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Aus der Geschichte der Stadt Kulmbach 

Als Urzellen der Stadt gelten eine im im heutigen 'Spiegel' gelegene Kleinsiedlung und ein bewehrter Fronhof zum Schutze des Mainüberganges am Grünwehr. Das Gebiet ging im Lauf der Zeit in den Besitz der bis 1003 mit dem Radenzgau belehnten Grafen von Schweinfurt über. In der  regionalen Herrschaftsausübung, z. B. beim Gericht am Centort Melkendorf, wurden die Gaugrafen jedoch meist von den edelfreien Walpoten vertreten, welche ihrerseits ihren Eigenbesitz vermehrten.

Eine Schenkungsurkunde in der Alkuinbibel (Staatsbibliothek Bamberg) aus der Zeit zwischen 1028 und 1040 nennt zum ersten Mal den Namen Kulmbach: kulma. In der Bamberger Urkunde erscheint als Grundbesitzer ein Reginold aus der Familie der späteren Walpoten, welcher dem Bamberger Bischof eine Örtlichkeit mit dem Namen Kulma (slawisch für Bergbach) schenkt. 

Als die Familie der Schweinfurter Grafen 1057 im Mannesstamm ausstarben, gelangte der Kulmbacher Landbesitz mit der Erbtochter Gisela durch Heirat an Graf Arnold von Dießen. Mit dem Sprung nach Franken begann für das bayerische Geschlecht der Andechs-Meranier ein gewaltiger Aufstieg. Nachdem sie bereits in der Steiermark, in Kärnten, der Krain, Dalmatien und Kroatien begütert waren, wurden sie Markgrafen von Istrien. Im Jahre 1180 verlieh ihnen Kaiser Rotbart die Reichskurfürstenwürde und den Herzogstitel von Meranien (nach dem seinerzeit wichtigen Ort 'Marano Lagunare' zwischen zwischen Venedig und Triest). 

Nun erwarben die zum wichtigsten Hochadelsgeschlecht im süddeutschen Raum aufgestiegenen Andechs-Meranier um Kulmbach herum immer mehr Besitzungen. Auch erbauten sie eine erste Veste Plassenburg, über deren Standort keine absolute Sicherheit herrscht und nannten sich eine Zeitlang nach ihr als dem Mittelpunkt ihrer oberfränkischen Besitzungen. So bezeichnete sich Berthold II. als "comes de Plassenberch". Den Herzögen von Andechs-Meranien ist schließlich auch die Initiative zum Bau der Plassenburg an ihrer heutigen exponierten Stelle zu verdanken. 

Die Vollendung der Festung erfolgte indes durch die thüringischen Grafen von Orlamünde. Nach dem Tode von Otto II., dem letzten Herzog von Andechs-Meranien im Jahre 1248 erhielten sie nach jahrelangem Streit die Herrschaft Plassenberg mit der Residenz Kulmbach.

1340 traten die Hohenzollern, Burggrafen von Nürnberg, aufgrund eines schon vorher abgeschlossenen Vertrages das Erbe der Grafen von Orlamünde an. Damals dürften, Schätzungen zufolge etwa 1500 bis 2000 Menschen in Kulmbach gelebt haben. Nach der Verleihung des Fürstenprivilegs im Jahre 1363 erhielten die Burggrafen  1415 die Kurwürde und damit auch die Mark Brandenburg. Deshalb nannten sich seit dieser Zeit alle fränkischen Hohenzollern Markgrafen, und zwar von Brandenburg-Kulmbach.

1430 fielen fanatische Anhänger des böhmischen Reformators Jan Hus in Kulmbach ein und verwüsteten die Stadt und die Umgebung. Es gelang den Hussiten allerdings nicht, die Plassenburg einzunehmen. Im Zuge des Wiederaufbaus entstand unter anderem der spätgotische Neubau von St. Petri. 1528 wurde dann, unter der Ägide des Markgrafen Georg des Frommen, der erste evangelische Gottesdienst in der Petrikirche gefeiert. An den Anfang der evangelischen Wortverkündigung erinnert im Landschaftsmuseum Obermain heute noch die alte Steinkanzel aus der Petrikirche, welche der Kulmbacher Bildhauer Wolf Keller 1576 schuf. Die Reformation setzte sich nach und nach im ganzen Kulmbacher Land durch.

Unruhige Zeiten erlebte Kulmbach unter dem streitlustigen Markgraf Albrecht Alcibiades (1522-1557; reg. seit 1536). Den Krieg mit den Bistümern Bamberg und Würzburg in Kauf nehmend, trachtete Albrecht Alcibiades danach, ganz Franken unter das Regiment seines Hohenzollern-Herzogtums zu bringen.  Dabei scheute der Reiterführer vor keiner Grausamkeit zurück: Sein Söldnerheer brandschatzte 90 Schlösser und 170 Dörfer. Die Gegenwehr blieb jedoch nicht aus: Die geistlichen Fürstentümer Bamberg und Würzburg verbündeten sich mit der Freien Reichsstadt Nürnberg gegen Albrecht Alcibiades. 

Im Markgräflerkrieg, auch Bundesständischer Krieg genannt, eroberte die Allianz am 26. November 1553 die Stadt Kulmbach, die "jemmerlich verbrennt und und in Aschen gelegt" wurde. Dieses Datum ist als "Konraditag" in die Geschichte Kulmbachs eingegangen. Zunächst hielt die Plassenburg der Belagerung noch stand, doch sieben Monate später war der Widerstand der Burgbesatzung gebrochen, und am 21. Oktober wurde die Plassenburg geschleift.

Albrechts Neffe, der humanistisch gebildete Georg Friedrich von Ansbach (1539-1603) übernahm das Markgrafentum Kulmbach 1557. Er beauftragte den Kulmbacher Baumeister Caspar Vischer (1510-1579) mit dem Wiederaufbau der Plassenburg. Vischer, einer der bedeutendsten Architekten der deutschen Renaissance, erweiterte die Hochburg dabei noch einmal um das Doppelte. Mit dem "Schönen Hof" schuf er einen der harmonischsten Arkadenhöfe der Renaissance. Die aufwändigen Baumaßnahmen waren jedoch nur möglich, weil Markgraf Georg Friedrich von Ansbach von den seinerzeitigen Kriegsgegnern durch geschickte Verhandlungen eine Entschädigung von 175.000 fl. erhielt, "weil die Plassenburg nicht aus ehrlicher Notwehr, sondern aus Übermut dem Hause Brandenburg zum Spott zertrümmert" worden war.

Die prominente Rolle als Zentrum des Markgrafentums sollte die Plassenburg allerdings nur noch kurze Zeit spielen. 1604 verlegte Markgraf Christian Ernst (1581-1655) seine Residenz nach Bayreuth, da das dortige Schloss bessere Möglichkeiten für Erweiterungsbauten bot. Während des Dreißigjährigen Krieges suchten Hofhaltung und Verwaltung jedoch immer wieder Zuflucht auf der Plassenburg.

Der letzte Markgraf, Christian Friedrich Carl Alexander von Ansbach, trat 1791 seine Länder an Preußen ab. Als preußischer "Gouverneur" der fränkischen Provinzen führte Karl August Freiherr von Hardenberg in Franken zahlreiche Reformen durch. 

1806 besetzten mit Napoleon verbündete bayerische Truppen Kulmbach. Napoleon ließ Teile der Plassenburg, darunter die "Hohe Bastei", schleifen. Die Burg diente fortan, bis 1928, als Lazarett, Zwangsarbeiterhaus, Zuchthaus und Kriegsgefangenenlager. Die französische Besetzung Kulmbachs dauerte bis 1810. Dann wurde Kulmbach in das Königreich Bayern eingegliedert.

Spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Fortschritt in Kulmbach nicht mehr aufzuhalten. 1846 wurde der Bahnhof errichtet; 
1849 erfolgte der Anschluss Kulmbachs an die Ludwig-Süd-Nord-Eisenbahn. 1850 wurde die "Mechanische Baumwollspinnerei" gegründet. Die Kulmbacher Malze und das Kulmbacher Bier entwickelten sich zu den wichtigsten Feldern der heimischen Wirtschaft. 

1928 wurde die Plassenburg, zuletzt Zuchthaus, aufgrund einer Initiative des Vereins "Freunde der Plassenburg" einer würdigeren Nutzung zugeführt. Von nun an fanden regelmäßig Kunstausstellungen statt; 1929 bezog das Deutsche Zinnfigurenmuseum Räumlichkeiten in der Burg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Kulmbach, zum Teil durch Eingemeindungen, aber auch durch den Zustrom von Heimatvertriebenen, auf heute rund 30.000 Einwohner. Die Stadtsanierung, der Bau von Umgehungsstraßen und die Nachkriegsarchitektur haben die Altstadt schonend behandelt.

Weitgehend nach: Kulmbach, Führer, Kunstverlag Josef Fink, 2000 und 
Hans Stößlein: Kulmbach und seine Plassenburg, Heft 13 der Schriften zur Heimatpflege, Neuauflage Kulmbach 1994
 




=> Kulma (1028) - Altenkulmbach - Kulmna
     
[PDF-Datei mit den neuesten Forschungsergebnissen
       von  Dr. Ruprecht Konrad-Röder]

=> Mehr zu den Walpoten und Wonsees
    
[PDF-Datei von Dr. Ruprecht Konrad-Röder]

 

Schenkungsnotiz aus der Alkuinbibel mit der ältesten Erwähnung Kulmbachs zwischen 1028 und 1040 

 

 

 

 

 

 

   Abb. 2

Markgraf Albrecht Alcibiades
          (1512 bis 1557)

 

  Abb. 3

Konraditag: Stadtbrand am 26. Nov. 1553 [Wikipedia]

 

   Abb.4

Kolorierter Holzschnitt von Hans Glaser, Nürnberg 1553
aus der Studienbibliothek Dillingen (Ausschnitt)

 

 

   Abb. 5

Arkaden im "Schönen Hof" (Ausschnitt)

 

 

   Abb. 6

     Markgraf Christian Ernst
           (1581 bis 1655)

 

 

  Abb. 7

Plan der Befestigungsanlagen auf der Plassenburg 


=> Kleine Geschichte der Petrikirche

=> Belagerung Kulmbachs und der Plassenburg
     [Wikipedia]

=> Hohenzollernresidenz Plassenburg
     [von Holger Peilnsteiner]


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