 18, 1976.
(3)
D. Planck (Hrsg.): Archäologie in Baden-Württemberg,
Stuttgart 1994.
Experimentelle Archäologie in Deutschland Beiheft 4, Oldenburg 1990.
(4) P. Honoré: Es begann mit der Technik, Deutsche Verlagsanstalt
Stuttgart 1969.
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Durchbohren eines Steinbeiles
Schema einer Hohlbohrung
Zeichnerische Rekonstruktion mit
Bohrer (Holunderast, Knochen),
nach Wurmbrand in (4), S. 96 konischem Loch und Bohrkern
4: Geschäftete Beile
Originale Schäftungen aus der Feuchtbodensiedlung Hornstaad-Hörnle;
oben: Knieholm- mit Zwischenschäftung aus Hirschgeweih,
unten: Flügelholm mit direkt geschäfteter Beilklinge.
[Abb. aus (3), S. 77
oben]
Bild 5
Schnurkeramische Bootsaxt von Dressendorf, Lkr.
Bayreuth
Länge: 20,2 cm; Archäol. Museum des Historischen Vereins Bayreuth
[Oberfranken in vor- und frühgeschichtl. Zeit =
Lit. 1, S.
148]
Bild 7
[Vitrine 4]
Facettiert geschliffene Streitaxt aus Amphibolit
aus einem schnurkeramischen Grab von
Neudorf
bei Kasendorf; Länge: 12 cm.
=>
Steingeräte im Kreis Herford
[ Uni-Kiel: jungsteinSite]
C.
Diedrich: Ausführliche Kulturenübersicht mit vielen Tafeln
von Steinbeilen und
Silexgeräten - 2002
=>
Steinbeile und -äxte (Diedrich 2000)
=>
Schäftung, Arbeitsversuche
[blumammu]
=>
Jung-
und Endneolithikum:
Der
Übergang zur Bronzezeit
=>
Zeittafel des Neolithikums
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