Der
Münzfund von Neudorf
Ein Silberschatz mit vielen Rätseln
Konrad
Grassmann fand im Jahr 1952 auf dem Jura ein Tongefäß mit Münzen
Eine
Bronzetafel im Schatten der Kirche in Neudorf erinnert daran, dass
der Jungbauer Konrad Graßmann am 20. August 1952 beim Pflügen eines
Ackers einen Topf voller Silbermünzen fand. Der sensationelle Fund
bestand aus 1331 Denaren mit einem sehr hohen Silbergehalt. Die gestanzten
Blechplättchen bezeichnete der Vater des Finders zwar nur
als „Gelump",
doch der damalige Pfarrer Andreas Rauh erkannte rasch den
Wert des Fundes.
'Meranierschatz'
gefunden?
„Deutschlands
größter Münzenfund" hieß es damals in der Presse.
Experten bezweifelten freilich schon damals, dass es sich bei diesem
Fund um den berühmten „Meranierschatz"
handelt. Der wird heute noch gesucht.
Die
Gegend zwischen Neudorf, Modschiedel
und Kaltenhausen ist reich an Sagen und Gruselgeschichten.
Vor allem die Sage von dem sagenhaften vergrabenen
Silberschatz des letzten Meraniers wird dort seit Jahrhunderten
von Generation zu Generation
weitergegeben.
Mord
und Totschlag
Auftrieb erhielt
die „Schatzsuche" bereits
1920, als der Wirt von Kaltenhausen
bei Umbauarbeiten eine kleine
Truhe fand, die viele alte Münzen enthielt. Der
„Schatzfund" konnte aber nicht analysiert werden, weil der
Wirt die Münzen an einen Fremden verkauft hatte. Um die einstige
„Kaltenherberg" an der alten Verbindungsstraße,
wo die Herrschaftsbereiche des Hochstifts Bamberg und der
Markgrafenschaft Bayreuth-Kulmbach
aneinandergrenzten, ranken sich viele Geschichten, die
von Mord und Totschlag berichten.
Mancher
Reisende soll dort beraubt
und einfach verscharrt worden sein.
Noch heute wird davon berichtet, dass in der einstigen
Herberge die
Wirtsleute ihren verlorenen Sohn,
den sie nach seiner Heimkehr nicht
erkannten, umgebracht und beraubt
haben. Erst als sie ihre Beute untersuchten,
erkannten sie ihre Freveltat.
Wundertaten
ranken sich auch um die
einstige „St.-Georg-Kapelle" in Kaltenhausen.
Ein Ritter soll nach langem
Kampf einen Bären und ein drachenähnliches
Reptil getötet haben. Das Fell des großen Bären und die
Haut des Drachens wurden dann in
der Kirche aufbewahrt. Manches Heilwunder
soll in dieser Kapelle geschehen
sein. Viele Wallfahrer besuchten
damals die „St.-Georg-Kapelle"
am Rand der großen Femstraße.
Luther
predigte
In den Dörfern um
Fesselsdorf und Kaltenhausen
war frühzeitig die Reformation
eingekehrt. Wiederholt kam
es zu heftigen Auseinandersetzungen
mit dem Hochstift Bamberg. Dreimal
sollen die Bewohner den Glauben
gewechselt haben. Heute erzählt
man noch, dass der Reformator Dr.
Martin Luther auf seiner Reise zum
Reichstag nach Augsburg in diesem
Gebiet übernachtet und am nächsten
Tag im benachbarten Azendorf
einen Gottesdienst gehalten hat. Das
Bett, in dem Luther geschlafen hat,
wurde wie ein Heiligtum aufbewahrt.
Zweimal
wütete die Pest. 1632 bis 1634
ist die Hälfte der Einwohnerschaft
an dieser Krankheit gestorben. Viele
Bürger hat man einfach auf dem
nahen Kapellenacker begraben. Die
Weismainer nutzten die Kriegswirren,
um die „Lutherischen" auszuplündern.
In Fesselsdorf, Kaltenhausen und Azendorf nahmen sie alles
mit, was nicht niet- und nagelfest war.
Die
„St.-Georg-Kapelle" wurde dem
Erdboden gleichgemacht, die Glocke
weggeschafft. Vieles ist im Laufe
der Jahrhunderte verschiedenen
Bränden zum Opfer gefallen. Wegen des chronischen Wassermangels,
der erst in jüngster Zeit behoben werden konnte, war man gegen Brände
machtlos.
Mittelalterliche
Münzen
In den „grauen Metallplättchen", die
dem Landwirt Konrad Graßmann beim
Pflügen aus einem Tongefäß 1952
entgegenrollten, erkannte Pfarrer Andreas Rauh sofort mittelalterliche
Münzen. Ein Kulmbacher Numismatiker
untersuchte den sensationellen
Fund genauer. Der Schatz muss, wie die Bronzetafel in Neudorf aussagt,
ab 1291 vergraben worden sein.
Experten (vor allem Dr. Dirk Steinhilber, München) haben festgestellt, dass es sich bei der Mehrzahl
der Münzen
um Prägungen des Bischofs Eckbert
von Meranien, dem Erbauer des Bamberger Doms (1203 - 1237) handelt.
Weitere
Münzen stammen aus dem Kaiserreich
und aus dem Herrschaftsgebiet
des Bischofs Otto von Lobdeburg
von Würzburg (1207 -1223).
Heimatforscher
vermuten, dass es entlang der Altstraße vor allem aber im
Bereich der siedlungsarmen Jurahochfläche an der einstigen Landesgrenze
noch manches Geheimnis gibt.
Pflügende Bauern mit einem Pferde-
oder Ochsengespann, wie 1952,
gibt es heute kaum noch. Aber der
sagenumwobene „Meranierschatz"
muß nicht unbedingt auf einem
Acker vergraben sein.
[Nach einem Zeitungsbericht vom
20.08.1999 (?)]
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Auswertung
des Münzfundes (Dirk Steinhilber)
[zurück
zum Museum Weismain]
Diese Bronzetafel an einem Findling im Schatten der Kirche von
Neudorf erinnert an "Deutschlands größten Münzenfund"
im Jahre 1952
Ein Teil des Münzfundes von 1952
aus Neudorf, Stadt Weismain im NordJURA-Museum
Die größere Silbermünze (Mitte) gehört nicht dazu.
[rechte Hälfte]
Die restlichen Münzen befinden sich im Diösesanmuseum und im Historischen Museum Bamberg.
Rot bemaltes Münzgefäß, Höhe 11,4 cm;
Prähistorische Staatssammlung München
[K. Radunz, Vor- und Frühgeschichte im Landkreis Lichtenfels, 1969,
Tafel 27 Abb.2]
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Auswertung
des Münzfundes (Dirk Steinhilber)
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