Archäologisches Lexikon

Geschliffen und durchbohrt

Beile, Hämmer und Äxte aus Stein

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=> Zeittafel des Neolithikums
    
[nach J. Müller in Lit. 22 a, S. 17, Abb. 1]

Zähes Material
Als Material für die Beile diente zähes Felsgestein, welches beispielsweise am Mainufer als Flussgeröll aufgelesen werden konnte. Zumeist verwendete man Hornblendeschiefer (Amphibolit, Aktinolith), Granit oder Grünstein (Diabas), seltener auch Kieselschiefer (Lydit).

Gepickt, geschliffen und durchbohrt
Zuerst wurde die Form des Steinbeiles grob zurecht gepickt oder gesägt und dann die Schneide und meist auch die Oberfläche auf einer Sandsteinplatte glatt geschliffen. Oft hat man den Beilkörper noch für eine Schäftung durchbohrt. Hierfür dürfte man eine Vorrichtung verwendet haben, wie sie die Zeichnung zeigt. Dabei wurde ein Hohlbohrer (Knochenstück oder Teil eines Holunderastes) durch eine Bogensehne angetrieben. Als Schleifmittel verwendete man Sand. Infolge der Abnützung während des Bohrvorganges entstand im Inneren des Hohlbohrers ein konischer Bohrkern.
=> Herstellung und Verwendung eines Steinbeiles [BLUMAMMU]
 

     Bild 3 [Vitrine 3 oben] 

Durchbohrte Steinäxte bzw. Schuhleistenkeile (rechts)
von Tannfeld, Wickendorf [KC], Pilgramsreuth [Hof] und Langenstadt (16,4 cm)
 

Unterschiedliche Formen
Aufgrund ihrer Form spricht man von Trapezbeilen oder Rechteckbeilen bzw. spitznackigen oder walzenförmigen Beilen, nach ihrer Verwendung von Äxten oder Hämmern. Während die meisten Beile, auch die sog. 'Schuhleistenkeile' (Bild 3) oder auch Dechsel, zur Holzbearbeitung verwendet wurden, scheinen durchbohrte Formen, also Äxte, der Repräsentation gedient zu haben (Bild 5 und 7: Bootsäxte o. a. 'Streitäxte'). 

 
  
Bild 6 [Vitrine 3]

Steinbeile (links: von Reuth bei Kasendorf: 164 und 24) und Steinhammer von Waldau (488)  und Steinaxt von Kauernburg (Länge: 11,5 cm, Lochdm. 2,1 bis 1,7 cm: Inv.-Nr.166) sowie Pfeilspitzen von Kasendorf, Untersteinach, Schirradorf, Heubsch, Unterrodach, Heubsch und Mainleus (von links nach rechts)

 

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Flachbeile und durchbohrte Beile, also Äxte in der Vitrine 3 (Mitte)
Flachaxt von Reuth Inv.-Nr. 24), Steinhammer von Waldau (Nr. 488). Der Steinhammer von Tannfeld (rechtes Bild oben in der Mitte) ist 12,5cm lang.

 

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Noch mehr Flachbeile oder Bruchstücke davon in Vitrine 3 (unten)
Das Beil von Rugendorf (rechts in der unteren Ecke) ist 8,5 cm cm lang.
 

Literatur
(1) B.-U. Abels, W. Sage, Chr. Züchner: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, Bayreuth 1996 (= Lit. 1)
(2) W. Schönweiß: Die bandkeramischen Siedlungen von Zilgendorf und Altenbanz. Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung Nr. 18, 1976.
(3)
D. Planck (Hrsg.): Archäologie in Baden-Württemberg, Stuttgart 1994.
Experimentelle Archäologie in Deutschland Beiheft 4, Oldenburg 1990.
(4) P. Honoré: Es begann mit der Technik, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1969.


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Durchbohren eines Steinbeiles        Schema einer Hohlbohrung
Zeichnerische Rekonstruktion              mit Bohrer (Holunderast, Knochen),
nach Wurmbrand in (4), S. 96             konischem Loch und Bohrkern

 

  4: Geschäftete Beile

Originale Schäftungen aus der Feuchtbodensiedlung Hornstaad-Hörnle;
oben:  Knieholm- mit Zwischenschäftung aus Hirschgeweih,
unten: Flügelholm mit direkt geschäfteter Beilklinge.
[Abb. aus (3), S. 77 oben]
 

   Bild 5

Schnurkeramische Bootsaxt von Dressendorf, Lkr. Bayreuth
Länge: 20,2 cm; Archäol. Museum des Historischen Vereins Bayreuth
[Oberfranken in vor- und frühgeschichtl. Zeit =
Lit. 1, S. 148]
 

  Bild 7 [Vitrine 4]

Facettiert geschliffene Streitaxt aus Amphibolit
aus einem schnurkeramischen Grab von Neudorf
bei Kasendorf; Länge: 12 cm.
 

        Bild 10

Arbeiten mit der Steinaxt
Fällen eines Baumes durch
Lothar Breinl, Landshut
(jetzt Regensburg), bei einem Arbeitsversuch
[Foto aus Sonderausstellung in Bayreuth 2003]

=> Bäume fällen mit einer Steinaxt [Blumammu]

=> Steingeräte im Kreis Herford [ Uni-Kiel: jungsteinSite]
      
C. Diedrich: Ausführliche Kulturenübersicht mit vielen Tafeln
          von Steinbeilen und Silexgeräten - 2002

=> Steinbeile und -äxte (Diedrich 2000)

=>
Schäftung, Arbeitsversuche [blumammu]

=> Jung- und Endneolithikum:
        Der Übergang zur Bronzezeit

=> Zeittafel des Neolithikums

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