Der Turmberg bei Kasendorf
Ausführlicher Informationstext von B.-U. Abels

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=> Schutz vor Ungarneinfällen

Blick nach WNW. Die Heckenreihen lassen in etwa den Verlauf der Wälle erkennen.

Blick auf die Wallanlagen des Kasendorfer Turmberges nach Westen

Der Turmberg bei Kasendorf ist ein nach Westen vorgeschobener Bergsporn, welcher die Niederung des Friesenbachtales um rund 110 m überragt. Auf ihm liegt eine mehrphasige Befestigungsanlage.

Nach Osten zur Hochfläche hin überquert den Bergrücken ein rund 200 m langer, 20 m breiter, außen bis 5 m hoher Wall,  bis 5 m hoher Wall (vorne im Bild), dem ein seichter Graben vorgelagert ist. Dieser Wall geht in einen Ringwall über, der eine Fläche von 14 ha einfaßt und an drei Stellen - im Norden, Westen und Nordosten - Torlücken aufweist. Das nordöstliche Tor ist durch zwei innerhalb der Wallanlage aufeinander zulaufende kleine Wälle zusätzlich gesichert und scheint deshalb wohl der Hauptzugang gewesen zu sein. Diese älteste Anlage dürfte während der Fühlatènezeit entstanden sein, wobei die große Abschnittsbefestigung im Osten jedoch in ottonischer Zeit ausgebaut wurde. Die Masse der Funde gehört in die Hallstatt- und Frühlatènezeit.

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Plan der Befestigungen auf dem Gipfelplateau (BLfD)

Innerhalb des großen eisenzeitlichen Ringwalls liegt auf dem Gipfelplateau des Turmbergs  eine zweigeteilte, 1 ha große Befestigung. Nach Südosten ist das Gipfelplateau künstlich abgesteilt und dieser 13 m hohen Absteilung ein Graben vorgelagert. Das gesamtes Gipfelplateau ist an seinem Rande von einem Wall eingefasst. In der Mitte der Südwestflanke liegt das Tor dieser Befestigung.

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Die von Südosten kommende Steilstufe geht hier in einen nach innen umbiegenden Wall über. Die Torgasse wir von einem kleinen, quer zum Hanggefälle verlaufenden Wall schützend begleitet. Weiteren Schutz dürfte ein Turm geliefert haben, dessen quadratische Fundamentgrube sich nördlich des Tors erhalten hat.

Das Gipfelplateau wird durch einen mächtigen Abschnittswall, dem ein Graben und ein kleiner Außenwall vorgelagert sind in einen Nordost- und einen Südwestraum unterteilt. Vor der im Südosten verlaufenden Steilstufe biegt dieser Außenwall nach innen um und nähert sich dem Abschnittswall. Dadurch entsteht zwischen dem Befestigungswerk und der künstlichen Steilstufe eine Gasse, bei der es sich wohl um das Tor zur inneren Burg gehandelt hat. Durch neuzeitlichen Wegebau ist diese Situation leider nicht ganz eindeutig. 

Bei dem südwestlichen Randwall nahe dem Tor ließen sich drei Bauphasen nachweisen: eine lehmgebundene Mauer [= Rückwand eines kasemattenartigen Kellergebäudes - der Verfasser], eine mit Gussmörtel verfestigte Kalktrockenmauer und eine gemörtelte Tuffquadermauer. Möglicherweise stellt sich die chronologische Situation so dar, dass eine oder zwei ältere Befestigungen das ganze Plateau umschlossen und dieses in einer späteren Phase ausgebaut und die Anlage unterteilt wurde. Alle drei Bauphasen sind wahrscheinlich in karolingisch-ottonische Zeit zu datieren.

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Im Jahre 1995 wurde im Nordostbereich des Gipfelplateaus eine Ausgrabung durchgeführt, bei der eine Trockenmauer freigelegt werden konnte. Diese Mauer war Bestandteil einer hochmittelalterlichen Wehranlage. Neben Funden verschiedener Epochen konnte auch ein byzantinisches Bleisiegel des 10. Jahrhunderts geborgen werden.

Ein weiteres Wallsystem ist dem Gipfelplateau nach Osten in Form eines Abschnittswalls und einer in stumpfem Winkel auf ihn zulaufenden Randbefestigung vorgelagert. In welchem Verhältnis diese Anlage zu zu der vorgeschichtlichen und der frühmittelalterlichen Burg steht, ist bisher noch nicht geklärt. 

Schließlich sei noch der auf dem Gipfel stehende Magnusturm erwähnt, der 1498 erstmals genannt wird. Die Basis des Turmstumpfes gehört wohl zum Bergfried einer mittelalterlichen Burg, welche die abschließende Bauphase auf auf dem Turmberg darstellte und die im nordöstlichen Abschnitt der Gipfelbefestigung gelegen haben muss. Dieser Turmstumpf wurde im Mittelalter mit einem Signalturm überbaut. 

                  

                                          Der Magnusturm (Georg Boller +)

Text von B.-U. Abels in: K. Leidolf, P. Ettel, W. Irlinger, J. Zeune, Burgen in Bayern, 
7000 Jahre Geschichte im Luftbild (Lit. 25), S. 40 u. 41

 

   nach oben        [zurück]         [home]                               Dieter Schmudlach: 19.03.2003