Die Heunischenburg bei Kronach-Gehülz 

Späte Urnenfelderzeit (etwa 900 bis 800 v. Chr.)


      [zurück zur Urnenfelderzeit]

      [zurück zur Heunischenburg]

      [zurück zu den Ausgrabungen]

Zusammenfassung der Ausgrabungsergebnisse

Ablauf und Ergebnis der Ausgrabungen
"In den Jahren 1983 bis 1987 führten wir im Bereich des kräftigen, steinernen Abschnittswalls und der Toranlage der etwa 1,5 ha großen Heunischenburg bei Kronach mehrere Ausgrabungen durch. Im Zuge der archäologischen Untersuchungen konnten drei urnenfelderzeitliche Perioden nachgewiesen werden. Bei der Periode I handelte es sich um eine Holzerdebefestigung und bei der Periode II um eine Sandsteinmauer, die wahrscheinlich bei einer kriegerischen Handlung völlig abgebrannt war. Beide Perioden lassen sich in das 10. Jahrhundert v. Chr. datieren."

Zum Aufbau der Wehranlagen
"Außergewöhnlich war der Aufbau der vierphasigen Periode III. Die mächtige Wehranlage war auf ihrer nach Nordosten gerichteten Flanke durch eine dreischalige 2,6 m breite, 3,5 m hohe und 110 m lange Mauer aus zyklopischen Sandsteinen geschützt. Ihr hatte man eine 3,5 m breite Berme und einen seichten Materialgraben vorgelagert. Im Torbereich setzte sich die Mauer der inneren Torflanke nur einschalig fort. Die äußere, auf den Hang aufgesetzte Torflanke erreichte dagegen eine Breite von 2 m und ging nach 55 m in eine hölzerne Umwehrung über, welche die ganze Befestigung umschlossen haben muss. Am Beginn der inneren Torflanke lag eine l m breite Pforte mit einem vorgesetzten hölzernen Turm. Hierbei handelt es sich um eine Art Poterne, wie man sie vom mediterranen Burgenbau kennt. Die eindrucksvolle Steinmauer und die komplizierte Toranlage mit der Pforte machen die Heunischenburg zu einer der qualitätsvollsten Wehranlagen der ausgehenden Bronzezeit in Mitteleuropa."

Zur Datierung der Heunischenburg
"Die zahlreichen Bronzefunde südwestlicher Provenienz, sowie mehrere 14C-Untersuchungen datieren die drei Perioden unserer Befestigung in die späte Urnenfelderzeit. Die Periode III, in deren Mauerfront man ein einschneidiges Rasiermesser deponiert hatte, muss in das 9. Jahrhundert gestellt werden. Von den Bronzefunden gehören über 70 % zur Bewaffnung, wodurch die Wehrhaftigkeit unserer Befestigung noch einmal betont wird. Die wertvollsten Funde sind eine Lanzenspitze mit Kupfer- und Eiseneinlage und das Bruchstück eines Bronzepanzers. Bei beiden dürfte es sich um die Bewaffnung eines vornehmen Kriegers gehandelt haben."

Zur Funktion der Wehranlagen
"Die mächtige, aber kleinräumige, völlig isoliert gelegene Befestigung und die vielen Waffenfunde heben unsere Heunischenburg deutlich von den großen, befestigten Mittelpunktsiedlungen der ausgehenden Bronzezeit, wie dem Großen Gleichberg in Thüringen, dem Bullenheimer Berg und dem Großen Knetzberg in Unterfranken und wohl auch der Ehrenbürg in Oberfranken ab. Im Gegensatz zu ihnen vermittelt die Heunischenburg den Eindruck einer starken selbständigen Wehranlage, die man zur Kontrolle einer Straße zu den Kupfer- und Zinnlagerstätten im Fichtelgebirge angelegt hatte. Die strategische Bedeutung der Anlage führte dazu, dass sie mehrfach umkämpft war, wobei möglicherweise die Zerstörer der Periode II die Erbauer der Periode III waren. Mehrere, durch Einschuss verbogene Pfeilspitzen, die im Kampf beschädigten Schwerter und Lanzenspitzen, sowie die Brandspuren an der Befestigung unterstreichen diese Vorgänge eindrucksvoll. Nach ihrer Zerstörung konnte man auf einen erneuten Wiederaufbau verzichten, da nun am Beginn der Eisenzeit das Kupfer- und Zinnerz seine zuvor lebensnotwendige Bedeutung einbüßte.

Die kulturhistorische Bedeutung der Heunischenburg und vor allem ihre außergewöhnliche wehrtechnische Konstruktion, ließ den Wunsch entstehen, einen Teil der Mauer und die Toranlage nach gesicherten Befunden wieder aufzubauen." [B.-U. Abels in (4), S. 93] 

Literatur
(1) K. Schwarz, Oberfranken, 1955, 107f.;
(2) B.-U. Abels, Ausgrabungen 4, 14f. u. Abb. 15-19
(3) B.-U. Abels, Archäologischer Führer Oberfranken (
Lit. 2, S. 153 ff.).
(4) B.-U. Abels, Die Heunischenburg bei Kronach, Eine späturnenfelderzeitliche Befestigung.
Regensburger Beiträge zur prähistorischen Archäologie, Band 9, Bonn 2002.
(5) B.-U. Abels, Eine späturnenfelderzeitliche Befestigungsanlage in Kronach-Gehülz.
In: Das Archäologische Jahr in Bayern 1984, S. 63f (
Lit. 11).
(6) ders. Ein Schwertfund von der Heunischenburg in Kronach-Gehülz. (
Lit. 11, 1985, S. 73f.) 


=>
Plan der Befestigung [(3), S. 154, Abb. 96]

      [zurück zur Heunischenburg]

      [zurück zur Urnenfelderzeit]

      [zurück zu den Ausgrabungen]


=> Plan der Befestigung
[Lit. 2, S. 154, Abb. 96]

    Lageplan der Heunischenburg (oben: Nr.1)

                            [Au = Gold, Cu = Kupfer, Sn = Zinn]

  Fundverbreitung der späten Urnenfelderzeit in Oberfranken 
  (nach H. Hennig u. Ausgrabungen und Funde in Oberfranken):

l. Heunischenburg bei Kronach (Lkr. Kronach), 2. Thonberg (Lkr. Kronach), 
3. Neuensee (Lkr. Lichtenfels), 4. Lichtenfels (Lkr. Lichtenfels), 5. Oberhaid 
(Lkr.
Bamberg), 6. Hallstadt (Lkr. Bamberg), 7. Reisberg bei Scheßlitz (Lkr. Bamberg), 8. Großziegenfeld (Lkr. Lichtenfels), 9. Würgau (Lkr. Bamberg), 10. Hohenhäusling (Lkr. Bamberg), 11. Hirschaid (Lkr. Bamberg), 12. Altendorf (Lkr. Bamberg), 13. Tiefenellern (Lkr. Bamberg), 14.-15. Altenberg bei Heiligenstadt (Lkr. Bamberg), 16. Trailsdorf (Lkr. Forchheim). 17. Rettern (Lkr. Forchheim), 18. Ebermannstadt (Lkr. Forchheim). 19. Muggendorf (Lkr. Forchheim), 20. Rabeneck (Lkr. Bayreuth), 21. Kersbach (Lkr. Forchheim), 22.-25. Ehrenbürg bei Kirchehrenbach (Lkr. Forchheim), 26. Leutenbach (Lkr. Forchheim), 27. Kirchehrenbach (Lkr. Forchheim), 28. Wohlmannsgesees (Lkr. Forchheim), 29. Leutzdorf (Lkr. Forchheim), 
30.
Heidelberg bei Egloffstein (Lkr. Forchheim), 31. Wichsenstein (Lkr. Forchheim), 32.-S3. Tüchersfeld (Lkr. Bayreuth), 34. Pottenstein (Lkr. Bayreuth), 35.-36. Haßlach (Lkr. Bayreuth). 37. Dormitz (Lkr. Forchheim), 38. Großenbuch (Lkr. Forchheim), 39. Gräfenberg (Lkr. Forchheim).
  [(4), S. 81] 
 

 

Befestigungen der Periode III   
1: Sandsteinmauer mit Berme;  2: Graben 
3: äußere Torflanke;  4: innere Torflanke;
5: Pforte;  6: Holz-Erde-Befestigung;
[(4), S. 22, Abb. 13]

Rekonstruktionsvorschlag der Mauer Periode IIIc 
[(4), S. 21, Abb. 11]

Rekonstruktionsvorschlag der Mauer mit Berme, 
Periode IIIc [(4), S. 20, Abb. 10]


    [nach oben]                    [home]                                                                                                   Dieter Schmudlach: 26.10.2004/29.07.2006