Übergabe der Bekenntnisschriften
auf dem Reichstag zu Augsburg 1530
Das Kasendorfer Konfessionsgemälde entstand im
Jahre 1602 in der Werkstatt des Nürnberger Malers Andreas Herrneisen
(1538-1610). Im Mittelpunkt des Bildes steht die Überreichung der beiden
Bekenntnisschriften, nämlich der Augsburgischen Konfession ("Confessio
Augustana") und der "Apologie"
an Kaiser Karl V. Diese erfolgte auf dem in
Augsburg abgehaltenen Reichstag, welcher vom 20. Juni bis zum 19.
November 1530 dauerte.
Außerdem sind auf dem Bild die wichtigsten Bestandteile
des evangelischen Gottesdienstes bzw. der lutherischen Lehre zu
sehen: die Beichte und Buße, die Taufe, das Abendmahl (in beiderlei
Gestalt!), die Predigt, die guten Werke (Almosen), die
Christenlehre (Katechismusunterricht), das Gebet, das Lob Gottes (mit
Chorälen und instrumental) sowie die Trauung.
Philipp
Melanchton, ein Freund Martin Luthers, hatte diese heute noch maßgebende
Bekenntnisschrift und die Verteidigungsschrift im Auftrage des
Kurfürsten von Sachsen und sechs weiterer Fürsten sowie der Reichsstädte
Nürnberg und Reutlingen verfaßt. In 28 Artikeln enthält die CONFESSIO
AUGUSTANA die wesentlichen Inhalte der neuen lutherischen Lehre.
Kaiser und Kurfürsten
Ganz links
im Bild sieht man
Kaiser Karl V.
(1500-1558; reg. 1516-1556) unter einem Baldachin sitzen,
der mit dem kaiserlichen Doppeladler geschmückt ist. Über seiner
Rüstung trägt der Herrscher einen prunkvollen Mantel, auf dem Haupte die
kaiserliche Bügelkrone und in der rechten Hand das Zepter als Zeichen
seiner Würde. Im Vordergrund sitzen die beiden Kurfürsten von
Mainz (links, in Kardinalstracht) und Trier (übrigens nur der
Stellvertreter), beide trotz des räumlichen
Abstandes in ein lebhaftes Gespräch vertieft. Links von Kaiser Karl
steht sein Bruder Ferdinand, König von Böhmen; zu dessen Linken
schließen sich die Kurfürsten von Brandenburg (mit Reichsapfel),
der Pfalz (Pfalzgraf bei Rhein) und Köln an.
In der
Mitte des Bekenntnisbildes steht aufrecht, fast trotzig, der Kurfürst
von Sachsen, Johann der Beständige, ausgestattet mit den Zeichen
seiner Kurwürde. In seinen Händen hält er die beiden von Philipp
Melanchthon (1497 - 1560) verfassten Bekenntnisschriften, oben die
CONFESSIO, welche die Zusammenfassung der lutherischen Lehre enthält
und darunter die APOLOGIA CONFESSIONIS AUGUSTANAE, die
Widerlegung der "Confutatio", einer Anklageschrift der katholischen
gegen die 'Irrlehren' der evangelischen Stände.
Fürstenbank und Reichsstädte
Dahinter
stehen in einer Reihe die protestantischen Fürsten, welche die „Confessio“
eigenhändig unterschrieben haben (von rechts nach links): der Markgraf
Georg von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, der Landgraf Philipp von Hessen,
der Herzog Ernst von Lüneburg, der Fürst Wolfgang zu Anhalt und der
Herzog Franz von Lüneburg.
In der
Reihe dahinter sind im Hintergrund (von rechts) die Vertreter der sechs freien
Reichsstädte Nürnberg, Reutlingen, Windsheim, Heilbronn, Weißenburg
und Kempten dargestellt. Deutlich ist auf ihren Wappen der Reichsadler
zu erkennen, der auch auf der Innenseite des Baldachins hinter dem
Kaiser abgebildet ist.
Sakramente und gottesdienstliche Handlungen
In der
oberen Bildhälfte sind die Hauptteile der lutherischen Lehre bzw.
die wichtigsten Bestandteile des evangelischen Gottesdienstes
dargestellt. So umgeben den in der Bildmitte stehenden ‚Tisch des
Herrn’, auf welchem die Trinität Gottes und das Erlösungswerk Christi
abgebildet ist, Darstellungen der Beichte und Buße, der Taufe, des
Abendmahls (in beiderlei Gestalt!), der Predigt, der guten Werke
(Almosen), der Christenlehre (Katechismusunterricht), des Gebetes, des
Lobes Gottes (mit Chorälen und instrumental) sowie der Trauung.
Schwarmgeister und Ketzer
Unterhalb
des Altars sind im Zusammenhang mit dem Sündenfall in scharfer Polemik
zur „Schwarmgeisterei“
die Abwehr der Irrlehrer zusammen mit einem Verzeichnis der
Ketzer (wie bereits
weiter oben besprochen) abgebildet.
Mit den
Bildern von Weißenburg und Coburg erlosch das Bedürfnis nach
Darstellungen dieser Art, da
nach dem Westfälischen Friedensschluss (1648) auch die Reformierte
Kirche anerkannt wurde, der
Besitzstand zwischen Protestanten und Katholiken abgrenzt worden und die
gewaltsame
Gegenreformation bis auf einige Ausnahmen (z. B. Österreich) zur Ruhe
gekommen war.
Orthodoxie und Aufklärung
Bald
verloren die Konfessionsbilder, die ja aus dem Geist der Orthodoxie (=
'Rechtgläubigkeit') heraus entstanden waren, mit dem Beginn der
Aufklärung in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ihre
einstige Bedeutung.
So hält
dieses für Oberfranken einmalige Bilddokument noch nach über dreihundert
Jahren die Erinnerung
an ein Ereignis wach, welches die Religionsgeschichte Deutschlands und
Europas, ja eigentlich
auch die der ganzen Welt, entscheidend mitbestimmt hat.
=>
Ein Rundgang durch die Kirche
[kirche-kasendorf.de]
=>
Zu einer
Powerpoint-Präsentation zur Geschichte
der Kirche und
ihrer Kunstdenkmäler
Verzeichnis der verwendeten Literatur
1) Bamessel, H., Pfarrchronik aus dem Jahre 1914. In Auszügen abgedruckt in
Der Kiliansbote Nr. 176 / Febr.-April 1986 und Nr. 180 / August-Sept. 1986.
2) Jahreiß, K., Die Kirche zu Kasendorf. Aus der fränkischen Heimat,
Nr.4/1978.
3) Marsch,
A., Bilder zur Augsburger Konfession und ihrer Jubiläen. Anton H. Konrad
Verlag,
Weißenhorn (Bayern) 1980.
4) Markt Kasendorf in Vergangenheit und Gegenwart (verschiedene Verfasser),
Heimatbuch zum 700-jährigen Jubiläum, Kasendorf 1986.
5) Pilz,
K., Die St. Nikolaus- und Ulrichskirche in Nürnberg-Mögeldorf.
Ihre
Geschichte und Kunstwerke (Kirchenführer), 1980.
6) Kopie der
'Hübnersstiftung'
(übertragen von Richard Lenker)
7)
Wolfgang Brückner: Lutherische Bekenntnisgemälde des 16. bis 18.
Jahrhunderts.
Die illustrierte Confessio Augustana. Schnell + Steiner,
Regensburg 2007 =>
Kirche Kasendorf
Dieses
Manuskript wurde auf der Grundlage eines Aufsatzes für das Heimatbuch (1986) 1991 nach
den o. g. Quellen zusammengestellt und im November 2002 sowie im Juli
2005 noch einmal
überarbeitet.
Hier
finden Sie
neuere Fotos des Kasendorfer Konfessionsbildes in meinem
PICASA-Webalbum.
=>
Weiter zur Restaurierung
des Konfessionsbildes
=>
Ein Rundgang durch die Kirche [kirche-kasendorf.de]
|
|
=> Besonderheiten
des Kasendorfer Bildes [= Nr. 6 im Katalog von
W. Brückner]
Bild 1
Das 1602 von Andreas Herrneisen gemalte Kasendorfer
Konfessionsgemälde:
Übergabe der Bekenntnisschriften an Kaiser Karl V (links) auf dem
Augsburger Reichstag von 1530.
[Nach der Restaurierung von 2005 durch Dipl.-Restauratorin
Jutta Minor]
=>
größer
[704 kB]
=>
Weitere Aufnahme [D. Sch. 7/2006: 719 kB!]
Bild 2
Ausschnitt aus dem Kasendorfer Konfessionsgemälde:
In der Mitte der Kurfürst
von Sachsen, Johann der Beständige
mit der CONFESSIO AUGUSTANA und der
APOLOGIA CONFESSIONIS AUGUSTANAE,
dahinter die Fürsten, welche die "Confessio" unterschrieben
haben. Links des Kurfürsten von Sachsen ist (vorne sitzend)
der Kurfürst von Trier zu sehen. [Ausschnitt aus A. Marsch = Lit. 3, Abb. 26]
Bild 3
In diesem Ausschnitt sind wichtige Teilstücke der
lutherischen Lehre
zu sehen,
das Abendmahl und darüber die Taufe. Unterhalb des Altares
wird auf Tod
und Teufel
hingewiesen, welcher
durch Jesus Christus überwunden wurde.
[Ausschnitt aus A. Marsch = Lit. 3, Abb. 26]
Bild 4
=>
größer [2.14
MB]
1602 von Andreas Herrneisen gemaltes Konfessionsbild von
Kasendorf.
Dargestellt ist die Übergabe der Bekenntnisschriften an Kaiser Karl V.
(links)
auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 [Foto: Martina
Schubert im Kalender für den
Kirchenkreis Bayreuth: Januar 2012 =>
www.kirchenkreis Bayreuth]
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