Eine organisierte Armee gegen
kriegerische Haufen
Römische und germanische Einheiten waren
völlig unterschiedlich organisiert: einer stark strukturierten und
disziplinierten Armee römischer Berufssoldaten mit uniformierter
Aus-stattung standen auf der anderen Seite lockere Familienverbände
mit einzelnen Kriegern gegenüber. Auch zahlenmäßig war das römische
Militär eindeutig in der Überzahl. Eine römische Legion bestand aus
ca. 5.500 Soldaten und 120 Kavalleristen. Die Infanterie wurde
wieder in Kohorten und diese weiter in Centurien untergliedert.
Somit war eine deutliche Befehlsstruktur gebildet.
Eine derartige, komplexe Struktur gab es bei den Germanen nicht. Ein
Heerhaufen bestand aus ca. 600, allenfalls 1000 Personen, die von
einem Anführer befehligt wurden. Gelegentlich konnten sich auch
mehrere Heerhaufen unter einem Anführer zusammen-finden: Arminius
einte mehrere Verbände der Cherusker und konnte so im Jahre 9 n.Chr.
drei römische Legionen unter der Führung des Varus in einem
Hinterhalt vernichten.
Aus
dem Bericht des römischen Schriftstellers Ammianus Marcelinus über
die Schlacht von Straßburg 357 wissen wir, dass der alamannische
König Chnodomar und sein Neffe auf die Unterstützung von 5 weiteren
Königen, 10 Königssöhnen und einer größeren Anzahl Adliger
zurückgreifen konnten. Dieser Führungskreis befehligte demnach wohl
35.000 Krieger. Im Laufe des 3. Jahrhunderts integrierte die
römische Armee zahlreiche germanische Truppenverbände. In
spätrömischer Zeit stellten einige Verbände sogar die Leibwache
römischer Kaiser. Die Eingliederung germanischer Eliten in römische
Militärdienste führte dazu, dass sich auch germanische Kriegshaufen
zu einer strukturierten Armee wandelten, wenngleich sie kein
stehendes Heer ausbildeten.
Der römische Legionär
Römische Legionen stellten in der Antike das wohl am besten
organisierte Heer dar. In geordneter Schlachtreihe und mit
hierarchisch gegliederter Befehlskette kämpften die Fußsoldaten
militärisch geschult. Zu ihrer Bewaffnung gehörte ursprünglich ein
großer Schild, das scutum, das pilum - eine lange, schwere
Speerlanze, die einmal im Schild festsitzend, den Gegner nötigte,
diesen fallen zu lassen - sowie der gladius, das römische
Kurzschwert. Dieses war im dichtstehenden Truppenverband aufgrund
seiner geringen Länge gut zu führen. Es wurde aus der Deckung heraus
schnell nach vorne gestoßen.
Ab
dem 2. Jahrhundert kommt die deutlich längere zweischneidige Spatha
in Mode. Offenbar wurde jetzt in lockerer Formation gekämpft, die
ein Ausholen mit dem Schwert ermöglichte. Die umfangreiche,
annähernd einheitliche Ausrüstung musste von den römischen Soldaten
selber gezahlt werden. Dies geschah im Regelfall durch Abzüge vom
Sold, der dreimal im Jahr bar an den Soldaten ausgegeben wurde.
Zu Beginn waren nur römische Bürger als Legionäre
zugelassen. Germanen dienten nur in Hilfstruppen
(Auxiliareinheiten). Erst im 4. Jahrhundert konnten sie ebenfalls
sich regulären Truppen anschließen. Im Regelfall betrug die
Dienstzeit der Legionäre 20 Jahren. Um das römische Bürgerrecht für
sich selbst und seine Familie zu erlangen, war eine Dienstzeit von
25 Jahren von Nöten. Viele der germanischen Legionäre und auch
Offiziere kehrten nach ihrem Ausscheiden m ihre Heimat zurück. Wer
jedoch bleiben wollte, bekam als Würdigung seiner Dienstzeit ein
Stück Land zugesprochen.
Germanische Krieger
In durchaus einseitig gefärbten Berichten beschrieben römische
Schriftsteller die Germanen als wild und angriffslustig. Ihre
Krieger schlossen sich im Sinne eines Gefolgschaftssystem einem
Anführer an. Diesen schützten und gehorchten sie. Im Gegenzug
versorgte er sie. Dies beinhaltete auch die Zuteilung eines Anteils
der Beute bei Raubzügen an die Gefolgsleute. Insbesondere nahe des
Limes anssässige Germanen schlossen mit Rom Bündnisse und übernahmen
dabei den Schutz im Grenzvorland. Im 4. Jahrhundert traten auch
viele Germanen als Söldner in den Dienst der römischen Armee.
Etliche hatten dort sogar hohe Offiziersränge inne.
Im
Regelfall war ein germanischer Krieger mit einem zweischneidigen
Schwert, der Spatha, ausgerüstet. Hinzu kam im 5. Jahrhundert noch
ein einschneidiges Hiebschwert, der Sax, der sich aus einem
Kampfmesser entwickelte. Als Fernwaffen stand ihm eine Wurfaxt, aus
der sich im Laufe der Zeit die sogenannte Franziska entwickelte,
sowie bei den Franken am Ende des 5. Jahrhunderts der Ango, ein
langes Wurfeisen, die Lanze oder ein Speer zur Verfügung. Als
Schutzwaffe diente ein großer Schild, dessen Schildbuckel oftmals
spitzkonisch ausgebildet war, um zum einen gegnerische Wurfgeschosse
abzulenken und zum anderen eine effektive zusätzliche Stoßwaffe zu
haben. Helme in Form von Spangenhelmen kamen erst gegen Ende des 5.
Jahrhunderts zum Ausstattungskanon hinzu.
Glaubt man Tacitus und anderen Schriftstellern, stürmten im 1.
Jahrhundert die Germanen mit nacktem Oberkörper und lautem Gesang in
Keilformation auf die gegnerischen Einheiten ein. Gegen die Römer
setzten sie oftmals eine Guerillataktik ein; untereinander kämpften
sie durchaus in offenen Feldschlachten.
[Tafeltexte: Jens Kraus]
=>
Wanderungen der Germanen
=>
Zur Völkerwanderungszeit
=>
Bilder von der Sonderausstellung
in einem PICASA-Webalbum
Handwerker - Krieger -Stammesfürsten" im
Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld
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