Das Hügelgräberfeld
Zwischen Scheßlitz und Demmelsdorf, Lkr. Bamberg, liegt ein kleiner
hallstattzeitlicher Grabhügelfriedhof, von dem vier Hügel noch gut in
einer Wiese zu sehen sind. Beim Verlegen einer Überlandwasserleitung
wurde 1983 die Steinpackung eines bereits völlig verschleiften
Grabhügels angeschnitten.
Eine Wagenbestattung
Bei einer sofort angesetzten Notgrabung kam nur wenige Zentimeter unter den Steinen
ein späthallstattzeitliches Grab
zutage, welches bereits durch landwirtschaftliche Arbeiten stark gestört
war. An den Wänden der fast völlig vergangenen 2x2,8 m großen,
hölzernen Grabkammer lehnten ursprünglich vier Wagenräder von etwa 80
cm Durchmesser, die später nach innen auf die Keramik gekippt waren. Während der Wagenkasten bis auf kleine figural verzierte
Bronzeblechteile völlig vergangen war, hatten sich Teile von vier Felgen
und sechs Nabenbüchsen erhalten.
Reich geschmückt im
Jenseits
Die hier Bestattete, eine erwachsene Frau, von deren Skelett nur noch
Reste vorhanden waren, trug einen Satz aus fünf Halsringen, die durch
Strichgruppen verziert war und an jedem Arm fünf Bronzearmringe und an
jedem Ohr sechs Hohlohrringe aus Bronzeblech. Im Haarbereich wurde ein
goldener Spiralring mit Knöpfchenenden aufgefunden, der zweite
hallstattzeitliche Goldfund in
Oberfranken. Am Hals trug sie eine große Bernsteinperle, ferner war sie
mit einem Gürtel ausgestattet, auf den ein bronzenes Gürtelblech
genietet war. Auf der Brust trug die Frau zwei Paukenfibeln mit
Koralleneinlagen. Teilweise vorzügliche Keramik stand im gesamten
Grabbereich.
Ein Kriegergrab unter dem
Frauengrab
Nur 20 cm unter dem Wagengrab kam die Erstbestattung zum Vorschein, ein
Kriegergrab der Hallstattstufe C. Nach der Verbrennung des Toten wurden
die Scheiterhaufenreste außerhalb der 1,8 x 1,8 m großen Grabkammer
deponiert. Außerdem hatte man in die Kammer noch eine größere Zahl
zumeist stark graphitierter Gefäße gestellt. Statt eines Schwertes wurde
dem Toten symbolisch nur die Schwertscheide mitgegeben, von der sich
lediglich das bronzene Ortband erhalten hatte.
Abb. 3
Die Erstbestattung (Männergrab:
Hallstatt-C)
Landesamt für Denkmalpflege, Archäologische Außenstelle
Oberfranken
Aristokratische
Verwandtschaft?
Zwischen dem in diesem Grab Bestatteten und der Frau aus dem Wagengrab
könnte ein Verwandtschaftsverhältnis bestanden haben, da beide Kammern
nahezu übereinander lagen und gleich ausgerichtet waren. Aus der
besonders reichen Ausstattung beider Toten kann man schließen, dass
sie einer sozial besonders hervorgehobenen Schicht der späten
Hallstattzeit angehörten. Vielleicht lag der Sitz des Kriegers bzw.
Häuptlings auf dem nur wenige Kilometer entfernten Bergplateau der
heutigen Giechburg.
Quellen
(1)
Ausgrabungen und Funde in Oberfranken 4, 1983-1984, S. 17 f und Abb. 21 ff,
auf S. 51 ff (Lit. 3)
(2)
Oberfranken
in vor- und frühgeschichtlicher Zeit (Lit. 1)
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1
2. von links: Prof. Dr. B.-U. Abels, rechts G. Olbrich
(Grabungsleiter), 3. von rechts: E. Voss (Restaurator)
2
Inhalt der Kammer des Frauengrabes
Zu sehen sind u.a. zwei eiserne Radreifen, der Halsringsatz
(Mitte links), ein bronzenes Gürtelblech (Mitte) und
zwei Sätze von Bronzearmringen (Mitte rechts) sowie die
zerscherbte Keramik (Mitte, linker und oberen Bildrand).
Abb.
4
Plan der Grabkammer (Frauengrab: Hallstatt-D)
Landesamt für Denkmalpflege, Arch. Außenstelle Oberfr
5
Lage des Hügelgräberfeldes
Im Hintergrund rechts die Giechburg und Gügel (Kirche)
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