"Unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Archäologie herrscht Unmut -
gelinde gesagt - über den BayernViewer-denkmal, dem
Internetportal, das alle bekannten Bodendenkmäler Bayerns in stets
aktualisierter Fassung der Öffentlichkeit zugänglich macht. Walter
Irlinger, Abteilungsleiter im Referat Erfassung, Forschung und
Dokumentation des Landesamtes, verteidigte in Deggendorf dieses
Internetangebot.
Worum geht es? Viele Ehrenamtliche verstehen die Welt nicht mehr: Ihnen
werde vom Landesamt oft strenge Geheimhaltung auferlegt, wenn sie
Bodendenkmäler finden, die sie dann mit viel Engagement gegen allzu
neugierige Leute und vor allem Raubgräber und Sondengeher verteidigen
sollen - und gleichzeitig genügt mit dem seit Herbst 2007 eingeführten
BayerViewer-denkmal ein Klick am PC - und der interessierte
Raubgräber hat die schönste Schatzkarte vor sich ...
Schon beim Treffen der
Ehrenamtlichen der Gesellschaft für Archäologie in Bayern Mitte
März in Manching schimpften die braven Mitarbeiter. Armin Thomschke aus
Uttenreuth bei Nürnberg stellte seine Briefe an Ministerpräsident
Günther Beckstein und Wissenschaftsminister Thomas Goppel vor. Darin
schreibt er u. a.: »Wurden bisher überwiegend Befestigungen geplündert,
werden nun, dank der Informationen durch den BayernViewer-denkmal auch
die Fundstellen auf dem flachen Land Sondengängern und Raubgräbern
überlassen. Da es anscheinend nicht möglich ist, in Bayern ein
Schatzregal einzuführen, beziehungsweise ein Verbot der Benutzung von
Metallsonden durchzusetzen, wird die Preisgabe unseres archäologischen
Erbes durch den BayernViewer-denkmal in wenigen Jahren zur fast
vollständigen Plünderung und teilweisen Vernichtung der meisten
metallzeitlichen Fundstellen führen.«
Walter Irlinger wollte
das Problem nicht wegdiskutieren, gab beim Archäologentag aber zu
bedenken, dass es ja nicht neu sei, dass sich Raubgräber die öffentlich
zugänglichen Lagepläne beschafften - das sei auch schon vor dem
BayernViewer-denkmal ganz legal möglich gewesen, »früher
aufwändiger, aber rangekommen sind sie«. Es sei schon von Gesetzes wegen
verboten, nichtöffentlich zu bleiben, so Irlinger. Mit dem für jeden
einsichtigen Internetangebot aber sei eben auch ein enormer Vorteil
verbunden: Die aktuellen Informationen seien nun jederzeit vor allem für
Bauplaner einsehbar, sodass schon frühzeitig entsprechend (um-)geplant
werden könne. »Früher hat es nur Gedrucktes gegeben - und das ist sehr
schnell veraltet«, so Irlinger.
Die Gegner bemängeln
trotzdem, dass die Nachteile dieser öffentlichen Schatzkarte schwerer
wiegen. Sie plädieren zum Beispiel dafür, dass dieses Online-Angebot
möglicherweise nur Fachbehörden und anderen involvierten Stellen und
Personen zugänglich gemacht werden sollte. Grundsätzlich ist ein
öffentliches Bewusstsein für die historisch wertvollen Bodendenkmäler ja
nichts Verkehrtes, im Gegenteil. Das betonte auch der Deggendorfer
Kreisarchäologe Karl Schmotz. Der aber gleichzeitig für noch mehr
Einsatz beim Erfassen und Erforschen der Denkmäler eintrat: »Eine
langfristige Bewahrung ist eine Illusion.« Moderne Holzbewirtschaftung,
Erosion, Raubgräber - all das setzten dem kulturellen Erbe schwer zu.
Schmotz mahnte auch eine bessere Bereuung der Ehrenamtlichen an, denn
»wir können diese Sammler nicht mehr so betreuen wie es notwendig wäre«.
Die würden schon immer weniger Funde vorbringen - weil deren Bearbeitung
derzeit gar nicht geleistet werden könne oder viel zu lang dauere."
[Leseprobe aus 'Bayerische Archäologie' Heft 1 2008, S. 5]
Liebe Freunde der
Archäologie in Bayern!
Seit einigen Jahren bin ich für die Gesellschaft für Archäologie in
Bayern unterwegs, um zu graben: nach den richtigen Darstellungsformen
für die hochspannenden Funde, Arbeiten und Forschungsergebnisse der
Archäologie. Das ist ebenso interessant wie die Wissenschaft selbst! Ich
habe mich deshalb - zusammen mit der Gesellschaft für Archäologie -
entschlossen, die Themen der bayerischen
Archäologie in einem neuen Magazin
abzubilden. Unser Ansatz: Wissenschaft verständlich und anschaulich zu
machen, mit allem journalistischen Handwerkszeug: Reportagen,
Berichte, Interviews, u. v. m. Bayerische Archäologie schaut auch hinter
die Kulissen, frägt nach, geht dort weiter, wo andere aufhören: Hier
kommen die Forscher zu Wort, Landespolitiker und Bürgermeister,
Landesarchäologen und Ehrenamtliche. Bayerische Archäologie befasst sich
auch mit dem Umfeld der Archäologie. Dieses Magazin stellt die
Archäologie in Bayern ausführlich wie keine andere Zeitschrift dar:
aktueller, näher dran, lebendiger. Veranstaltungen und Vorträge, Museen
und Vereine, Schulen und Archäologie - das alles hat hier Platz und
Forum. Lassen Sie sich immer wieder überraschen!
Ihr Markus Tremmel |
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Philippenloch bei Wallersberg, Lkr.
Lichtenfels
oberhalb der Weihersmühle [Foto: D. Sch.]
Restaurierte Grabhügel bei Naisa, Lkr. Bamberg
[Abb. aus
Lit.1, Seite 150]
Turmberg bei Kasendorf von Osten
mit Ringwall bzw. Abschnittswall (vorne im Luftbild: BLfD)
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Einsatz von Metallsonden in Bayern [BLfD 2008]
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