Von
Wiedergängern und Grabräubern
"Mit beraubten Gräbern sehen sich Archäologen bei Friedhöfen
unterschiedlichster Zeitstellung konfrontiert. Offensichtlich ist es in
erster Linie das Streben nach Schmuck und Beigaben, das zur Störung und
Zerwühlung der Skelette führte. Seltener stößt man auf Gräber, bei denen
nach der Beisetzung Veränderungen vorgenommen wurden, die wohl im
weitesten Sinne mit symbolischer Bannung des Toten bzw. Angst vor
Wiedergängern zu tun haben. Außergewöhnlich zahlreiche Bestattungen
dieser Art traf man im slawischen Gräberfeld von Mockersdorf (68) an.
Dort wurde bei fast allen Skeletten der Schädel sekundär verlagert: in
einem Grab spießte man ihn auf den entnommenen Unterarm auf, in einem
anderen wurde er unter einem fast die ganze Grabbreite einnehmenden
Sandstein zerdrückt.
Da die übrigen Knochen dabei nicht bewegt wurden, geschah dies zu einem
Zeitpunkt, als die Verwesung des Leichnams abgeschlossen war.
Besonders eindrucksvoll ist ein Frauengrab, bei dem der Körper der Toten
nach Verlagerung des Kopfes mit zahlreichen großen Sandsteinbrocken
bedeckt wurde (Abb. 63). Weitere zwei Personen wurden auf dem Bauch
liegend beerdigt. Vergleichbare Praktiken sind für die benachbarte
Nekropole von Eichelberg (71), aber auch für das Gräberfeld von
Matzhausen (86) überliefert. Die im Gräberfeld Mockersdorf beobachteten
Praktiken der 863 erstmals in den Schriftquellen überlieferten
Naabwenden (Nabavinida) sind am ehesten Zeugnis eines tief verwurzelten
Volksglaubens, der den Umgang mit Verstorbenen außerhalb christlicher
Traditionen regelte."
[Hans Losert in (1), S. 303 - Die (Nummern)
beziehen sich auf eine Übersicht der Fundorte.]
(1) Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit
(= Lit. 43)
=> Plan des
Gräberfeldes
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Bild 1
Schädel von Grab 6: Wie auch der Unterkiefer (rechts)
wurde dieser an einem Armknochen 'aufgespießt'.
Bild 2
Abb. 63: Grab 22 mit
Steinpackung im Brustbereich
Bild 3
Grab 22 ohne Steinpackung
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