Vom „Schrötling“ zur Münze
In der alten
Münztechnik wurde das ausgestanzte, aber noch ungeprägte Münzstück
als Schrötling bezeichnet (von schroten = zerhacken, zerteilen,
ausstanzen). Einen flach geschmiedeten Silberstab bearbeitete
man so lange mit dem Hammer, bis er die gewünschte Stärke hatte. Von
diesem 'Zain' schnitt man
mit einer Schere quadratische Stücke ab, die dann mit
einem Hammer in eine runde Form gebracht oder mit der Schere zurecht
geschnitten wurden. Diese flachen
Silberscheiben legte man zwischen zwei Prägestempel, den Ober- und
den Unterstempel. Mit einem kräftigen Hammerschlag prägte dann der
Münzschläger die Motive in die Schrötlinge. Hohlpfennige, auch ‚Brakteaten’
genannt, bestehen zumeist aus sehr dünnem Silberblech und haben nur
ein Münzbild.
Königliches
Münzrecht
Im fränkischen Reich und seinen Nachfolgereichen war der Denar oder
Pfennig die nahezu ausschließlich geprägte Münze. Allerdings
weitete sich das ursprünglich königliche
Münzrecht im Heiligen Römischen Reich zunehmend auf weitere
weltliche und geistliche Herrscher aus (etwa die Bischöfe in Regensburg,
Bamberg, Würzburg), was eine Vielzahl an unterschiedlichen
Versionen des Pfennigs und eine allgemeine Verringerung des
Silbergehalts der Münzen zur Folge hatte.
Wert des Geldes
In Bayern konnte man um 1300 für einen Pfennig zwei Pfund
Rindfleisch, zehn Eier oder zwei Liter Bier kaufen, für zwei Pfennig
ein Huhn oder einen Liter Wein.
In Dresden betrug im Jahre 1466 der Tagelohn eines Maurers oder eines Zimmermanns
3 Groschen.
'Aus echtem Schrot und Korn'
Im Mittelalter war das Maß für größere Geldbeträge der Wert des
Silbers. Da man aus einem Pfund Silber (etwa 477 g) anfangs 240
Pfennige prägte, sprach man von einem Pfund Pfennige, wenn man ein
Pfund feines Silber meinte. Der Metallwert der Münzen war anfangs
ebenso hoch wie jener der Ware. Deshalb musste genau festgelegt
werden, wie schwer die Münzen sein mussten ('Schrot') und auch der
Anteil an Edelmetall ('Korn'). Teils durch Betrüger aber auch den
Staat selbst kam es immer wieder zur Verschlechterung der Münzen.
Zeit der Kipper und Wipper
Als große Kipper- und Wipperzeit bezeichnet man eine weite Teile
Mitteleuropas erfassende
Münzentwertung im zweiten und dritten
Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts (siehe auch:
Dreißig-jähriger Krieg), die ihre regionalen Höhepunkte in der
Zeit um 1621 bis 1623 hatte. Der Name leitet sich von der Praktik
der betrügerischen Münzentwertung ab, nämlich dem Wippen, bei dem
vollwertige Münzen mittels einer Schnellwaage aussortiert wurden, um
sie dann entweder einzuschmelzen oder sie an den Rändern zu
beschneiden, zu kippen (Abb. 5 - niederdeutsch für „beschneiden“) und mit
dem so gewonnenen Metall unter Zugabe von
Kupfer
neue Münzen herzustellen [nach Wikipedia].
Groschen -
Pfennige - Kreuzer - Heller und Batzen
1396 griff eine Münzreform ein, welche den Wert des Hellers auf das
Vierfache anhob. Von da an war der Wert eines Hellers gleich einem
halben Pfennig.
Der Heller wurde zuerst um 1200
in Schwäbisch Hall geprägt, wovon sich auch sein Name ableitet.
Der Gulden
(Florin: fl.) war ursprünglich eine Bezugsgröße (Reichsgulden oder
rheinischer Gulden); erst viel später wurde daraus eine Münze.
Umrechnungstabelle als
grober Anhaltspunkt [aus
Wikipedia]
Münze
bzw.
Rechnungsmünze |
entspricht |
in Pfennig |
Heller |
|
½ |
Pfennig (Denar) |
2 Heller |
1 |
Kreuzer |
|
4 |
Schilling (Solidus), Groschen |
3 Kreuzer |
12 |
Batzen |
4 Kreuzer |
16 |
Pfund, Gulden |
20 Schilling |
240 |
Taler |
30 Schilling |
360 |
1
Gulden = 20
Groschen = 240 Pfennig = 480 Heller
= 60 Kreuzer; 1 Kreuzer galt 4
Pfg. (ab ~ 1680).
Umrechnung der einzelnen Werte [aus heinlenews.de]
1 Pfennig (d) = 2 Heller (h)
1 Kreuzer (xr) = 4 Pfennig (1582) = 8 Heller (1582)
1 Batzen = 4 Kreuzer = 16 Pfennige = 32 Heller
1 Groschen = 12 Pfennige = 24 Heller
1 Ort = 15 Kreuzer = 60 Pfennige = 120 Heller
1 Pfund Heller = 20 Schilling = 240 Heller = 10 Batzen = 40
Kreuzer
1 Gulden (fl) = 60 Kreuzer
1 Gulden = 1,71 Mark (ab 1875)
(1620)
1 Reichstaler = 68 Kreuzer (1582) = 72 Kreuzer (1600) = 124
Kreuzer
1 Goldgulden = 2-3 Gulden
1 Dukaten = 4 Gulden
5 Silbergroschen = 1 Gulden
Ab 1875:
1 Goldmark = 100 Pfennig = 33 Kreuzer
=>
Weitere Umrechnungen [heinlenews.de]
Verwendete
Quellen
(1) W. Fickert: Geldwesen, Kaufkraft und Maßeinheiten im Bereich des
Fürstentums Kulmbach-Bayreuth 1989
(2) Wolfgang Krug: Die Münzen des Hochstifts Bamberg, Verlag
der Münzen und Medaillenhandlung Stuttgart 1999
=>
Der Münzschläger [museen-altmarkkreis.de] =>
Abb.
10
Abb. 9
Abb. 10
Münzschläger bei seiner Arbeit
... und mit dem Fallhammer
[Wikipedia]
Altes
Relief in Rostock
[Wikipedia]
Abb. 11 [Bilder
in einem Picasa-Webalbum]
=>
Zur neu eingerichteten Münzenvitrine im Landschaftsmuseum |
|
[zurück
zu Aktuelles]
Abb. 1
Münzschläger bei seiner Arbeit
Altes
Relief in Rostock [Wikipedia]
2a
2b
Denar Heinrichs II.
'Letternkirche' mit 2 Stufen,
„derZänker“
985-995
darin Münzmeister ‚RAT’,
‚HEIM(N)RICVSDVX’, darüber ‚REGHINACIVITAS’:
also Herzog Heinrich;
Herzogliche Münzstätte
Dm. 22,5mm. Regensburg.
3a
3b
Einseitiger Hälbling: Vorder- und Rückseite;
Bischof Leupold (Leopold) I.
von Gründlach (1296-1303), - von J. Gardill unterhalb des
Plankensteins gefunden. Dm. 16,2 mm,.Krug 94;
Umschrift: "LVPOLDVS E" (Episcopus)
4a
4b
Einseitiger Pfennig: Berthold von Leiningen (1257-1285)
Bischofsbrustbild mit zweispitziger Mitra, in der Rechten Krummstab,
in der Linken geschulterte Fahne
Abb. 5
Der Begriff Kipper- und Wipperzeit entstand aus dem
„Umwippen“ der Münzwaage, wenn vollwertige Münzen vor dem
Beschneiden („Kippen“) aussortiert wurden [Wikipedia].
Abb. 6
Barocke Kleinmünzen aus der Johanniskirche von
Kasendorf, Lkr. Kulmbach mit hohem Kupferanteil
=> linke Seite
größer
(Korrosion!)
Abb. 7
Händleinheller: Vorder- und Rückseiten mit Darstellung
einer Hand und eines Spaltkreuzes,
geprägt um/nach 1200
in (Schwäbisch) Hall/Württemberg
[SchwaebischHall.de]
Abb. 8
III-Hellermünze aus der Kirche zum Heiligen Geist
in Grafengehaig -
Inv.-Nr. 2333, Dm. 14,4 mm
=> Bamberger Pfennige vom
Plankenstein
=> Zum
Münzschatz von Neudorf, LIF
=>
Münzen:
=> Das Mittelalter [Wikipedia]
=>
Münzen des Mittelalters [Wikipedia]
=>
Zeit der Kipper und Wipper [Wikipedia]
=> Der
Heller [Wikipedia]
=>
Von Hellern, Batzen u . a. Münzen [heinlenews.de]
=>
Münzprägung in Bayern [Kurt Scheuerer]
=>
Münzprägung im Mittelalter
[Uni-wuerzburg]
[zurück
zu Aktuelles]
[zurück
zum Rundgang]
|
|