Das Gräberfeld von Mockersdorf-Bühl 

Ein Reihengräberfeld aus dem frühen Mittelalter
 

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Gde. Neustadt am Kulm

     Rituelle Praktiken -2-  

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Trachtbestandteile und Ausstattung

Fast alle Gräber, die nicht durch landwirtschaftliche Tätigkeit oder Wegebau beeinträchtigt waren, enthielten Trachtbestandteile. Bemerkenswert ist Frauengrab14 mit zwei silbernen Kopfschmuckringen, einer mit mehr als 300 kleinen Glasperlen bestickten Kopfbedeckung oder einem Stirnband, Messer sowie bronzenem Fingerring. Grab 2 enthielt zwei bronzene Kopfschmuckringe, 20 Mehrfachperlen aus gelben, blauen oder farblosen Glas, letztere mit Auflagen aus Silber- oder Goldfolie, eine Bernsteinperle und eine eiserne Herzspiralnadel, wie sie auch in Grab 22 beobachtet wurde. Eine Bronzenadel mit einfach eingerolltem Kopf stammt aus Grab 12. Den Frauen in Grab 12 und 14 wurden am Fußende als Speisebeigabe jeweils ein Huhn mitgegeben. Alle Knaben und Männer waren mit Messern ausgestattet. Grab 3 enthielt zusätzlich einen Pfriem zur Holz und Lederbearbeitung. Dem jungen Knaben in Grab18 hatte man in einer Gürteltasche ein Feuerzeug, bestehend aus Feuerstahl und Feuerstein, einen in oberpfälzischen Gräbern dieser Zeitstellung bislang einzigartigen feinen Schleifstein (Länge 7,5 cm, Breite 1,5 cm) mit Durchbohrung und ein Messer mitgegeben, daneben lagen zwei geflügelte Pfeilspitzen.

Keine Ruhe im Grab
Außergewöhnlich sind zahlreiche Bestattungen, bei denen nach der Beisetzung Veränderungen vorgenommen wurden, die wohl im weitesten Sinne mit symbolischer Bannung des Toten bzw. Angst vor Wiedergängern zu tun haben. So wurde bei fast allen Skeletten der Schädel sekundär verlagert. In Grab 6 wurde er auf dem entnommenen Unterarm aufgespießt (Abb. 6), in Grab 4 unter einem fast die ganze Grabbreite einnehmenden Sandstein zerdrückt (Abb. 2). Da die übrigen Knochen dabei nicht bewegt wurden, geschah dies, als kein Sehnenverband mehr bestand, die Verwesung des Leichnams also abgeschlossen war, vielleicht nach Aufgabe der Nekropole. Inwieweit hier ein Zusammenhang mit dem Übergang vom Heiden- zum Christentum besteht, ist unbekannt. Besonders eindrucksvoll ist Grab 22, das nach Verlagerung des Kopfes mit zahlreichen großen Sandsteinbrocken verfüllt wurde (Abb. 3). Wenigstens ein Jugendlicher und Erwachsener wurden auf dem Bauch liegend beerdigt (Grab 19 und 37). 

Vergleichbare Praktiken sind für die benachbarte Nekropole von Eichelberg, aber auch in dem schon 1937 ausgegrabenen Gräberfeld von Matzhausen im Truppenübungsplatz Grafenwöhr überliefert.

Literatur
(1) A. Heidenreich, Ein slawischer Friedhof mit Kirche auf dem Barbaraberg im Landkreis Neustadt/Waldnaab. Otnant-Gesellschaft für Geschichte und Kultur in der Euregio Egrensis. Mit einem anthropologischen Anhang von O. Röhrer-Ertl. Archäologische Zeugnisse zur Siedlungsgeschichte. Band 1 (Pressath 1998).
(2) C. Krebs, Ein karolingischer Friedhof bei Wirbenz. Gemeinde Speichersdorf, Landkreis Bayreuth, Oberfranken. Arch. Jahr Bayern 1997, 146 ff.
(3) A. Neischl, Die vor- und frühgeschichtlichen Befestigungen am Rauhen Kulm bei Neustadt a. Kulm (Oberpfalz) (Nürnberg 1912).
(4) A. Stroh, Die Reihengräber der karolingisch-ottonischen Zeit in der Oberpfalz. Materialhefte Bayerische Vorgesch. 4 (Kallmünz 1954)
(5) Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit (= Lit. 43)

Texte und Bilder: H. Losert und E. Szameit
 

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Abb. 1: Grab 14 mit Kopfschmuckring

 

Abb. 2: Grab 4 mit Steinplatte auf dem Schädel

 

Abb. 3: Grab 22 mit Steinpackung im Brustbereich

 

Der Schädel ist verlagert, der rechte Arm fehlt. Das Messer ist jedoch noch vorhanden.

Abb. 4: Grab 22 ohne Steinpackung 

 

Der verlagerte Schädel wurde auf einen Armknochen aufgespießt, desgleichen der Unterkiefer (rechts).

Abb. 5: Schädel von Grab 6: 
wie auch der Unterkiefer 
rechts an Armknochen 'aufgespießt'

 


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