Entdeckung und frühe Notbergungen
Bereits in den Jahren 1870 und 1894 wurden bei Grundfeld/Reundorf
Grabfunde beobachtet, geborgen und in das Mainfränkische Museum Würzburg
verbracht. Im Jahr 1911 führte G. Roßbach die ersten gut dokumentierten
Ausgrabungen durch. In einer Skizze sind zehn Gräber zu erkennen,
darunter fünf Körpergräber. 1938 meldet Roßbach eine reicher
ausgestattete Skelettbestattung. Weitere Funde gelangten in den 1930er
Jahren in die Sammlung von Paulsen. Bedingt durch verstärkten Kiesabbau
entdeckte man seit 1960 erneut urnenfelderzeitliche Grabfunde. Ehe K.
Radunz seit 1963 den weiteren Kiesabbau überwachte, wurde der gesamte
nordwestliche Teil des Gräberfeldes unbeobachtet zerstört. Bis 1966
konnte Radunz 23 Gräber untersuchen, deren Funde 1968 in die
Archäologische Staatssammlung München übergeben wurden.
[Mehr dazu in (6), S. 22 bis 31]
Anlass und Ablauf der
Ausgrabungen 1983 bis 2003
Durch den Ausbau der B 173 bzw. den Vorarbeiten für die A 73 wurde ein Teil der seit dem vorletzten
Jahrhundert bekannten urnenfelderzeitlichen Nekropole angeschnitten und in
mehreren Abschnitten (1983, 1984 sowie von 2001 bis 2003) im Auftrag des LfD untersucht.
Während auf der südlichen Seite der Schnellstraße etwa 80 Gräber
angetroffen wurden, entdeckte man bei den acht Monate dauernden
Ausgrabungen nördlich der Schnellstraße in den Jahren 2001 bis 2003
unter der Leitung von Markus Ullrich einen weiteren Friedhof der
Urnenfelderzeit mit rund 70 Bestattungen.
Dabei hielten sich Brand- und
Körperbestattungen in etwa die Waage. Die
frühurnenfelderzeitlichen Gräber waren in den Kies eingetieft und in der
Regel aus ortsfremdem Kalkstein errichtet worden. Zwei Gräber ragten bei
den Kampagnen von 1983 und 1984 durch ihre besonders reichen Beigaben
heraus.
Eine reich ausgestattete
Frau
Auf einem sorgfältig gefügten Boden aus
Kalksteinplatten lagen in Grab 2 die Reste eines fast völlig vergangenen
Skelettes. Die Bestattung war besonders reich ausgestattet. Neben einem
tropfenförmig gebogenen Ohrring aus tordiertem (gedrehten) Golddraht,
einem Fingerring aus dünnem
Golddraht
und einer über der Brust liegenden Bronzenadel fanden sich teilweise noch
am Schädel anhaftend zahlreiche Bronzespiralröllchen von etwa 5 cm
Länge. Da die Röllchen teilweise noch am Schädelknochen anlagen, konnte
der Restaurator E. Voss hieraus ein stirnbandartiges Diadem rekonstruieren,
welches aus elf Feldern von jeweils dreizehn übereinander liegenden
Spiralröllchen bestand, die offensichtlich auf ein Band aus einem
organischen Material aufgenäht waren. Sieben Bronzeringchen hingen von
der untersten Reihe auf die Stirn herab.
Ein modischer Kopfschmuck
('Flotte Welle')
Auch die Bestattung 23 lag auf
einem Kalksteinplattenboden mit einer Überdeckung aus verrundeten
Kalksteinblöcken. In der Nähe größerer Kalksteinplatten hatten sich
Skelettteile verhältnismäßig gut erhalten, so auch der Schädel. Dieser
lag nach rechts gewendet etwas erhöht auf einer Unterlage aus
einer Kalksteinplatte und einer darauf liegenden, mehrere Zentimeter
starken Holzkohleschicht, die nach allen Seiten scharf abgegrenzt war und
offensichtlich von einem mit Reisig o. ä. gefüllten Kissen
stammte.
Das wellenförmig gebogene
Bronzeblechband lag unmittelbar am Schädel an. In die vorderste Wölbung
waren Bronzespiralröllchen und Bernsteinperlen hineingerutscht. Sieben
bronzene Spiralröllchen von etwa 2 cm Durchmesser hafteten teilweise noch
an den Schädelknochen. Am Hinterkopf befanden sich am unteren Ende des
Bleches fünf Bernsteinperlen. Um die noch erhaltenen Halswirbel herum lag
ein Halsring. Innerhalb dieses Ringes fanden sich zum Teil noch in ihrer
ursprünglichen Reihung blaue Glasperlen, Bronzespiralröllchen und
Hohlbuckelknöpfe.
Schräg auf der rechten Brust
lag eine Bronzenadel ohne Kopf. Möglicherweise diente hierzu die im
Halsbereich gefundene große scheibenförmige Bernsteinperle mit
viereckiger Durchlochung. An den Händen trug die Bestattete je einen
bronzenen Spiralfingerring.
Abb. 6
Frauengrab 23: Lage der Funde beim Schädel, rechts
ein zerdrücktes Gefäß.
Bei der dunklen Substanz beim Halsring dürfte es sich um die Reste von
Lederstreifen handeln, auf welcher kleine Bronzeringe und Bernsteinperlen
montiert waren.
Weitere wichtige Befunde
und Funde
Bei den Grabungen von 2001 bis 2003 wurden
weitere herausragende Funde geborgen, so eine
Männerbestattung mit der Beigabe von
Keilerwaffen
(Eckzähne eines Ebers) und ein weiteres
wellenförmig gebogenes Bronzeblech, welches Bestandteil einer speziellen Frauentracht
war.
Somit stammen alle drei dieser Bronzebleche aus den Friedhöfen von
Grundfeld, zwei weitere ähnliche Funde von Schönbrunn, Lkr. Lichtenfels und Memmelsdorf,
Lkr. Bamberg.
Quellen
(1)
Ausgrabungen und Funde in Oberfranken (AuF) 4, 1983-1984, S. 17f und Abb. 21 ff,
auf S. 51 ff (Lit. 3)
(2)
Oberfranken
in vor- und frühgeschichtlicher Zeit (Lit. 1)
(3)
Das Archäologische Jahr in Bayern 2001, S. 55 ff.
(4)
Zeitungsberichte (u. a. Fränkischer Tag)
(5)
Hennig, Hilke, Die Grab- und Hortfunde der Urnenfelderkultur
aus Ober- und Mittelfranken (=
Lit.
40), Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Heft
23, Kallmünz 1970.
(6) Ulrich, Markus, Das urnenfelderzeitliche Gräberfeld von Grundfeld/Reundorf,
Lkr. Lichtenfels, Oberfranken. Materialhefte zur Bayerischen
Vorgeschichte Reihe A Band 86, Kallmünz/Oberpfalz 2004
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Abb.1
Lage der von K. Radunz bis 1966 ausgegrabenen Grabanlagen.
Typ 1: Rechteckige Gräber mit Plattenlager und Steinbedeckung
Typ 2: Rechteckige Gräber mit äußerer Steinsetzung;
Typ 3: Kleine quadratische Steinsetzungen;
Typ 4: Quadratische Urnengräber; Typ 5: "Gefäßsetzungen"
[Plan von K. Radunz aus (6), S. 30, Abb. 11]
Abb. 2
Ausschnitt aus der Grabungsfläche 1984
Martin Nadler, Eberhard Voss (beide BLfD), Rosemarie Feger
Abb. 3
Goldener
Fingerring und Ohrring
aus dem Frauengrab 2
Höhe des Ohrringes rechts: 2 cm
[Lit. 3: AuF 24, 2003/2004, S. 13 Tafel 1]
Abb. 4
Gundfeld 1984: Freilegung von Grab 23
Rosemarie Feger, Martin Nadler, Eberhard Voss (BLfD)
Abb. 5
Rosemarie Feger beim Freilegen des Bronzebleches
Abb. 7
Rekonstruktion der
Schmuckausstattung
mit Kopf- und Halsschmuck
[Zeichnung: Eberhard
Voss, BLfD]
8
Bronzenes punzverziertes 'Gürtelblech' aus Grab 13,
gleichfalls Teil eines Kopfschmucks, mit alten Reparaturstellen,
[aus Lit.
40,
Tafel 22, Abb. 7]
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