Zur
Funktion einer Fibel
Eine Fibel (lateinisch fibula „Nadel“) ist eine metallene
Gewandnadel nach dem Prinzip der
Sicherheitsnadel, deren erste Formen schon in der
Bronzezeit nachweisbar sind. Bis ins
hohe Mittelalter hinein waren Fibeln in Mitteleuropa die
einzigen Kleidungsverschlüsse und kamen erst mit Aufkommen des
Knopfes aus der Mode.
Definition und Verwendung
Fibeln sind wie auch die Gewandnadeln Bestandteile der Tracht von Männern und
Frauen. Sie wurden dazu benützt, Kleider, Umhänge und Mäntel
als Gewandschließen zusammenzuhalten. Sie bestehen aus einer Nadel und einem Bügel oder einer
Decke. Die ältesten Fibeln haben nur zwei Teile; bei den
jüngeren Exemplaren sind Nadel und Bügel durch eine federnde Spirale
kontinuierlich oder aber durch ein
Scharnier verbunden. Man kann sie am ehesten mit einer heutigen
Brosche oder
auch einer
Sicherheitsnadel vergleichen.
Archäologische Bedeutung
Gegen Ende des 7. Jhdts. v. Chr. werden die bronzenen Gewandnadeln
von den Fibeln als Gewandschließen abgelöst. Seit etwa 600 v. Chr. sind
Fibeln gängiger Bestandteil der frühkeltischen Tracht. Bald entwickeln
sie eine große
Formenvielfalt.
Vor allem der Bügel wurde regional und zeitlich sehr unterschiedlich
ausgestaltet. Dadurch sind viele
Fibelformen für
Archäologen als Leitformen ein wichtiger Anhaltspunkt bei der
Datierung von Funden und
Befunden. Die große Menge von Fundstücken mit zeitlich und regional
typischen Dekorationselementen ermöglichte die Aufstellung einer
kompletten Typologie zeitlich aufeinander folgender Fibelformen.
Je
nach ihrer Form spricht man von Bogen-, Kahn-,
Pauken-, Vogelkopf-, Zwiebelkopf-, Armbrust-, Masken-, Fußzier-, Scheiben- oder
auch
Schlangenfibeln. [teilweise nach Wikipedia und
Abels in (1)].
7 Chronologiesysteme der Hallstattzeit 8
Leitformen der Hallstattzeit
[nach
P. Ettel in (6), S. 151]
in Bayern
und absolute Chronologie
[aus (5), S. 150, Abb. 1]
Herstellung einer Fibel
Bei einem Keltenworkshop auf der Heuneburg
wurden im September 2005 Fibeln experimentell hergestellt. Unten
sieht man in der Abb. 10 die aus einem Stück hergestellte, halb
fertige Paukenfibel. Man muss sie nur noch polieren und die Nadel mit der Feile anspitzen (Abb.11).
[Entnommen aus Keltenreich.de]
11
Abb.12
Nachgeschmiedete Paukenfibel
Rechts sieht man gut die Spiralkonstruktion.
links im Zwischenstadium. Die Nadel rastet
federnd in den Nadelhalter.
Die Spirale muss noch gewickelt werden.
Zusammenfassung [nach (7)]
Knöpfe waren in frühgeschichtlicher Zeit noch unbekannt. Zum
Schliessen der Gewänder, Umhänge und Mäntel verwendeten unsere
Vorfahren schon seit der Bronzezeit sogenannte Fibeln. Sie sind
in ihrer Konstruktionsweise mit Bügel, Spirale, Nadel und
Nadelhalter sowie in ihrer Funktion sehr gut mit unseren
heutigen Sicherheitnadeln vergleichbar. Neben ihrer praktischen
Bedeutung hatten die Fibeln auch einen hohen Schmuckwert.
So wurden sie aus verschiedenen weniger kostspieligen Metallen
sowie auch in Gold und Silber gefertigt und zum Teil reich
verziert. Die Formen und Zierelemente der Fibeln waren gewissen
Modephasen unterworfen und veränderten sich somit stets im Laufe
der Jahrhunderte. Durch diesen Umstand ist es uns heutzutage
recht gut möglich, eine Fibel relativ genau zu datieren und
dadurch weitere Informationen zu den Beifunden zu erhalten [(7)].
Literatur
(1)
B.-U. Abels u. H. Voß, Selten und schön - Archäologische
Kostbarkeiten aus der Vor- und Frühgeschichte; CHW-Monographien Band 9,
Lichtenfels 2007
(2) Abels
Björn-Uwe,
Sage Walter, Züchner Christian, Oberfranken in vor- und
frühgeschichtlicher
Zeit, Bamberg, 1996
(3)
Abels B.-U., Archäolog.
Führer Oberfranken, Konrad Theiss Verlag, 1986
(4) Haberstroh Jochen, Germanische Funde der Kaiser- und
Völkerwanderungszeit aus Oberfranken. Kallmünz 2000
(5) Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit;
zusammengestellt von C. Sebastian Sommer, herausgegeben von der
Gesellschaft für Archäologie in Bayern
25 Jahre nach Gründung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern.
Verlag Friedrich Pustet 2006, 336 S., über 500 Abb.
(6) Peter Ettel, Gräberfelder der Hallstattzeit aus Oberfranken;
Kallmünz 1996.
(7)
www.tresoro-metalldetektoren.de
(8) Wer waren die Kelten? Juniorkatalog MPZ München 1993
(9) Spuren der Jahrtausende, Archäologie und Geschichte in
Deutschland (100 Jahre Römisch-Germanische Kommission - 100 Jahre
internationale Spitzenforschung in der Archäologie) 2.
korrigierte Auflage 2003.
Verlag Stuttgart.
18
Abb. 19
Maskenfibel [aus Wikipedia] Zwiebelknopffibel
aus Bronze [Ebay-Angebot]
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1a
Abb. 1b
Bronzene Kniefibel von Reuth bei Kasendorf
aus zerstörtem Grabhügel; Inv.-Nr. 6, Länge: 7,5 cm
Frühe Eisenzeit (Hallstattzeit): um 600 v. Chr.,
2
Abb. 3
Stützarmfibel aus Bronze
=>
Rückseite: Bitte drücken!
elbgermanischer Herkunft
vom
Turmberg
bei Kasendorf; Völkerwanderungszeit:
um 400/420 nach Christi Geburt [Zeichnungen: BLfD]
Inv.-Nr. 329, Breite des Fußes: 4,6 cm - seit 1996 verschollen.
4
Abb. 5
Bronzene Entenkopffibel: Inv.-Nr. 87, Länge 6
cm;
Turmberg
bei Kasendorf;
Jüngere Eisenzeit (Frühlatène): um 450 v. Chr.
6a
Abb. 6b
Bronzene Vogelkopffibel vom
Turmberg
bei Kasendorf;
Jüngere Eisenzeit (Frühlatène): um 450 v. Chr., Inv.-Nr. 383,
Länge 5,1 cm [linke Abb. aus (1), S. 177, Nr.
82]
9
Abb. 10
Fragment einer Paukenfibel
Vogelkopf-Fibel; Länge: 6 cm,
Bronze,
Replikat
(2)
aus Grab 35 von Berndorf;
von Goldschmiedemeisterin Isabell Kollmer
Markt Thurnau, aus Bronze
gegossen, Länge 22,5 mm.
13a
Abb. 13b
Nachbildung einer Fußzierfibel vom Ipf
[aus:
Forum Gallicum]
Gut ist hier wieder die Armbrustspirale zu erkennen, die um
einen
Bronzestab gewickelt wurde.
Abb. 14
Abb. 15
Rekonstruktion einer Frauentracht Trageweise einer
römischen Fibel
nach einem Grabfund aus Birkenfeld, Der
Vandale Stilicho ist auf dem Deckel
Unterfranken [(8), S. 22]
einer Schreibtafel als römischer Offizier mit
einer Tunika und einer Chlamys mit Zwiebel-
knopffibel dargestellt [(9), Abb.543]
Abb. 16 [Zeichnung: BLfD]
Rekonstruktion anhand der Trachtbestandteile
Eine vornehme Dame von
Demmelsdorf, Lkr. Bamberg
[aus (2) =
Lit.
, S.117)
Abb. 17
Fibeln von Drosendorf,
Stadt Hollfeld, Lkr. Bayreuth
Archäologisches Museum Bayreuth
=>
Fibeln - Replikate [hr-replikate.de]
Rekonstruktionen der römischen Kaiserzeit
mit detaillierten
Erläuterungen
=>
Fibeln - Tracht [Wikipedia]
=>
Fibeln mit Vogelköpfen (Mittelalter)
=>
Vogelkopffibel (3 Variationen)
Replikate von Isabell Kollmer,
Goldschmiedemeisterin
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