Rückkehr
des restaurierten Altares
Im April 2001 kehrte nach langer Restaurationszeit der Dreikönigsaltar
von Hans Süß an seinen
angestammten Platz in die St.-Georgs-Kirche Wendelstein zurück. 1987
war
der aus dem Jahre 1510 stammende Altar zuletzt für die Öffentlichkeit
zu sehen gewesen. Starker Schmutz,
Firnisse, Übermalungen oder allerlei Retuschen zeugten von der
bewegten Vergangenheit dieses seltenen Kunstwerks. Wegen seines
traurigen Zustands wurde der Altar abgebaut,
in Kisten verpackt und in einem Keller eingelagert. Dort wartete er
geschützt vor großen Temperaturschwankungen
lange Zeit auf seine Restaurierung. Erst 1999 kam der Altar dann schließlich
in eine Fachwerkstatt nach Ochsenfurt. Ganze zwei Jahre dauerte die
aufwändige Arbeit
an diesem Frühwerk des aus Kulmbach stammenden Schülers Albrecht Dürers,
ehe er im vergangenen Frühjahr wieder feierlich eingeweiht werden
konnte.
Hans
Suess - Hans von Kulmbach - Hans Wagner
Hans Süß wurde wahrscheinlich um 1476 in Kulmbach
geboren. Über Herkunft und Namen wurde viel gemutmaßt, doch
scheint man
sich heute einig zu sein, dass er tatsächlich aus Kulmbach stammt,
wobei sein Name „Süß" offensichtlich nicht korrekt
ist. Vielmehr
gehen einige Historiker davon aus, dass sein eigentlicher Name Hans
Wagner lautete. Leider
sind die vorhandenen Beweise oder Gegenbeweise spärlich und möglicherweise
im Jahre 1553 beim Kulmbacher Stadtbrand für
immer in Flammen aufgegangen. Man
nimmt weiterhin an, dass Hans Süß zwischen 1491 und 1495 als
Lehrling beim bekannten
Michael Wolgemut tätig war. Danach soll er sich für drei
Jahre auf Wanderschaft
in Flandern begeben haben. Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg
war er von 1500 bis 1503 Schüler beim italienischen Meister
Jacob de Barbari. Nach einer zweiten Wanderschaft gelangte er
schließlich 1507
in die Werkstatt Albrecht Dürers.
Albrecht
Dürer als Lehrmeister
Joachim
von Sandrart, selbst ein bedeutender Künstler seiner Zeit, schrieb
in seinem
biographischen Werk zu den Künstlern der Renaissance
eineinhalb Jahrhunderte später: Hans von Kulmbach „war ein
Discipel Albrecht Dürers und wurde von seinem Lehrmeister wegen wol
ergriffener Manier sehr
geliebt und in allem befördert, weiln er ihme
in seinen Werken trefflich an die Hand gienge.
Seine Geburtstadt wäre der gemeinen Sage nach Kulenbach in dem Fürstenthum
Barayt; er liesse viel in Holzschnitt ausgehen
in unterschiedlichen Büchern, alles
nach seines Lehrmeisters Weis. [... ]"
Im
April 2001 kehrte nach
zweijähriger Restaurationszeit
der Dreikönigsaltar
von Hans Süß an seinen angestammten
Platz in
die St.-Georgs-Kirche
Wendelstein zurück.
1987 war der aus
dem Jahre 1510 stammende Altar zuletzt
für die Öffentlichkeit
zu sehen gewesen.
Hans
Suess als Buchillustrator
Sandrart
erwähnt hier vor allem Hans von Kulmbachs
Holzschnittarbeiten, die am Anfang
seiner Schaffenszeit stehen. Seine ersten
Holzschnitte dienten der Illustration von Conrad
Celtis' Büchern. 1501 gab Conrad Celtis
(eigentlich Konrad Bickel, 1459 -1508) die von ihm wieder
entdeckten Komödien der
Nonne Roswitha von Gandersheim (um 970) heraus, die der junge
Hans Süß illustrierte.
Die Zusammenarbeit mit einem derart berühmten Mann wie Celtis macht
deutlich, dass sich Hans Süß schon sehr früh einen
Namen gemacht hatte und zeugt von seinen
hohen künstlerischen Fähigkeiten.
Im
darauffolgenden Jahr - also genau vor 500
Jahren - erschien ein weiteres Buch von Conrad
Celtis mit dem Titel „Quattour libri amorum"
(„Vier Bücher der Liebe"), welches ebenfalls mit
Illustrationen von Hans von Kulmbach
ausgeschmückt wurde. Dieses Buch war keinem geringeren als Kaiser
Maximilian gewidmet und war ein Gedichtzyklus
nach dem antiken Vorbild Ovids. Nach
weiteren Tätigkeiten als Illustrator von
Büchern - etwa für Ulrich Finders „Der beschlossene
Gart des Rosenkranz Mariae" -, entstanden
im Jahre 1505 erstmals Gemälde für Altarflügel. Zu ihnen zählen
etwa die Flügelbilder für den Nikolausaltar in der Nürnberger
Lorenzkirche oder für den Annenaltar
in Schwabach.
Nürnberger
Bürgerrechte
Im
Jahre 1510 schließlich entstand der Dreikönigsaltar,
der heute wieder im mittelfränkischen Wendelstein steht. Spätestens
in diesem Jahr wird Hans von Kulmbach eine eigene
Werkstatt in Nürnberg gehabt haben. Von
nun an beginnt auch seine fruchtbarste Tätigkeit
als Maler. Es entstanden beispielsweise
der Altarflügel des Annenaltars in der Lorenzkirche oder Gemälde für
den Peter-und-Paul-Altar (heute in den Uffizien, Florenz).
Der 15. März 1511 war ein ganz besonderes Datum
im Leben des Künstlers, da er an jenem
Tag die Nürnberger Bürgerrechte verliehen bekam und es ihm dadurch
möglich war, fortan den Rechtsschutz seitens der Stadt
in Anspruch zu nehmen. Dies war spätestens
dann vonnöten, als er wichtige Aufträge
in der polnischen Königsstadt Krakau annahm.
Schon lange bestand ein enges wirtschaftliches und künstlerisches
Band zwischen
beiden Städten. Viele Patrizierfamilien aus Nürnberg, aber
eben auch aus Kulmbach,
hatten enge Handelsbeziehungen mit Krakau. Und so ist es auch zu
verstehen, dass bedeutende Künstler, allen voran Albrecht Dürer,
Veit Stoß oder Peter Vischer, ebenfalls
in Krakau tätig waren. Es darf sogar
angenommen werden, dass die Kulmbacher
Patrizierfamilie Gutthäter aufgrund ihrer guten Kontakte einen großen
Anteil daran hatte, dass Hans von Kulmbach nach Krakau
geholt wurde.
Ein
reiches Schaffen
Seit
1511 sind nun Werke bekannt, die mit dem
Zeichen „HK" (Hans von Kulmbach) signiert
worden sind, wobei die beiden Buchstaben
- wie es oft üblich war - in Ligatur geschrieben
wurden. Es begann eine rege Tätigkeit. Zahllose Gemälde,
Altarflügel und Bildnisse entstanden in der nun folgenden, äußerst
produktiven Zeit. Zwischen den großen
Metropolen Nürnberg und Krakau pendelnd, schuf Hans von Kulmbach
beispielsweise
Bildnisse von reichen Krakauer Bürgern,
vom Markgrafen Casimir von Brandenburg, aber auch großartige
Glasfenster und Altargemälde für Kirchen im Nürnberger und
Krakauer Umfeld - zum Beispiel Marienaltar, 1511; Katharinenaltar,
1514/15; Johannesaltar,
1516. Nicht unerwähnt bleiben dürfen seine prächtigen
Glasfenster, etwa das
„Kaiserfenster" (1514) für Kaiser Maximilian I. oder
das „Markgrafenfenster", das er im Auftrag Markgraf
Friedrichs für die Nürnberger
Sebalduskirche schuf.
In
großen Sammlungen der Welt
Die
Bedeutsamkeit seiner in dieser Phase entstandenen Werke drückt sich
auch darin aus, dass sich heutzutage viele seiner etwa 200 bekannten
Kunstwerke in den großen Sammlungen
der Welt, namentlich New York,
München, London oder Wien, befinden.
Diese sehr fruchtbare Schaffensperiode
endete letztlich mit dem frühen Tod des Malers
im Jahre 1522. Im Alter von (möglicherweise) nur 46 Jahren
starb „Hanns Süß moler von Kulnnbach" - so der Eintrag im
Totengeläutbuch der Sebalduskirche - in Nürnberg.
Das genaue Sterbedatum ist nicht bekannt, der Eintrag
erfolgte aber zwischen September
und Dezember 1522. Erwähnenswert ist noch, dass nach dem
Ableben des Malers, der selbst
unverheiratet und kinderlos
blieb, zwei Kulmbacher Bürgerinnen namens
Tischer Geld und diverse Gegenstände aus Süß' Nachlass überreicht
bekamen. Dieser Umstand spricht dafür, dass Hans Süß tatsächlich
aus Kulmbach stammte.
Wendelstein
bei Nürnberg
Der
Ort Wendelstein befindet sich nur wenige
Kilometer südlich von Nürnberg und bietet mit seinem
mittelalterlichen Stadtkern ein
reizvolles Ausflugziel. Nicht zuletzt die
um 1300 gebaute St.-Georgs-Kirche, die auf einem
Sandsteinfelsen hoch über der Schwarzachschleife erbaut wurde, ist
einen Besuch wert. Besucher kommen durch ein Torhaus,
in dem sich einst ein Gefängnis befunden
hat. Rechterhand davon ist das Mesnerhaus zu finden, während
links vom Eingang das alte
Schulhaus steht. Innerhalb der starken Mauern befindet sich
ein schöner Friedhof. Die
Wehrkirche ist leider oft zugesperrt, doch wird man
bereitwillig von den Mitarbeitern des Pfarramts in den Kirchensaal
vorgelassen. Aus Sicherheits- und klimatischen Gründen ist der
Altar, der für 100000 Euro
restauriert worden ist, im hinteren
Teil der Kirche in der durch Glasscheiben separierten
Achahildis-Kapelle aufgestellt worden, welche mit einer eigenen
Alarm- und Klimaanlage ausgerüstet worden
ist, was weitere 50000 Euro verschlang.
Von
Nürnberg nach Wendelstein
Die Frage, wann und wie Wendelstein zu diesem kostbaren Altar
gekommen ist, ist nicht ganz geklärt. Man nimmt an, dass Hans Süß den Altar zunächst
für das Nürnberger Heilig-Geist-Spital
anfertigte. Durch die Restaurierungsarbeiten ist man auch zu
der Erkenntnis gekommen, dass der Altar wohl schon
im 17. Jahrhundert seinen Weg nach Wendelstein
gefunden hat. Vermutlich kam er bereits kurz nach der
Reformation aus Nürnberg nach
Wendelstein, als ein katholisch geprägter Altar in einer
protestantischen Kirche keinen
Platz mehr hatte.
Veränderungen
des Altars
In
einem Kirchenbuch des 19. Jahrhunderts
wird erwähnt, dass der Altar zunächst als
Seitenaltar diente, was ihm aber keineswegs gerecht wurde, da
er auch auf der Rückseite bemalt war und diese dann nicht mehr
zugänglich war. 1892 erfolgte die Verlegung an die Stelle des
Hochaltars, wodurch er einen angemessenen Platz in der Kirche
erhielt. Das im neugotischen
Stil gearbeitete Gesprenge (Altaraufsatz) wurde erst dabei angebracht.
Es war eine Stiftung eines ortsansässigen
Ehepaars. Der Sockel (Predella) und
das Mittelstück (Schrein) hingegen sind Originale aus dem frühen
16. Jahrhundert. Glücklicherweise
ist das Entstehungsjahr genau
datierbar, da ein Flügel des Altars die Jahreszahl 1510 trägt.
Bereits
früh sind einige Stellen der Gemälde übermalt worden. So fiel
etwas ein dargestelltes
Schwein dieser „Neugestaltung" zum
Opfer. Das Schwein gilt als Symbolfigur für den heiligen Antonius -
es wurde nach einer
ersten Teil-Restaurierung im Jahre 1960 wieder sichtbar gemacht.
Der
Dreikönigsaltar
Der Dreikönigsaltar erhielt seinen Namen durch
die Darstellung der Heiligen Drei Könige,
die den neugeborenen Heiland anbeten. Dieses
Hauptmotiv im Zentrum des Schreins ist
aus vollplastischen Figuren geschaffen worden. Umgeben wird der
Mittelschrein durch Bildtafeln des Heiligen Laurentius (links) und
des Heiligen Sebaldus (rechts), die ihre typischen Merkmale in der
Hand halten. St. Sebald trägt
eine Kirche, der heilige
Laurentius einen Zweig. Das Vorkommen dieser beiden Heiligen spricht
sehr dafür, dass der Altar ursprünglich in einer Nürnberger
Kirche aufgestellt worden war.
Bei
geschlossenen Altarflügeln werden vier
weitere Heiligenbilder sichtbar. Von links beginnend erkennt man den
heiligen Sebastian mit seinem
mit Pfeilen durchbohrten Körper;
danach der heilige Andreas, erkennbar durch das zu einem X
geformte Kreuz, an welchem er in
Patmos hingerichtet worden
ist; der Heilige Antonius mit seinem zeitweilig
verschwundenen Schwein als Sinnbild sowie der Heilige
Christophorus, der ein Kind (Jesus Christus) über einen Fluss
trägt.
Im
Predellaschrein schließlich befindet sich
eine geschnitzte Krippenszene als Halbrelief, die durch zwei
Darstellungen flankiert wird.
Auf der linken Tafel ist die Verkündung Mariens, auf der
Rechten die Beschneidung Christi
erkennbar. Im geschlossenen Zustand der Flügel sieht man die
Halbfiguren Mariens und Christi.
Die Rückseite des Altars wird durch eine eindrucksvolle
Darstellung des Jüngsten Gerichts bestimmt. Während im
unteren Bildteil die Toten aus ihren Gräbern steigen, thront
Jesus Christus über ihnen, um Gericht
zu halten. Auf dem linken Altarflügel sind die
Seeligen zu erkennen, die in den Himmel aufsteigen dürfen.
Auf der rechten Bildtafel stürzen
die Verdammten in die Hölle.
Die
Stadt und Hans von Kulmbach
Kulmbach hat erst kürzlich seinem berühmten Sohn auf dem
Marktplatz ein Denkmal gesetzt. Es
gibt schon lange eine Hans-Sueß-Straße. Und eine Schule? Dieser
Plan schlug im Jahre 1962 fehl. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen entschieden
sich die Verantwortlichen für
Markgraf Georg Friedrich als Namenspatron - und gegen Hans von Kulmbach.
[Aufsatz
von Jochen Seidel in: Aus
der Fränkischen Heimat - Beilage der Bayerischen Rundschau Nr.
7/2002]
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In Wendelstein -
wenige Kilometer von Nürnberg -
steht die um 1300 gebaute St.-Georgskirche,
die auf einem Sandsteinfelsen hoch über der
Schwarzachschleife erbaut wurde.
Der
Dreikönigsaltar erhielt seinen Namen durch die
Darstellung
der Heiligen Drei Könige, die den neugeborenen Heiland anbeten
(rechts).
Dieses Hauptmotiv im Zentrum des Schreins ist aus vollplastischen
Figuren
geschaffen worden. Umgeben wird der Mittelschrein durch
Bildtafeln
des heiligen Laurentius (links) und des heiligen Sebaldus
(rechts).
Bei
geschlossenen Altarflügeln werden vier weitere Heiligenbilder
sichtbar.
Von links beginnend erkennt man den heiligen Sebastian mit
seinem
mit Pfeilen durchbohrten Körper; danach der heilige Andreas,
erkennbar
durch das zu einem X geformte Kreuz, an welchem er in Patmos
hingerichtet
worden ist; der heilige Antonius mit seinem zeitweilig
verschwundenen Schwein
als Sinnbild sowie der heilige Christophorus, der ein Kind (Jesus
Christus)
über einen Fluss trägt.
Im
April 2001 kehrte nach
zweijähriger Restaurationszeit
der Dreikönigsaltar
von Hans Süß an seinen angestammten
Platz
in die St.-Georgs-Kirche
Wendelstein zurück.
1987
war der aus
dem Jahre 1510 stammende Altar zuletzt
für die Öffentlichkeit
zu sehen gewesen.
Rückseite des Dreikönigsaltars mit einer eindrucksvollen
Darstellung
des Jüngsten Gerichts. Während im unteren Bildteil
die Toten aus ihren Gräbern
steigen, thront Jesus Christus
über ihnen, um Gericht zu halten. Auf dem linken
Altarflügel
sind die Seligen zu erkennen, die in den Himmel aufsteigen dürfen.
Auf der rechten Bildtafel stürzen die Verdammten in die Hölle.
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