Michel Weiß hat
sein Leben und Wirken in den Dienst der Stadt Kulmbach
gestellt. Seine Portraits stellen eine Lehrstunde in Sachen
Kulmbacher Familiengeschichte dar. Zahlreiche
Persönlichkeiten von Namen, Rang und Einfluss saßen ihm
Modell. Seine Landschafts- und Stadtbilder zeigen sein
Engagement für das „alte Kulmbach" durch Rückblendung auf
die Biedermeierzeit.
Das ungewöhnlich
starke und liebevolle Zugehörigkeitsgefühl zu seiner Stadt
hat der Kulmbacher Stadtrat mit der Ehrenbürgerwürde
honoriert. Am 19. September des Jahres 1867 erblickte Michel
Weiß als zweites von sechs Kindern des Tuchhändlers und
Tuchscherermeisters Christian Gottlieb Weiß und seiner
Ehefrau Anna Margarete Caroline, geb. Pfaff, das Licht der
Welt im Hause Oberhacken 6. Im Jahre 1871 besuchte Michel
Weiß die Kleinkinderschule in der Waaggasse, 1874 die
Volksschule und 1878 die Realschule in Wunsiedel.
Nach dem Tod der
jüngeren Schwester Christiane und des Vaters im Jahre 1881
begann für die Familie eine Zeit finanzieller Not. 1883
stellte die Mutter ihren Sohn in München dem Genre- und
Landschaftsmaler Eduard Heinel vor, der das Talent des
Kulmbachers sofort erkannte. Es folgte eine Zeit der Unruhe,
gekennzeichnet durch die Suche nach einem eigenen Stil.
München hatte sich zu dieser Zeit zu einem der führenden
Kunstzentren Europas entwickelt. Im Jahre 1892 ließ sich
Michel Weiß dann als selbstständiger Maler in Kulmbach
nieder. Aus der Zeit um 1896 datierten die ersten
Portrait-Aufträge. 1914 meldete sich der Maler als
Kriegsfreiwilliger. Eine Verwundung hatte zur Folge, dass
der Maler, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz, als
kriegsuntauglich wieder in die Heimat geschickt wurde. Ab
dem Jahre 1916 widmete sich Michel Weiß ganz seinem
künstlerischen Beruf.
Als die damalige
sog. Feierabendgesellschaft, eine Zweiganstalt des
Industrie- und Kulturvereins Nürnberg, ihre erste
Plassenburg-Ausstellung im Jahre 1929 ins Leben rief,
gehörte auch Michel Weiß zu den Künstlern aus ganz
Franken, die einem streng definierten Qualitätsanspruch zu
genügen hatten. Mit dem Jahre 1929 begann auch das aktive
Mitwirken im Verein „Freunde der Plassenburg". Diese
Aktivitäten honorierte der Verein im Jahre 1931 durch die
Verleihung der Plassenburg-Medaille in Bronze und im Jahre
1937 mit der in Silber. Anlässlich des 80. Geburtstags
verlieh die Stadt Kulmbach Michel Weiß am 14.11. des Jahres
1947 die Ehrenbürgerwürde. 1949 folgt der Eintrag ins
Goldene Buch der Stadt. Am 13.4.1951 starb Michel Weiß in
Kulmbach, Oberhacken 6.
Quelle: Badhaus Museum: Einblick in das Obere Badhaus, Herausgeber:
Unternehmen Stadt Kulmbach